Mitfahrgelegenheiten können die Möglichkeit bieten, mit interessanten Menschen ins Gespräch zu kommen.

In den Jahren nach der Wende ging die Begeisterung jedoch spürbar zurück. Der Tramper galt als gestrig, Sicherheit und Pünktlichkeit wurde vielen immer wichtiger. Mitfahrzentralen oder gar ein eigenes Auto, das sich immer mehr junge Leute anschafften, gewährleisteten dies und führten zu einer zunehmenden Verdrängung der Trampkultur.

Mittlerweile formiert sich jedoch wieder eine Bewegung, um dieser Entwicklung entgegen zu wirken. 2006 wurde der erste deutsche Tramperverein, “Abgefahren e.V.“, gegründet, um Interessierten wie erfahrenen Trampern gleichermaßen eine Plattform zu bieten. Immer mehr Menschen begegnen dieser Reiseform sogar mit sportlichem Ehrgeiz.

Immer mehr Menschen begegnen dem Thema Trampen sogar mit sportlichem Ehrgeiz.

So auch Malte Dode. Der 26-jährige Geographie-Student ist Tramper aus Überzeugung. „Die Bahn ist einfach langweilig und teuer, genau wie Mitfahrzentralen“, meint Dode, der seit sechs Jahren ausschließlich per Anhalter reist – und das aus Prinzip: „Wenn ich trampe, kann ich mich für einen Moment komplett dem Zufall überlassen und entziehe mich dem Kontroll- und Organisationswahn der heutigen Zeit – ein sehr befreiendes Gefühl.“

Dode ist Mitorganisator des sogenannten “Tramprennens“. Jeder, der möchte, kann daran teilnehmen. Seit 2008 treten jährlich Teams in mehreren Etappen auf festgelegten Routen an, um das Ziel kraft ihres Daumens möglichst schnell zu erreichen. Das Gewinnen steht dabei jedoch nicht im Vordergrund. Es geht vielmehr darum, das Reisen zu erleben, Menschen kennenzulernen – und Gutes zu tun. „Wollten wir anfangs nur eine gute Zeit haben, geht es heute auch darum, Spendengelder für “Viva con Agua“ zu sammeln“, erklärt Dode das Engagement für den Hamburger Verein, der in Zusammenarbeit mit der Welthungerhilfe auf der ganzen Welt Projekte zur nachhaltigen Wasserversorgung realisiert. In den letzten drei Jahren kamen so durch die veranstalteten Tramprennen knapp 40.000 Euro an Spenden zusammen, die meist von den Teilnehmenden und ihren Freunden und Bekannten selbst entrichtet worden sind. „Als Tramper bist du ein riesengroßes Geschenk, das am Straßenrand steht und eigentlich nur darauf wartet, abgeholt zu werden. Wenn das in Zukunft mehr Leute verstehen, können sehr viele schöne Dinge entstehen“, resümiert Dode.

In Großbritannien ist diese Philosophie des Reisens besonders unter Studierenden bereits angekommen. Dort veranstalten studentische Wohltätigkeitsverbände an zahlreichen Universitäten regelmäßig einen sogenannten “Jailbreak“: Studierende finden sich in Paaren zusammen und versuchen, sich innerhalb von 36 Stunden so weit wie möglich von ihrem Ausgangspunkt, der Universität, zu entfernen – und das, ohne eigenes Geld für Transportmittel auszugeben. Zusätzlich versuchen die Teilnehmer, durch Spenden von Freunden, Verwandten oder Sponsoren Geld für einen guten Zweck einzunehmen.