NOMA – Was isst man eigentlich in Skandinavien?
Ob sie keinen Thymian von einem Zitronenthymian unterscheiden könnten, fragt René Redzepi. Er steht locker vor ihnen, schreit jetzt aber fast. Seine Souchefs schauen bedröppelt zu Boden. Redzepi redet sich in Rage: „Schmeckt ihr da Zitrone?“ Die beiden probieren, einer beginnt einen Satz, stottert aber nur unverständliches Zeug und schluckt ihn dann doch mit dem Rest-Thymian runter. Nein, keine Zitrone, Chef. Redzepi hat Recht.
Berlinale: Ein gelungener Umgang mit der Vergangenheit? Maggie Perens „Der Passfälscher“
Perens Film erzählt die Geschichte von Cioma Schönhaus, der einst eine Kunsthochschule besuchen wollte und unter den Nazis Pässe fälschte, um am Leben zu bleiben. Die Geschichte beruht auf einer wahren Begebenheit. Dabei hat Perens Film keine Scheu, Witze über jene Menschen zu machen, die dem Regime bis zum letzten Atemzug die Treue geschworen haben.
Hao Ji Le – Von der Schönheit eines betonierten Frühlings
Nur noch die Kräne künden von einem Fortschritt, an dem hier niemand mehr glaubt. Der Regen hat sämtliches Leben aus dieser namenlosen Millionenstadt irgendwo im Süden Chinas gewaschen. Inmitten von streunenden Hunden, leeren Straßen und lieblos hochgezogener Betonbauten nehmen sich die Neonlichter der Internet-Cafés und Clubs wie Irrlichter aus. In dieser von Liu Jian geradezu spröde gezeichneten Welt ist es da nicht verwunderlich, von welchem Licht sich die Menschen, wie Fliegen angelockt, verbrennen lassen: Ein Koffer mit Geld.
Das Streben nach Leben: „Eyimofe“ von den Esiri-Brüdern
In ihrem Debütfilm Eyimofe erkunden die Esiri-Brüder die nigerianische Metropole Lagos anhand zweier Einzelschicksale und erzählen eine Geschichte von Abhängigkeit und Freiheit.
Deutscher Filmpreis: Die Nominierungen
Der Deutsche Filmpreis, die LOLA, wird seit 1951 verliehen und ist die renommierteste und höchst dotierte Auszeichnung für den Deutschen Film. Der Preis wird von Monika Grütters, der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien verliehen. Die Abstimmung über die Gewinner erfolgt durch die rund 1800 Mitglieder der Deutschen Filmakademie. Jetzt schon freuen kann sich Fack Ju Göhte 3 von Bora Dagtekin, der als besucherstärkster Film bereits feststeht.
Ana, mon amour – Zwischen Liebe und Wahnsinn
Im Mittelpunkt des Films steht die Beziehung zwischen Toma und Ana. Die beiden lernen sich während eines gemeinsamen Literaturstudiums kennen, und dass mit Ana etwas nicht stimmt, erfährt Toma gleich bei ihrem ersten Date: Sie leidet unter heftigen Panikattacken, ist psychotisch und verlässt teilweise tagelang nicht ihre Wohnung. Bei einem Disput über Nietzsches Moralphilosophie wird Toma das erste Mal mit einem ihrer Anfälle konfrontiert: Ana hat ihre Pillen vergessen, woraufhin ihr panisch die Luft wegbleibt.
Berlinale: „Sonne“ – ein Coming-of-Age-Film, der tiefer geht?
Yesmin ist in Österreich geboren und trägt Hijab. Als sie und ihre Freunde ein Musikvideo in Burkas drehen, wächst aus einem anfänglichen Spaß die Frage nach Identität und toxischer Aneignung. Kurdwin Ayubs Film Sonne zeigt die schwere Zerreißprobe einer jungen Österreicherin mit Migrationshintergrund, die zwischen ihrem Traditionsbewusstsein und der scheinbaren Offenheit ihrer Freundinnen zerrieben wird.
Ist jemand alleine hier?
Es gibt Abende, da will man nicht ins Kino. Ich wollte an jenem Abend, an dem ich
mein verrücktestes Kinoerlebnis hatte, eigentlich auch nur nach Hause. Ich kam
gerade aus der Bibliothek, hatte einen anstrengenden Tag hinter mir und mein Hirn war
Matschepampe. Zu Hause angekommen, stellte ich allerdings fest: es gibt Abende, da
muss man einkaufen.
Berlinale: Von der Zensurbehörde gefördert – Li Ruijuns „Yin Ru Chen Yan“/ „Return to...
Youtie Ma lebt ein schweres und abgeschiedenes Leben in einem nordchinesischen Dorf. Weil er noch unverheiratet ist, arrangieren seine Verwandten eine Ehe mit Guiying Gao. Sie ist schweigsam und kämpft mit den Folgen schwerster Misshandlung. Was die beiden eint, ist eine besondere Sicht auf die Welt – für den Film von Li Ruijun Fluch und Segen zugleich.
