Manche Dinge sind sehr offensichtlich sexistisch. Aber nur wer von ihnen weiß, kann sie auch vermeiden. Deshalb geht es in Periode 2 um die weitgehend unbekannte, aber sehr problematische, Pink Tax und wie man sie umgeht

Wenn ihr demnächst an der Kasse eines beliebigen Drogeriemarktes wartet, schaut doch zur Abwechslung mal nicht gelangweilt auf die graue Wand gegenüber, sondern werft einen Blick auf die Produkte und Preise auf dem Band vor euch. Steht ihr beispielsweise vor einem Mann, der Rasierklingen, Deo und Duschbad in typisch dunkelblauem Design und mit der aggressiven Aufschrift MEN kauft, kann es sehr spannend sein, diese Produkte mit exakt denselben für Frauen zu vergleichen. Schnell fällt auf: Produkte sind sehr viel teurer, wenn sie explizit für Frauen entworfen worden sind. Das wird dann meist durch zwei Schmetterlinge auf der Plastikverpackung oder die Farbe Rosa deutlich, die einem überall aufgedrängt und als weiblich suggeriert wird. Ist etwas für Frauen bestimmt, kostet es mehr Geld. Für diesen absurden Preisunterschied gibt es die Bezeichnung Pink Tax (also „pinke Steuer“). Das ist natürlich keine echte Steuer, sondern beschreibt den genderspezifischen Preisunterschied, den die Hersteller, meistens Marktführer, festlegen.

Die Verbraucherzentrale Hamburg hat 2015 und 2016 Preisvergleiche von Artikeln veröffentlicht, die bis auf ihre Geschlechterzuteilung komplett identisch sind. Ein Beispiel waren ISANA Einwegrasierer. Für Männer kosten zehn Rasierer insgesamt 1,49 Euro, also pro Stück 15 Cent. Für Frauen gibt es fünf Damenrasierer für 99 Cent, also für 20
Cent pro Stück. Der Witz an der ganzen Sache: Es handelt sich um die gleiche Anzahl an Klingen. Außerdem sind Form, Größe, Anzahl und Material der Einwegrasierer exakt gleich. Der einzige Unterschied besteht in der Farbe und Verpackung, sowie bei Inhaltsstoffen im Gleitstreifen am Rasierer (auch hier geht es um Farbstoffe). Trotzdem gibt es einen Frauenaufschlag von 33 Prozent.

Dieses Phänomen lässt sich auf eigentlich alle Kosmetika und Produkte zur Körperpflege beziehen, aber auch auf Parfums oder absolut geschlechterunabhängige Dinge wie Laptoptaschen. Ist etwas rosafarben, ist es teurer. Wer also gelegentlich darauf verzichten kann, sich mit einem Rasierer und Schaum in der Farbe Rosa rasieren zu müssen, dem sei gesagt: Männerprodukte können genau das gleiche und sind billiger! Die Pink Tax ist nicht nur absoluter Blödsinn, sie lässt sich zum Glück auch oft vermeiden. Also kauft mehr Männerprodukte, egal welchem Geschlecht ihr angehört, und zeigt den genderfixierten Marktführern eure gut gepflegten Mittelfinger.

 

Illustration: Laura Haselmann