Anlässlich des internationalen Frauen- oder auch feministischen Kampftages werfen wir einen Blick in unsere kindliche Vergangenheit, um der Frage nachzugehen: Welche fiktiven Figuren haben uns in unserem heutigen Dasein als Feministinnen geprägt? 

 

Kim Possible, die furchtlose Feminist Icon
Felicitas Hock

Low Rise Cargo Pants kombiniert mit Crop Tops und Curtain Bangs – Kim Possible ist eine Personifikation des Modetrends y2k, der auch zwei Dekaden nach den echten 2000ern eine ganze Generation prägt. Die rothaarige Stilikone war für mein jüngeres Ich der Inbegriff einer unabhängigen starken Frau: Sie geht zur Schule, performt als Kapitänin des Cheerleaderinnenteams in der ersten Reihe, und wuppt ganz nebenbei die gefährlichsten Geheimmissionen der Welt. Und das nur mit marginaler Unterstützung von zwei Typen: Ein liebenswerter, aber ängstlicher Sidekick – ironischerweise namens Ron Stoppable – und ein Computergenie, dessen Projektion in Kims Schulspind wohnt. Die Agentin ist ihrem männlichen Erzfeind weit überlegen. Gerissen, klug und furchtlos durchkreuzt sie regelmäßig seine größenwahnsinnigen Pläne, damit macht sie klar: Es ist cool sich gemeinsam gegen (männliche) Ungerechtigkeit und Tyrannei zu wehren.
Aus heutiger bewusst feministischer Perspektive muss ich wohl einräumen, dass die Rivalitäten zwischen den weiblichen Protagnist*innen nicht ohne misogyne Narrative auskommen, aber hey ganz ehrlich: Auch heute noch verliere ich mich gerne in Geheimagentinnen-Fantasien, in denen ich saltoschlagend die Schurken dieser Welt ausmerze.

 

Rikki Chadwick, H2O Plötzlich Meerjungfrau
Pia Wieners


Die australische Serie „H2O Plötzlich Meerjungfrau“ lief ab 2007 nachmittags auf Deutschlands bravstem Kinderfernsehprogramm KiKA. Die drei Hauptfiguren verbindet ein streng gehütetes Geheimnis: Wenn sie mit Wasser in Kontakt kommen, werden sie samt Glitzerflosse und Superkräften zu Meerjungfrauen. Mal abgesehen von dieser übernatürlichen Fähigkeit kämpfen die drei aber auch mit (aus heutiger Sicht vielleicht etwas heteronormativen) „ganz normalen“ Teenagerinnenproblemen wie Jungs oder Gruppenzwang. Während Cleo ein liebes und soziales Mädchen aus einer zwar etwas gestressten, aber doch sehr herzlichen Familie darstellt, und Emma perfekte Noten nach Hause bringt, hübsch und ehrgeizig, aber auch etwas verklemmt ist, verkörpert Rikki den Inbegriff einer Außenseiterin. Im Gegensatz zu den anderen beiden ist es ihr nämlich relativ egal, was Menschen von ihr halten, die sowieso nichts über sie wissen. Über ihre Familie wird als einzige nicht viel offenbart, nur dass sie arm sind, nicht das beste Verhältnis haben und in einem Wohnmobil leben.
Rikki hat mich als Kind begeistert, weil sie zeigt, dass man nicht immer lieb und harmonisch zu allem Ja und Amen sagen muss, um ein Mädchen zu sein. Man kann wirklich auch einfach mal nicht machen, was von einem erwartet wird, anti, oder ein launisches Nervenbündel sein, das sein Umfeld – zugegebenermaßen – ganz schön in den Wahnsinn treiben kann.

 

Wickie
Anna Raab

Kika-Kinder müssen ihn einfach lieben: Wickie, den schlauen Wikinger. Richtig gelesen, Wickie ist ein Er. Seine schulterlangen Haare haben mich allerdings die halbe Kindheit lang denken lassen, Wickie sei ein Mädchen. Die Aufklärung über sein wahres „Geschlecht“ war aber weniger enttäuschend, als man denken würde: Denn die Figur wurde dadurch nicht weniger ansprechend. Wickie ist all den „starken Männern“ („Wickie und die starken Männer“ lautet der Originaltitel der Zeichentrickserie, beruhend auf literarischer Vorlage von Runer Jonsson) um ihn herum maßlos überlegen. Erst unterschätzen sie den kleinen Jungen, der Angst vorm Wolf hat und nochmal mehr vorm „bösen Sven“, bis sie merken, dass sie auf seinen Grips angewiesen sind. Wenn Wickie sich dreimal die Nase reibt und mit den Fingern schnipst, ist ein „Ich hab’s!“ nicht weit – dann hat Wickie mit seinem Kopf mal wieder das Problem gelöst, das der Rest der Mann- und Wikingerschaft mit den Fäusten nur noch schlimmer gemacht hätte. Wickie zeigt, dass körperliche Stärke nicht alles ist, Wickie weint manchmal und hat Scham und Angst – Wickie ist ein Kind, ob ein Mädchen oder ein Junge, war mir als  Vierjähriger herzlich egal. Was allerdings auch bei Kindern ankommt: Die „starken Männer“ sind oft im Unrecht und durchaus besiegbar.

 

Bibi Blocksberg, die kleine Hexe
Celia Matthaei

 

Die Eigenschaft der „Hexe“ war in der Geschichte stets den Frauen zugeschrieben. Schon immer ging es darum, dass Frauen durch Fähigkeiten und Aufmerksamkeiten, die die patriarchalen Kenntnisse einfach überstiegen, Besonderes bewirken konnten – mit schrecklichen Folgen. Ohne solche Folgen kann die Zeichentrickfigur Bibi Blocksberg, die kleine Hexe, Ungerechtigkeiten aufklären und klein wie groß vorführen. Vor allem schreckt sie dabei nie vor fiesen Männern zurück. Natürlich helfen ihr ihre Zauberkräfte dabei, immer frech und scharfsinnig zu bleiben. Sie weiß, dass sie sich aus schwierigen Situationen retten kann und wird so in ihrem Sinn für Gerechtigkeit nicht zurückgehalten. Und was ihr dabei nicht in die Quere kommt, sind Gefühle für Jungs. Bibi besiegt viele heteronormative Stereotypen und ist ein äußerst selbstständiges Mädchen mit besonderen Fähigkeiten als “Hexe”. In meiner Kindheit hat Bibi mich sehr inspiriert und sicherlich einen Grundstein dafür gelegt, nicht einfach nach Regeln und Meinungen (besonders denen von Männern) zu tanzen. Achso, und dazu kommt natürlich ihr schicker Besen, Kartoffelbrei, und ihr cooles Mini-Kleid Outfit. Ziemlich emanzipiert “die kleine Hexe”, wenn ihr mich fragt.

 


Fotos: Disney, KIDDINX