’71

In einem Trainingscamp in England kriechen junge Soldaten durch den Schlamm und klettern Wände hoch. Sie trainieren für den Ernstfall. Der Kamerablickwinkel fällt auf den jungen Gary Hook, gespielt von Jack O’Connell. Der britische Rekrut wird im Jahr 1971 nicht – wie erhofft – in Deutschland, sondern in Belfast stationiert. Mitten in bürgerkriegsartigen Zuständen soll die britische Einheit für Frieden zwischen Protestanten und Katholiken in der zweigeteilten Stadt in Nordirland sorgen.

Hao Ji Le – Von der Schönheit eines betonierten Frühlings

Nur noch die Kräne künden von einem Fortschritt, an dem hier niemand mehr glaubt. Der Regen hat sämtliches Leben aus dieser namenlosen Millionenstadt irgendwo im Süden Chinas gewaschen. Inmitten von streunenden Hunden, leeren Straßen und lieblos hochgezogener Betonbauten nehmen sich die Neonlichter der Internet-Cafés und Clubs wie Irrlichter aus. In dieser von Liu Jian geradezu spröde gezeichneten Welt ist es da nicht verwunderlich, von welchem Licht sich die Menschen, wie Fliegen angelockt, verbrennen lassen: Ein Koffer mit Geld.

Alle Jahre wieder – die 68. Berlinale

Es ist wieder soweit – Vorhang auf für die 68. Internationalen Filmfestspiele Berlin. Knapp 400 Filme aus aller Welt erleben in den nächsten 10 Tagen ihre Welt- oder Europapremiere. Ein Überblick zur diesjährigen Berlinale.

Easy Love #berlinalekritik

Regisseur Tamer Jandali setzt in „Easy Love“ den Biografien seiner Laiendarsteller*innen ein Denkmal – ein großes Problem seines Kinodebüts. 88 Minuten werden die Probleme seiner Millenialprotagonist*innen erörtert, leider nicht mit der nötigen Distanz, die „Easy Love“ zu einem kritischen Porträt der Generation Y gemacht hätte

Final Portrait – Perfekt unzufrieden

Wenn der Pinsel feiner wird, ist das ein gutes Zeichen. Das hat James Lord inzwischen verstanden. Giacometti neigt sich dann zur Leinwand, tupft den Pinsel in die graue Farbe und setzt gezielte Striche. Alles sollte nur ein paar Stunden dauern, höchstens eine Woche, hat der Meister gesagt. Dann sei das Portrait fertig. Wäre da nicht der dicke Pinsel, den Lord so sehr fürchtet. Wusch! Nur die Augenpartie, die kann bleiben. Im Chaos künstlerischen Schaffens gibt es kein Ende.

Taxi Teheran

Nach dem unglaublichen Erfolg von Taxi Teheran auf der diesjährigen Berlinale war es nur eine Frage der Zeit, dass Jafar Panahis Film ins Kino kommt. Zu Recht, meint unser Redakteur, der sich auf die cineastische Taxifahrt durch Irans Hauptstadt eingelassen hat.

Pokot – Ein Schuss ins Leere

Mit welchem Recht dürfen Menschen Tiere töten? Duszejko schaut den Pfarrer eines trostlosen Bergdorfes an der polnisch-tschechischen Grenze tief in die Augen. „Gott hat sie dem Menschen untergeordnet“, lautet seine Antwort. Das ist kein Argument, nicht für Duszejko, die an Astrologie glaubt, nicht aber an Gott. Tränen schießen ihr in die Augen. Der Pfarrer ist in diesem polnischen Wettbewerbsbeitrag der Berlinale erschreckend böse zu ihr. Das hat einen Grund, auch er schießt gerne auf Tiere. Wie alle Männer im Dorf.

Barbara

Geschrieben von Caspar Schwietering Berlin, 14. Februar 2012 In der ersten Szene von Christian Petzolds Film "Barbara" ist die Essenz des ganzen Films bereits enthalten. Die Kinderärztin Babara Wolf (Nina Hoss) steigt aus einem Bus und setzt sich auf eine Bank vor der kleinen Kinderklinik in der mecklenburgischen Provinz. Dabei wird sie von dem Chefarzt André (Ronald Zehrfeld) und dem Hauptmann der Staatssicherheit, Klaus Schütz (Rainer Bock), beobachtet. Dieser setzt André auf die aus Berlin strafversetzte Barbara an. Schütz findet es trotzig wie Babara da sitzt, doch der Zuschauer sieht in ihrem Verhalten nicht Trotz, viel eher Stolz und er sieht auch wie André dieser Stolz gefällt.

Der GRIMMigste Monat des Jahres

Es ist Februar. Ein Monat mit besonders großer Bedeutung für die jungen Menschen in der Fashion- und Hipster-Hauptstadt. In Berlin-Mitte ist mal wieder die Hölle los. Gestylte Menschen mit Einweg-Kaffebechern schieben sich leicht gehetzt durch die Straßen, um gleich noch einen der begehrten Plätze zu ergattern. Nein, ich rede nicht von der Berlinale. Ich rede vom Jakob-und-Wilhelm-Grimm-Zentrum – the place to be.

