Tongo Saa (- Rising Up At Night) ist der dokumentarische Versuch, die Hoffnungen und Ängste der Bewohner Kinshasas, Hauptstadt der Demokratischen Republik von Kongo, zu fassen. Eine Flut nimmt ihnen ihre Wohnungen, Elektrizität und die Sicherheit, sich nachts alleine fortzubewegen.

Der Macher Nelson Makengo fühlt nach und zeigt, wohin die besorgten Bewohner sich flüchten. Sei es wörtlich in eine andere Stadt, oder metaphorisch in den Glauben oder den Sport. Dadurch, dass diese unterschiedlichsten Bewältigungsstrategien als nebeneinander und ineinander verflochten dargestellt werden, lässt die Dokumentation auch die Zuschauer*in nachdenken: Wie verhält man sich selbst in der Krise? Würde man selbst Geld sammeln, um neue Kabel kaufen zu können oder würde man fliehen?

Das Problem der gestohlenen Kabel ist ein brennendes: Mädchen werden nachts vergewaltigt und Menschen verletzen sich schwer in Straßenlöchern. In mit der eindrucksstärksten Szene des ganzen Films wird eine selbstorganisierte Nachbarschaftssitzung gezeigt, in welcher Geld für neue Kabel gesammelt werden und das weitere Vorgehen diskutiert werden soll. Hier treten Generationenkonflikte und Resignation klar zu Tage, aber in jedem Argument schwingt auch eine unerschütterliche Hoffnung mit. Die Hoffnung der Gemeinschaft.

Ebenso beeindruckende Szenen entstehen rund um den Pastor Gédéon: Er betet zunächst in kleinem Kreis Jesus, den Erlöser an. Je mehr Zeit vergeht, desto mehr radikalisiert sich dieser Glaube jedoch und endet in einer fast schon fanatisch anmutenden exorzistischen Zeremonie.

Obwohl die Dokumentation in der Dunkelheit durchaus langsam wirkt, gewährt Tongo Saa Einblicke, die prägend sind und zeigen, wie resilient und hoffnungsvoll Menschen sein können – sogar unter den schlimmsten Umständen. Der Film lädt ein, über die eigenen Privilegien und die ständige Möglichkeit, die Umstände unseres Lebens zu ändern, nachzudenken.


Foto: COD, BEL, DEU, BFA, QAT 2024, Panorama @Berlinale Stills