Nach anderthalb Jahren Zwangspause öffnen die Mensen wieder ihre Pforten für Studierende mit kleinem Portemonnaie. Aber hat sich in der Zeit etwas verändert? Unsere Autorin macht den Test.

Nie kann ich mich entscheiden, ob ich die Tür der Mensa Süd im Hauptgebäude der HU schwer finde oder nicht. Für ihre beträchtliche Größe ist sie nämlich überraschend leicht aufzuschwingen. Nach anderthalb Jahren Studium ohne Mensa, bin ich jedenfalls einfach nur froh, dass sich diese Tür wieder öffnen lässt. 

Beim Eintreten kommt einem schon der bekannte Mensaduft entgegen – diesen Geruch zu erfassen, ja zu beschreiben ist und bleibt eine unmögliche Aufgabe. Da ist man also wieder, in dem Foyer des Westflügels und bleibt irgendwie unangemessen lang vor der Anzeigetafel stehen, um sich den Speiseplan durchzulesen. Ständig wechselt die Anzeige auf Englisch, sodass man schließlich doch immer sagt: „Joa, mal gucken was am besten aussieht“. 

Jetzt nur noch kurz die Mensakarte aufladen. Überraschend stellt man fest: „Oh, hab ja noch 2,45€. Naja, ich lad besser mal noch 5 € rauf.“ Die Furcht vor dem Moment der Panik an der Kasse, in dem die Mensamitarbeiter*innen einen freundlich-erbost darauf hinweisen, die Karte nochmal aufzuladen, ist dann doch zu groß. 

Nun schlendert man mit seinem Tablett an den dampfenden Kesseln entlang, versucht die jeweiligen Gerichte den Beschreibungen zuzuordnen und dabei in kein anderes wandelndes Tablett zu stoßen. Wer knapp bei Kasse ist entscheidet sich für zwei Beilagen (Basmatireis und Paprika-Gemüse, insgesamt 1,20 €). Am anderen Ende der Studierenden- Stufenleiter stehen dann jene, die sich das edle Spezialmahl des Tages gönnen und dann mit ihren tiefen Tellern mit breitem Rand von der Masse herausstechen. Der durchschnittliche Studierende entscheidet sich dann meist für ein klassisches Mensaessen, was auch latent Erinnerungen an Schulkantinen wieder aufleben lässt: Eier in Senfsauce mit Kartoffeln. 

Hat man dann endlich diese schwerwiegende Entscheidung getroffen und den Moment an der Kasse überstanden, so wird man in den – trotz grünen Abstandsstickern – vollen Mensasaal geschmissen. Wer Glück hat, findet dort einen Platz in einer Ecke oder auf einer Sitzbank, wer tageslichtscheu ist, fühlt sich im Untergeschoss wohl und die klügsten flüchten ins ruhigere Café „ct“ auf der anderen Seite des Foyers, in dem natürlich auch Mensagäst*innen willkommen sind. 

Die mit Senfsauce überlaufenden Teller und die Salatberge, von denen die Hälfte auf dem Tablett landet, werden neben Gesprächen über Restplätze in Spanischkursen, zufällig angetroffenen Kommiliton*innen, der Empörung über die Wartezeit vor dem Aufzug der DOR24 und Matesorten verspeist. 

Nach dem köstlichen Mensamahl darf der 0,90 € Kaffee im „ct“ nicht fehlen. Dafür findet man eigentlich immer einen Platz zwischen bestickerten Laptops und eifrigen Erstigruppen. Der Nachmittag kann dann endlich anfangen und es bleibt einem selbst überlassen, ob man im Café versackt oder doch noch in die Bibliothek geht um zum Lernen. 

Fazit: Nicht viel hat sich in der Mensa verändert. Nur die Salzstreuer, die für eine effiziente Geschmacksverstärkung sorgten, stehen jetzt nicht mehr auf den Tischen. Um eine Tröpfcheninfektion zu verhindern, muss man jetzt dafür zur Vinaigrette Bar hinter den Kassen links und sich selbst bedienen.