Deutscher Filmpreis – „3 Tage in Quiberon“ räumt ab

Die Bühne funkelt gold und die Stimmung im Saal ist aufgeheizt. Man merkt sofort, dass es hier nicht um irgendeine Auszeichnung geht. Verliehen wird die LOLA, der renommierteste und höchst dotierte Deutsche Filmpreis.

Colo – Warten auf den Wandel

Krisen können Menschen zusammenschweißen. Wenn etwa der Wille da ist, eine schwierige Situation zu überdauern. Eine Wende muss kommen, schließlich ist eine Krise kein Dauerzustand. Sie muss vorüber gehen. Nicht so in Portugal. Hier hat sich die Krise in den ärmlichen Wohnhaussiedlungen eingenistet. Sie geht einfach nicht weg. Die Familien, die dort leben, zerbrechen daran. Ihr Wille ist nur noch ein Warten auf die Wende.

Return to Montauk – Der Ort ganz am Ende

Für die Premiere seines neusten Buches reist der Autor Max Zorn nach New York. Seine Lebensgefährtin Clara hat die Veröffentlichung in den USA mit vorbereitet und wartet dort bereits auf ihn. In seinem Roman geht es um das Scheitern einer Liebe zu einer anderen Frau. In New York angekommen, erinnert sich Max an die Frau von damals. Rebecca ist mittlerweile erfolgreiche Anwältin und erst nach einigem Zögern stimmt sie einem Wiedersehen mit Max zu. Zusammen fahren sie nach Montauk, der Ort, an dem sie damals „Weltmeister im Glücklichsein“ waren.

BERLINALE-KRITIK: Die defekte Katze – „Perfekt ist scheiße, Maman“

Die defekte Katze – „Perfekt ist scheiße, Maman“ Der Film „Die defekte Katze“ von Regisseurin Susan Gordanshekan aus der Sektion „Perspektive Deutsches Kino“ handelt von...

Don Jon’s Addiction

Geschrieben von Susanna Ott Berlin, 16. Februar 2013 Jon Martello ist ein Aufreißer. Wenn er in einen Club geht, begrüßen seine Freunde ihn mit "Don", für Frauen hat er eine Bewertungsskala von eins bis zehn. Regelmäßig nimmt er eine Acht oder Neun mit nach Hause – nur eine Zehn ist ihm noch nicht begegnet.

The Grand Budapest Hotel

“The Grand Budapest Hotel“ eröffnet die 64. Berlinale mit einem Paukenschlag. Wes Anderson entwirft ein märchenhaftes Kuriositätenkabinett mit Schauspielern, die auf einzigartige Art und Weise Tragik und Komik so zu vereinigen wissen, dass der Zuschauer mit einem melancholischen Schmunzeln zurückbleibt.

The Monuments Men

Die Aufgabe, vor der George Clooney bei der Verwirklichung seines nun auf der Berlinale präsentierten Filmes stand, war ebenso monumental, wie dessen Titel schon vermuten ließ: Für "The Monuments Men" schrieb Clooney als Co-Autor das Drehbuch, führte Regie, wirkte als Co-Produzent und war zugleich Hauptdarsteller. Der Film, der in Zusammenarbeit mit den Filmstudios Babelsberg größtenteils in Deutschland gedreht und produziert wurde, basiert auf wahren Gegebenheiten und greift die Geschichte von rund 350 ganz besonderen alliierten Soldaten im Zweiten Weltkrieg auf.

Bär vertreibt Bettelnde

Wenn in Berlin heimische Personen oder kundige Besucher*innen ein Plakat der diesjährigen Berlinale sehen, erinnert sie das Werbemotiv an eine der fragwürdigsten architektonischen Leistungen Berlins: die riesenhaft anmutende Unterführung der Charlottenburger Messekreuzung im viel kritisierten Stil der 70er Jahre. Ein absolut unwirtlicher Ort, den alle Kenner*innen meiden.

Berlinale 2021- vier Einblicke

Das Sommer Special der diesjährigen Berlinale war ungewöhnlich, jedoch erfolgreich. Zwar konnten viel weniger Karten als sonst ergattert werden, die Filmauswahl war aber wie immer sehr divers, zwischen bizarr und bereichernd.

NOMA – Was isst man eigentlich in Skandinavien?

Ob sie keinen Thymian von einem Zitronenthymian unterscheiden könnten, fragt René Redzepi. Er steht locker vor ihnen, schreit jetzt aber fast. Seine Souchefs schauen bedröppelt zu Boden. Redzepi redet sich in Rage: „Schmeckt ihr da Zitrone?“ Die beiden probieren, einer beginnt einen Satz, stottert aber nur unverständliches Zeug und schluckt ihn dann doch mit dem Rest-Thymian runter. Nein, keine Zitrone, Chef. Redzepi hat Recht.

Josef Hader im Interview mit der UnAufgefordert

„Immer wenn ich sage, was ich denke, ist schlechte Stimmung.” Der österreichische Kabarettist, Autor, Schauspieler und neuerdings auch Regisseur Josef Hader feiert im diesjährigen Berlinale Wettbewerb mit „Wilde Maus“ sein Regiedebüt. Er selbst spielt die Hauptrolle Georg Endl. Mit der UnAuf sprach Josef Hader über seine Studienzeit, Leidenschaften, die Komik und den Wahnsinn in die „Wilde Maus“.