Einmal in der Weltstadt London zu studieren ist der Traum vieler Student*innen. Doch die Vorstellung weicht einer teuren Realität. Eine Partnerschaft der Humboldt-Universität mit dem King’s College London macht das möglich, was sich viele sonst nicht leisten könnten.

Es ist weniger eine Stadt als ein Organismus. London scheint kaum Grenzen zu haben – sei es in Bezug auf das kulturelle Angebot, die unzähligen Bars und Clubs oder seine endlosen Shopping-Meilen. Im Vergleich zu Berlin wirken die Gebäude höher, die Straßen und Bürgersteige voller, die Parks stattlicher. Ein besonderer Bestandteil des Londoner Gefüges sind die Student*innen, da es hier eine große Konzentration von Unis und Hochschuleinrichtungen gibt. Das King’s College London ist eine der Partneruniversitäten der HU. Als ich die Zusage erhielt, dort für zwei Semester zu studieren, ging für mich ein Traum in Erfüllung. Ich konnte es kaum erwarten, meinen Platz in London zu finden.

Das Studium am King’s ist in vieler Hinsicht genauso chic wie London selbst. Meine Vorlesungen und Seminare finden größtenteils auf dem Campus „Strand“ in historischen und architektonisch beeindruckenden Gebäuden statt, die selbst der HU Konkurrenz machen. Am King’s lassen jedoch auch die Innenräume der Universitätsgebäude nichts zu wünschen übrig. Es sind unzählige Aufenthalts- sowie Lernräume für Student*innen, kleine Küchenbereiche für mitgebrachtes Essen und sogar Duschen vorhanden. Ziemlich imposant. Die meisten Hochschuleinrichtungen in Großbritannien sind anders als die deutschen Unis nicht staatseigen, sondern haben einen privaten Charakter. Trotzdem gilt die Mehrzahl der britischen Unis als „öffentlich”, da sie direkte staatliche Finanzierung erhalten. Der bedeutendste Unterschied zu deutschen Unis: die Studiengebühren. Einheimische Student*innen zahlen für ihr Studium am King’s 9.250 Pfund pro Jahr. Diese Summe unterliegt seit 2017 einer gesetzlichen Kappungsgrenze. Was passiert, wenn eine solche Obergrenze fehlt, sieht man an den Studiengebühren für internationale Student*innen, die zum Beispiel in Jura bei 27.540 Pfund pro Jahr liegen. Seit dem Brexit müssen auch Student*innen aus EU-Ländern diese Summe zahlen.

Es ist naheliegend, dass die moderne und vielseitige Ausstattung des King’s unter anderem auf die hohen Studiengebühren zurückzuführen ist. Allerdings sorgen sie auch dafür, dass das Studieren zu einem größeren Privileg wird. Neben den Studienkosten fallen gerade in London ungeheure Wohnungskosten an. Als Berlinerin dachte ich, dass mich kein Wohnungsmarkt mehr schockieren kann, aber seit ich über neunhundert Pfund monatlich für die Miete im Studierendenwohnheim zahle, wurde meine verklärte Traumvorstellung von London etwas gedämpft. Zwar gibt es für Student*innen die Möglichkeit, Gebühren durch Stipendien oder mithilfe eines Studienkredits zu decken, um sich ein Studium in London leisten zu können. Dennoch habe ich im Uni-Alltag die Erfahrung gemacht, dass besonders viele der Student*innen einen wohlhabenden Hintergrund haben. Das wurde mir spätestens klar, als mir Kommilitoninnen von ihren Reisen nach Malaysia und Dubai während der einwöchigen Reading Week erzählten. Ansonsten ist nicht nur ein erhöhtes Aufkommen von Designer-Marken zu bemerken, sondern eine grundsätzliche Bereitschaft der meisten Student*innen, die absurd hohen Preise Londons wie selbstverständlich hinzunehmen – Clubeintritt für 22 Pfund? Kein Problem.

Insgesamt entsteht eine teilweise elitäre Atmosphäre, die die Student*innen oft nicht aufgeben wollen, damit das ausgegebene Geld oder die Last eines aufgenommenen Kredits nicht „umsonst“ gewesen sind. Umso dankbarer ich mich fühle, durch das Partnerprogramm der HU London erleben zu können, desto mehr realisiere ich aber auch: Für viele Student*innen wird das Studium in London nur ein Traum bleiben. 


Illustration: Lotte Marie Koterewa

Dieser Artikel wurde bereits in der Ausgabe #263: Ostpaket veröffentlicht.