Wir haben die UnAuf Redaktion im Rahmen der Feminist Friday Kolumne nach Büchern gefragt, die sie feministisch geprägt haben. Zustande gekommen ist eine Auflistung von Buchempfehlungen, die wir auch unseren Leser*innen nicht vorenthalten möchten. 

 

„Süss” von Ann-Kristin Tlutsy 

„Süss“ lautet der Titel der feministischen Streitschrift, in der Ann-Kristin Tlusty gegen die Rolle anschreibt, in die Frauen noch heute wie selbstverständlich gedrängt werden. Sanft, süß und zart: So werde gesellschaftlich von Frauen erwartet, stets ein offenes Ohr für die Sorgen und Nöte anderer zu haben, sich sexuell jederzeit verfügbar zu zeigen und Selbstbestimmtheit bloß nicht zu laut einzufordern. Tlusty plädiert für eine Gesellschaft, in der Sanftheit nicht länger mit „Weiblichkeit“ einhergeht und nicht zuletzt für einen Feminismus, der alle Frauen einschließt – nicht nur diejenigen, die sich zumindest zum Teil von der verzuckerten Rolle freikaufen können, die ihnen auferlegt wurde.

Luzie Fuhrmann

 

„Die Wilden Hühner” von Cornelia Funke

Cornelia Funkes Jugendbuchreihe „Die Wilden Hühner“ hat eine ganze Generation
hauptsächlich weiblich gelesener Personen geprägt. Wer wollte nicht so schlagfertig wie
Sprotte sein, so mutig wie Frieda, so einfühlsam wie Trude, so rebellisch wie Wilma und so
stilbewusst wie Melanie? Wer wollte nicht geheime Bandentreffen planen und
Marmeladenglasmomente sammeln?
Für viele waren die fünf Mädchen aber auch der Inbegriff einer starken weiblichen Stimme.
Sie haben sich von niemandem etwas sagen lassen – weder von Autoritätspersonen noch
ihren Klassenkameraden. Somit haben sie der jungen Leserin ebenfalls ein Gefühl von
Autonomie vermittelt und zudem bereits in den frühen 2000ern Themen wie Queer-Sein
angesprochen.
Nora Rauschenbach

„All das zu verlieren” von Leïla Slimani

Adèle, Hauptprotagonistin von ‘All das zu verlieren’ ist Journalistin in Paris, ihr Mann
erfolgreicher Chirurg. Ihr Dasein wird durch ihre Sexsucht bestimmt, welche die
omnipräsente Öde in ihrem Leben kaschieren soll. Die Protagonistin führt einen inneren Kampf – freie Sexualität versus spießbürgerliche Ehe und finanzielle Unabhängigkeit. Adèle kann dem Ganzen bloß ein Ende setzen, indem sie davonrennt. Feministisch ist der Roman, da Adèles innere Zerrissenheit ein substanzielles weibliches Problem anspricht. Obschon wir Frauen nämlich glauben, ein emanzipiertes Leben zu führen, ist die Realität oft eine andere. Der Roman appelliert an ein Leben, das wir Frauen wirklich führen wollen – unabhängig von
gesellschaftlichen Erwartungen.

 

 Rahel Bueb

„Little Women” von Louisa May Alcott

Es gibt Bücher, die schon früh prägen. Und es gibt Bücher, die zwar schon früh berühren, deren tiefere Bedeutung sich aber erst in höherem Alter erschließt. Gute Kinderliteratur weckt nicht nur Erinnerungen, sondern auch Lust auf ein erneutes Lesen. Die Geschichte der vier Schwestern in Little Women hat alles, was ein Mädchen neugierig machen lässt, und alles, was eine Frau nachempfinden kann: Allen voran eine Hauptprotagonistin, die sich ihren Weg durchs Patriarchat schlägt (und schreibt). Louisa May Alcott – ihre weibliche
Identität zunächst mit einem Pseudonym verschleiernd – hat ein zutiefst
feministisches Buch hinterlassen, das in seiner Subtilität nicht nur kleinen Mädchen Mut schenkt.
Anna Raab

 

 

„All about love” von bell hooks

In ihrem Essayband “All about love” gibt bell hooks Antworten auf die großen Fragen der Menschheit: Was ist Liebe? Wie können wir lieben und warum sollte Liebe immer den Ursprung unseres Lebens bilden? bell hooks entwirft eine Ethik der Liebe, die inhärent feministisch ist: denn es geht nicht nur um romantische Liebe, auch die Liebe in Freundschaftsbeziehungen steht im Vordergrund. Schuld an einer fehlenden Liebe in der Gesellschaft seien das Patriarchat und gewisse Machtstrukturen. Denn wo sich Macht versammelt, könne keine Liebe entstehen.

 

Büsra Koc

 


Foto: Paula Mag