Der Tod Josef Stalins

Mit The Death of Stalin gelingt Armando Iannucci was nur wenige schaffen: ein glaubhaftes Mosaik aus Realsatire und Wahnsinn

Am 2. März 1953 erleidet der Obergenosse einen Schlaganfall: Stalin liegt im Sterben. Noch kurz davor lacht er herzlich über die Nachricht einer Pianistin, die ihm den Tod wünscht; Stalin hatte ihre Familie erschießen lassen. Als er in seinem Arbeitszimmer zusammenbricht, hört man es bis auf den Flur. Die Wachen vor seinem Arbeitszimmer bleiben auf ihren Posten: Niemand will den großen Führer stören, keiner der beiden will erschossen werden.

Noch am selben Abend gastieren die Lakaien des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei auf Stalins Datscha. Während er lacht und scherzt, zeigen wilde Schnitte und Kamerafahrten die Erschießungskommandos, die wie jede Nacht seit zwanzig Jahren durch Moskau fahren, und jene Menschen abführen, die auf Stalins berüchtigten Listen stehen.

Die Absurdität um Stalins engsten Zirkel, der Mikrokosmos, der seine Macht garantiert, sie bestehen aus einem Spagat zwischen Angst und Witz. Nichts und niemand scheint sicher, und am Ende schaut man gemeinsam Cowboy-Filme. Stalins Führungsstil und seine eigentümlichen Späße werden in kürzester Zeit so prägnant dargestellt, dass einem bange wird. Wer in seiner Gegenwart einen falschen Witz macht, kann schon morgen tot sein. Malenko, Beria und Chruschtschow, drei seiner engsten Gefolgsleute, zeigen bei all dem Dünkel rund um Stalins Aura eine schauspielerische Leistung, die jenen von Grundschülern ähnelt. Als sie den vermeintlich toten Stalin auffinden, gestaltet sich die Trauer durch das Umgehen einer großen Urin-Lache als besonders schwierig.

Mit der Polit-Satire The Death of Stalin ist dem Regisseur Armando Iannucci das gelungen, was nur wenige schaffen: ein glaubhaftes Mosaik aus Realsatire und Wahnsinn. Denn kaum ist Stalin tot, beginnt das Geschacher um seine Nachfolge. Zwischen Dummheit, Schwachsinn und Manipulation versuchen sich Chruschtschow, Malenko und Beria die Macht zu sichern. Der Lächerlichkeit sind hierbei keine Grenzen gesetzt, und zwischen all den Erschießungen kommt kein Witz zu kurz. Umso grotesker erscheinen in diesem Zusammenhang die Eskapaden des Geheimdienstchefs Beria, der neben seiner Vorliebe für Intrigen auch gerne kleine Mädchen für ein persönliches Verhör einsperren lässt.

Neben der spannenden Handlung, die manchmal wie eine einzige Blödelei á la Monty Python daherkommt, überzeugt vor allem das schauspielerische Aufgebot: Mit Jeffrey Tambor, Steve Buscemi, Michael Palin, Simon Russell Beale, setzt Iannucci auf große Stars. Fast könnte man meinen, dass der Film ohne sie nicht funktionieren würde.

Wer auf Kamarilla-artige Verschwörungen mit Hang zum Blödsinn steht, der sollte sich diesen Film nicht entgehen lassen. Der schwarze Humor und die Situationskomik sind auf jeden Fall Treibstoff für die Lachmuskeln.

 

Autor: Nils Katzur