Geht es in Diskussionen um das Thema Feminismus, fliegen schnell Begriffe durch den Raum, deren Bedeutung kaum jemand wirklich kennt. Damit in Zukunft mehr fundierte Diskussionen über Feminismus geführt werden, erklären wir einige Grundbegriffe. Heute: Das Patriarchat

An alle christlichen Leser*innen, die von der Überschrift verwirrt sind: Keine Angst! Natürlich gibt es die kirchliche Amts- oder Ehrenbezeichnung des Patriarchen für Erzbischöfe oder oberste Geistliche. Die ist hier aber nicht gemeint.

Im feministischen Sinn bezeichnet das Patriarchat die „Herrschaft der Väter“, allerdings bezogen auf eine Gesellschaft, in der der Mann eine bevorzugte Stellung in Staat und Familie innehat. So geht es nicht nur darum, dass männliche Nachkommen in Erbfolge und sozialer Stellung konsequent wichtiger sind, sondern um die generelle Herrschaft der Männer über die Frauen. Genau genommen geht es also nicht mehr nur um die Herrschaft des Vaters, sondern auch um die des Ehemannes, des männlichen Vorgesetzten und all der alten Männer, die in Aufsichtsräten und leitenden Positionen in Politik und Wirtschaft sitzen. Das große Problem ist, dass die Strukturen dieses Systems sich selbst replizieren, wenn beispielsweise Männer nur andere Männer einstellen.

In einer Gesellschaft, in der nur Männer regieren, wird die Frau automatisch unterdrückt. Dabei geht es übrigens nicht nur um gewalttätige Unterdrückung. Die passive Rolle der Frau und die generelle Annahme, dass Männer nun mal ihre starken Beschützer sein müssen, ist Folge eines patriarchalischen Systems.

„Das Patriarchat“ ist heute ein Sammelbegriff und bezeichnet gleichzeitig ein Konzept und einen Zustand, den es zu bekämpfen und überwinden gilt. Es geht nicht nur um allgemeine Männerdominanz, sondern auch um die Dimensionen der Frauenausbeutung und Unterdrückung in Vergangenheit und Gegenwart. Wenn also demnächst der Begriff des Patriarchats fallen sollte, wisst ihr, was gemeint ist. Jetzt fehlt nur noch, es abzuschaffen.

Das Gegenteil hieße übrigens Matriarchat, wenn also die Regelungen innerhalb einer Familie über die Abstammung der mütterlichen Linie organisiert sind, es bei religiösen Vorstellungen um eine Ahnfrau oder Große Göttin geht, und Frauen die zentrale Rolle in der Gesellschaft einnehmen.

Natürlich sind beide Systeme von Grund auf sexistisch und sollten vermieden werden, wenn eine Art von Gleichberechtigung erreicht werden soll. Trotzdem wäre ein Matriarchat doch mal eine willkommene Abwechslung.

 

Illustration: Laura Haselmann