Deutscher Filmpreis – „3 Tage in Quiberon“ räumt ab

Die Bühne funkelt gold und die Stimmung im Saal ist aufgeheizt. Man merkt sofort, dass es hier nicht um irgendeine Auszeichnung geht. Verliehen wird die LOLA, der renommierteste und höchst dotierte Deutsche Filmpreis.

Diane Kruger, Elias M’Barek, Charly Hübner, Frederik Lau und Marie Bäumer. Am Freitagabend waren wohl alle Gesichter der Deutschen Filmszene an dem selben Ort: dem Palais am Funkturm zur Verleihung der LOLA.

Mit ernüchternden Worten eröffnet Iris Berben, die Präsidentin der Deutschen Filmakademie die Gala. Das vergangene Wochenende sei das seit langem besucherschwächste Wochenende für das Deutsche Kino gewesen.
Ihren Ratschlag „Hebt euren Hintern und arbeitet“ haben zumindest die Anwesenden in den letzten Jahren bereits verfolgt und eine bunte Mischung an nominierten Filmen in den Wettbewerb um die LOLA geschickt.

Monika Grütters gegen Machtmissbrauch in der Filmbranche

Nicht nur auf der Berlinale hat die Debatte um #metoo Spuren hinterlassen. Auch auf dem Deutschen Filmpreis ist Sexismus ein präsentes Thema. Monika Grütters spricht sich gegen Machtmissbrauch in der Filmbranche aus und hebt hervor, dass künstlerische Leistungen von Frauen genauso anerkannt werden müssen, wie jede von Männern. Umso mehr freue es sie, dass unten den Nominierten für die Kategorie „Beste Regie“ mit Emily Atef und Valeska Grisebach gleich zwei Frauen sein.

Doch die ernsthafte Stimmung wandelt sich schnell als Edin Hasanovic, dem Moderator der Show, das Mikrofon übergeben wird. Er reißt einen Witz nach dem anderen und bringt das Publikum in eine ausgelassene Stimmung: „Ich bekomme gerade durchgesagt, dass die Einschaltquote sinkt. Können Sie bitte kurz auf Elias M’Barek schwenken?“ witzelt er erst und dann wird es auch schon wieder politisch. Wie Björn Höcke es wohl fände, wenn er heute Abend den Fernseher einschalte und sehe, dass ein ehemaliger Flüchtling nun den Deutschen Filmpreis moderiere. “Flüchtlinge sind keine Probleme, sondern Menschen“, schließt er und erntet Applaus.

Schließlich verkündet er noch, dass Dankesreden auf eine Minute begrenzt seien und er die Reden bei Zeitüberschreitung mit Gesang unterbreche. Und das, soviel vorweg, zieht er auch durch.

“3 Tage in Quiberon” gewinnt sieben LOLAS

Mit der Verleihung der LOLA für die beste weibliche Nebenrolle beginnt schließlich die eigentliche Zeremonie. Birgit Minichmayr gewinnt den Preis für ihre Rolle als Hilde im Film „3 Tage in Quiberon“. Der Film von Emily Atef über das Leben Romy Schneiders ist der klare Sieger des Abends. Sieben Lolas erhielt der Film. Marie Bäumer wurde für ihre Rolle als Romy Schneider als beste Hauptdarstellerin ausgezeichnet und nimmt den Preis bei Freudentränen entgegen. Robert Gwisdek, der wegen der Geburt seiner Tochter via Skype benachrichtigt und auf die Leinwand projiziert wird, erhält den Preis für die beste männliche Nebenrolle. Emily Atef erhält die LOLA für die beste Regie, außerdem werden Kamera/Bildgestaltung und Filmmusik ausgezeichnet. Der wichtigste Preis des Abends, die LOLA für den besten Film, verliehen von Iris Berben und Monika Grütters persönlich, geht ebenfalls an “3 Tage in Quiberon”.

Hark Bohm erhält Ehrenpreis für sein Lebenswerk

Ein ganz besonderer Preis wird an Hark Bohm für sein Lebenswerk verliehen. In einer langen Ansprache ehrt Oscar-Anwärter Fatih Akin seinen Freund Hark Bohm, den 78-jährigen Hamburger Schauspieler, Drehbuchautor, Regisseur und Produzenten. Bohms größter Erfolg war der Film „Nordsee ist Mordsee“ aus dem Jahr 1976. Außerdem schrieb er an Fatih Akins Seite das Drehbuch für den mehrfach ausgezeichneten Jugendfilm Tschick. Das Duo wurde außerdem für das beste Drehbuch für “Aus dem Nichts” ausgezeichnet.

„Fack ju Göhte 3“ bekommt den zweiten Ehrenpreis des Abends. Die Schauspieler und der Regisseur Bora Dagtekin erhalten alle eine LOLA für den besucherstärkten Film.

Auch der Berlinale Publikumsliebling “In den Gängen” von Thomas Stuber muss an diesem Abend nicht mit leeren Händen nach Hause gehen. Hauptdarsteller Franz Rogowski verkörpert den schüchternen Gabelstaplerfahrer auf berührende Art und Weise und nimmt den Preis als bester Hauptdarsteller mit bescheidenen Worten entgegen: “Ich danke besonders meiner Familie. Denen ist all das hier total unwichtig. Die haben mich auch schon vorher gemocht.”

Nachdem der Deutsche Film im Berlinale-Wettbewerb wieder Erwarten leer ausblieb, gibt es nun endlich wieder etwas zu feiern.

 

 

Weitere Preise gingen an:

Beste Spielfilme: Lola in Gold für “3 Tage in Quiberon”, Lola in Silber für “Aus dem Nichts”, Lola in Bronze für “Western”

Beste weibliche Hauptrolle: Marie Bäumer in “3 Tage in Quiberon”

Beste weibliche Nebenrolle: Birgit Minichmayr in “3 Tage in Quiberon”

Beste männliche Hauptrolle: Franz Rogowski für “In den Gängen”

Beste männliche Nebenrolle: Robert Gwisdek für “3 Tage in Quiberon”

Ehren-Lola: Regisseur und Drehbuchautor Hark Bohm

Bester Dokumentarfilm: Andres Veiel für “Beuys”

Bestes Drehbuch: Fatih Akin und Hark Bohm für “Aus dem Nichts”

Beste Regie: Emily Atef für “3 Tage in Quiberon”

Beste Kamera: Thomas W. Kiennast für “3 Tage in Quiberon”

Bester Schnitt: Stephan Krumbiegel, Olaf Voigtländer für “Beuys”

Beste Filmmusik: Christoph M. Kaiser, Julian Maas für “3 Tage in Quiberon”

Bestes Maskenbild: Morag Ross, Massimo Gattabrusi für “Manifesto”

Beste Tongestaltung: Martin Steyer und Kollegen für “Der Hauptmann”

Besucherstärkster Film: “Fack ju Göhte 3”

 

Foto: DEUTSCHER FILMPREIS 2018 | © AGENTUR EVENTPRESS