Django – Die Berlinale ist eröffnet
Django, um es vorweg zu nehmen, ist ein gut gewählter Eröffnungsfilm. Das Künstlerportrait des berühmten Gitarristen und Komponisten Django Reinhardt, ist ein wirklich erstaunliches Filmdebüt des französischen Regisseurs Étienne Comar, der schon an mehreren Filmen mitgewirkt hat, bislang aber nie selbst hinter der Kamera stand. Er erzählt die wahre Geschichte eines Musikers, der 1910 als Sohn elsässischer Sinti in Belgien geboren wurde und in den 30er Jahren in Paris zum Star wurde.
Die Berlinale 2021 – außergewöhnliche Filmfestspiele?
Am 3. Juni beginnt der Ticketverkauf für das „Summer Special“ der Berlinale 2021, das vom 9. – 20. Juni in den Berliner Freiluftkinos startet. Ob der außergewöhnliche Ablauf der diesjährigen Berlinale einem Publikumsfestival gerecht werden kann, wird sich im Juni herausstellen.
Barbara
Geschrieben von Caspar Schwietering
Berlin, 14. Februar 2012
In der ersten Szene von Christian Petzolds Film "Barbara" ist die Essenz des ganzen Films bereits enthalten. Die Kinderärztin Babara Wolf (Nina Hoss) steigt aus einem Bus und setzt sich auf eine Bank vor der kleinen Kinderklinik in der mecklenburgischen Provinz. Dabei wird sie von dem Chefarzt André (Ronald Zehrfeld) und dem Hauptmann der Staatssicherheit, Klaus Schütz (Rainer Bock), beobachtet. Dieser setzt André auf die aus Berlin strafversetzte Barbara an. Schütz findet es trotzig wie Babara da sitzt, doch der Zuschauer sieht in ihrem Verhalten nicht Trotz, viel eher Stolz und er sieht auch wie André dieser Stolz gefällt.
Rolex, Waffen, Motorroller – Die “Paranzini” erobern Berlin
Die „Paranzini“ von Neapel sind fiktiv und doch real. Für seinen Erfolgsfilm steht Roberto Saviano in der Kritik: Neapels Bürgermeister zufolge ist er unfähig, die Stadt und die Mafia vollständig zu analysieren. Doch obliegt es nicht ihm, über das Phänomen Mafia aufzuklären
Die Wohnung
Geschrieben von Sandra Malter
Berlin, 15.Februar 2013
70 Jahre lang hat Gerda Tuchler mit ihrem Ehemann in einer Wohnung in Tel Aviv gelebt, nachdem sie im Zweiten Weltkrieg vor dem Holocaust aus Deutschland geflohen waren. Die Wohnung gleicht einem Stück Berlin mitten in Israel. Sie ist zugleich Anfangs- als auch Endpunkt des Dokumentarfilms "Die Wohnung" (The Flat).
Janet Planet: Ein fesselnder Blick auf Mutter-Tochter-Beziehungen
Der Film Janet Planet von Annie Baker zeigt den Alltag von Lacey, einem zurückhaltenden 11-jährigen Mädchen (Zoe Ziegler), und ihrer Mutter Janet (Julianne Nicholson), als sie einige Sommerwochen in ihrem abgelegenen Haus in den Wäldern von Massachusetts verbringen.
Beuys – Der Vernünftige
Die Dokumentation „Beuys“ vom Regisseur Andres Veiel ist das Portrait eines Künstlers, der in Deutschland lange Zeit falsch verstanden wurde. Während Beuys als erster Deutscher eine Einzelausstellung im Guggenheim Museum in New York bekam, wurde sein Werk in seiner Heimat mehrheitlich als „teuerster Sperrmüll aller Zeiten“ verstanden.
Quiet emotional – „My Salinger Year“ eröffnet die 70. Berlinale
Philippe Falardeau's „My Salinger Year" ist eine Hommage an die Literaturszene und das alte New York. Mit dem Eröffnungsfilm der 70. Berlinale ging niemand ein Wagnis ein.
Berlinale: Danke für das Glitzersakko – Ulrich Seidls „Rimini“
In den Hotelburgen Riminis stapeln sich Stühle. Der Saal ist freigeräumt für Richie Bravo, seines Zeichens Schlagerstar. Sein Glitzersakko mag ein bisschen angestaubt sein, aber eigentlich ist doch alles cool beim Richie. Er trinkt zu viel und bringt ältere Frauen nach dem Gelegenheitssex um ihr Geld. Wäre da nicht noch seine Tochter, die ihn mit seinem miserablen Leben konfrontiert.
Das Beste zum Schluss
Geschrieben von Franziska Sedlbauer
Berlin, 19. Februar 2012
Am gestrigen Abend fand die feierliche Abschlussgala der 62. Internationalen Filmfestspiele Berlin statt. Anke Engelke war Gastgeberin der Veranstaltung im Berlinale Palast am Potsdamer Platz. Zum Finale der Berlinale wurden unter anderem die Gewinner des Goldenen und der Silbernen Bären in der Sektion Wettbewerb bekanntgegeben.
T2 Trainspotting – Nicht mehr ganz so junge Helden
„Chose life. Entscheide dich für das Leben, für Facebook, Twitter, Instagram und hoffe, dass es irgendwen irgendwo interessiert. Entscheide dich dafür, alte Flammen zu suchen und wünsche dir, du hättest damals alles anders gemacht. Entscheide dich dafür zuzusehen, wie die Geschichte sich wiederholt. Entscheide dich für deine Zukunft. Chose life.“