Lots of Pictures und mehr – Eduardo Paolozzi in der Berlinischen Galerie
Lots of Pictures – Lots of Fun lautet der Titel der großen Einzelschau in der Berlinischen Galerie des in Edinburgh geborenen Eduardo Paolozzi (geb. 1924 – 2005). Dieser mag hierzulande nicht so ein populärer Vertreter des Pop Art wie Andy Warhol oder der Brite Richard Hamilton sein, dennoch ist er kein unbekannter Name der Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts.
Die bedeutende Whitechapel Gallery in London veranstaltete letztes Jahr eine große Retrospektive zu Paolozzi, die Ausstellung in Berlin versteht sich als Anschluss an diese. Jedoch konzentriert sie sich auf die Frühphase des Künstlers zwischen 1940 und 1970, also die Schaffensphase in Berlin im Jahr 1974/75, als Paolozzi ein Stipendium des Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) inne hatte.
Die Ausstellung ist etwa chronologisch in vier Räume unterteilt, die von seinen ersten Werken über die Pop Art Phase bis hin zum besagten Berlin Aufenthalt einen Einblick in sein Oeuvre geben. Wer den auffälligen Flyer oder die Plakate schon in der Stadt gesehen hat, findet die darauf verwendete Abbildung gleich im ersten Raum wieder. In der unteren Bildhälfte darauf der Spruch, welcher der Ausstellung den Titel gegeben hat. In Pop Art Redefined entdeckt man die typischen Symbole der Konsumgesellschaft und somit der Pop Art wieder: zum einen die SPAM Dose, die vor allem durch das amerikanische Militär im zweiten Weltkrieg verbreitet wurde, oder die weltberühmte Campbell´s Tomatensuppendose (ein Verweis auf den Pop Art Druck von Andy Warhol), sowie die Amerikanische Fahne, welche in unterschiedliche Varianten von Jasper Johns gemalt wurde. Mit ironischem Unterton und einem Seitenhieb auf seine Zeitgenossen beendet Eduardo Paolozzi mit diesem Bild seine Pop Art Phase, den er vor allem in Großbritannien mitgeprägt hatte.
Wer bei dem Ausstellungstitel nur „viele Bilder“ erwartet, wird überrascht sein, dass auch eine Menge Skulpturen ausgestellt werden. Da Paolozzi sich früh auch der Bildhauerei zuwandte, versammeln die ersten beiden Räume neben Collagen, Grafiken und Drucken auch viele Skulpturen. Die frühen figürlichen Arbeiten die im ersten Raum gezeigt werden, erinnern an Werke Picassos oder Giacomettis, den er nach seinem Studium Ende der 1940er Jahre in Paris kennen lernte. Im zweiten Raum werden neben einer Reihe von verschiedenen Köpfen, welche unter anderem mit dem Massachusetts Institute of Technology entstanden sind, collageartige Objekte die zum Teil aus Gefundenem vom Schrottplatz entstanden sind, ausgestellt.
Große Aufmerksamkeit bekam die Ausstellung nochmal in der Tagespresse, als in der Nähe des Kurfürstendamms durch den Abriss eines Nachbargebäudes ein Teil einer Wandarbeit Paolozzi‘s sichtbar wurde. Die Arbeit war seit den 1980er Jahren hinter diesem Bau versteckt, ob der Platz neu bebaut wird und das Werk somit wieder verschwindet ist derzeit noch unklar. Dennoch kann man das komplette Wandgemälde auch in der Ausstellung mit dem dazugehörigen Modell bestaunen und sich ein Bild davon machen.
Eine große Sammlung von Covern seiner Zeitschrift BUNK! (1952 – 1972) findet man unter anderem im letzten Raum, der sich noch mit seinem erwähnten Aufenthalt in Berlin beschäftigt. Diese Zeit Paolozzi‘s wird in einer etwa einstündigen Videodokumentation noch verbildlicht, die in einem weiteren Raum gezeigt wird.
Insgesamt ist es ein sehr informativer Einblick in die frühe Schaffensphase des schottischen Bildhauers und Grafiker, der in Deutschland lange nicht mit einer Ausstellung in einer so renommierten Institution bedacht wurde. Viele kleine Texttafeln geben neben einzelnen Werken die Möglichkeit, mehr über den Entstehungskontext und den Bildinhalt zu erfahren.
Die Einzelausstellung ist noch bis zum 28. Mai in der Berlinischen Galerie zu sehen.
Alte Jakobstraße 124-128 (Mittwoch bis Montag 10 – 18 Uhr geöffnet)
Autor: Philipp Güthler