Techno, vegane Cafés, vintage Flohmärkte, in Neukölln am Späti chillen. Klingt cool? Das finde ich auch. Ich bin neu in Berlin und höchstens mittelmäßig cool. Ich möchte die weniger betont lässigen Seiten der Stadt erkunden. Ich freue mich natürlich auch über sau-coole Leser*innen. Denn auch coole Leute dürfen manchmal das Coolsein pausieren, den LSD-Trip verschieben und lieber Porzellan bemalen. Diesmal probiere ich Bieryoga aus.

Wir schreiben das Jahr 1 nach Covid-19. Das Langeweile-Level ist bundesweit auf einem historischen Hoch. Meine Freizeitgestaltung hat sich weitestgehend auf Spaziergänge und Streaming reduziert. Ein anhaltendes Stadium der fehlenden Motivation und Inspiration im Tarnmantel der pandemischen Solidarität – so lässt sich das ganze wohl zusammenfassen. Aus purer Verzweiflung habe ich also nach einer berichtenswerten Aktivität gesucht und bin, den fragwürdigen Eskapaden des Internet sei Dank, schnell fündig geworden: Bieryoga.

Wenn man den einschlägigen Social-Media-Plattformen traut, machen sowieso alle seit einem Jahr mindestens drei Stunden Yoga am Tag und Bier ist seit Jahrhunderten ein beliebtes Getränk, das Lebensqualität und Genuss verspricht. Eine Kombination der beiden Wunderzutaten für ein gelungenes Leben scheint also logisch.

Mit der Yogamatte im Gepäck fahre ich zu meiner Schwester. In Gesellschaft macht das alles bestimmt noch mehr Spaß und alleine trinken soll man ja eh nicht. Sowohl mit Yoga als auch mit Bier habe ich schon Erfahrungen gemacht – mit der Kombination jedoch noch nicht.

Wir stehen also zunächst etwas ratlos und verdattert vor Matte und Flasche. Dann eilt uns YouTube zur Hilfe. Natürlich gibt es zahlreiche Mitmach-Videos. Wir entscheiden uns für eine 30-minütige Version in der ein sogenannter Yogadude in einer Brauerei seine Matte ausgebreitet hat.

Es beginnt mit einer Meditation. Leider ist das Video mit schrecklicher Countrypop-Musik unterlegt. Meditieren fällt mir bei den Klängen eher schwer.

Passen Bier und Yoga wirklich gut zusammen?

Die Meditation ist vorbei, der Yogadude rät uns einen Schluck zu nehmen. Dann geht es mit den Asanas (Yogaübungen) los. Wir klappern die Klassiker ab. Die Bierflasche spielt dabei nur eine untergeordnete Rolle. Bei den Kriegern soll man sie in der Hand halten, beim Sonnengruß steht sie einfach neben der Matte. Wir machen also Yoga und trinken zwischen den Übungen Bier. Wie ein geniales, neues Trendhobby kommt mir das nicht vor. Außerdem ist so ein kohlensäurehaltiges und Blähbauch hervorrufendes Getränk wie Bier im Yogakontext eher unpraktisch. Der Blähbauch nervt bei der Cobra und Dank der ganzen Rülpser bin ich weit von einer entspannenden, gleichmäßigen Atmung entfernt.

Wir kommen uns eher bekloppt als entspannt oder erheitert vor. Besser als Langeweile ist es aber trotzdem. Abgesehen von einigen Kicherpausen ziehen wir die 30 Minuten also durch. Am Ende sind wir uns aber einig: Yoga und Bier sollten getrennt genossen werden.

So wie die Bieryoga-Session, soll diese Kolumne kurz und knackig bleiben. Ich bete zum Gott der Agnostiker*innen, dass die Infektionszahlen endlich zurück gehen und ich im Mai meinen Entdeckungsradius etwas ausweiten kann.
Bleibt gesund und bis dahin.


Titelbild: George Cox/unsplash.com, alle anderen Fotos: Marita Fischer