Extremistische Parolen, beschmierte Hauswände, Gewaltandrohung auf Fensterscheiben, selbstgebaute Sprengkörper oder physische Angriffe sind alltäglich geworden. In Schulen, auf öffentlichen Plätzen oder bei Demonstrationen: die Schlagzeilen der Nachrichten und der politische Diskurs kommen kaum noch hinterher. So sind extremistische Ansichten weiter verbreitet, als auf den ersten Blick scheint – mit etwas Pech vielleicht sogar am Mittagstisch im Kreise der Familie.
Sprachlich betrachtet hat Extremismus seinen Ursprung im Adjektiv extrem, was aus dem lateinischen extremus oder extremitates übersetzt, „der äußerste“ oder „die äußersten Teile“ bedeutet. Dementsprechend werden Menschen, die extreme Positionen, die nicht mit demokratischen, verfassungsstaatlichen Werten kompatibel sind, vertreten,als Extremist*innen bezeichnet. Am bekanntesten sind dabei vor allem die politisch ausdifferenzierten Strömungen des Rechts- und Linksextremismus. Anhänger*innen des politischen Rechtsextremismus zeichnen sich unter anderem durch den Ausdruck faschistischen Gedankenguts, rassistischer oder intoleranter Redeweisen und einer fremdenfeindlichen Grundeinstellung aus.
Unter dem Vorbehalt, dass sich Extremismus auch auf legitime und legale Weise äußern kann, werden rechtsextremistischen Strömungen ferner darüber definiert, dass sie versuchen, den demokratischen Verfassungsstaat mittels Gewalt einzuschränken oder in seiner Art- und Funktionsweise stark zu verändern.
Extremistische Perspektiven können sich neben anderem darauf begründen, dass sich Menschen in ihrer primären Angst und Unsicherheit nicht wahrgenommen fühlen. Weiterhin können auch mangelnde Stabilität, ein defizitäres Selbstwertgefühl oder die Suche nach einer neuen problemlösenden Weltanschauung Ursachen für die Zuwendung zum Extremismus sein. Aufbauend auf Emotionen streben ihre Anhänger*innen beispielsweise nach Aufmerksamkeit, Zugehörigkeit und danach, ernst genommen und anerkannt zu werden. Diese Ambitionen drücken sich dann häufig durch Hass, Gewalt, Hetze und Entwürdigung gegenüber der als bedrohlich wahrgenommenen Personengruppe aus. Kurz: Othering.
Extremismus äußert sich jedoch in vielfältiger Form und muss sich nicht ausschließlich in Gewalt oder eindeutigen Aussagen widerspiegeln. Auch das simple Schwarz-Weiß-Denken ist in diesem Zusammenhang ein extremer Ansatz. Durch das Kategorisieren von Meinungen und Positionen in zwei distinktive Felder geht die Möglichkeit zur differenzierten Betrachtung und Urteilsfindung von vornherein verloren. Diese gedankliche Kategorisierung trägt so zur Entstehung weiterer extremer Ansichten und Theorien bei, anstatt die Bestehenden in Perspektive zu setzen. Im politischen Rahmen besteht dadurch eine meilenweite Diskrepanz zwischen den auf Ressentiments basierenden Beweggründen extremistischer Handlungen und der Intention der Übereinkunft, Inklusion und Toleranz demokratischer Vertreter, die aufgrund von
Illustration: Luzie Fuhrmann