Kommenden Dienstag und Mittwoch wird das Studierendenparlament der Humboldt-Uni gewählt. Für eine Vorstellung der Listen haben sich die Repräsentant*innen vergangenen Mittwoch im Hewig-Dohm-Haus zusammengefunden und ihre Positionen abgesteckt — ein kurzer Kommentar.
Alle zur Wahl antretenden Listen und weitere Infos findet ihr hier.
Es ist schon eine ganz besondere Stimmung, wenn man den Weg ins Hedwig-Dohm-Haus gefunden hat: Der Eingang liegt hinter einer ewigen Baustelle, die Veranstaltung startet fast dreißig Minuten später, und gekommen ist neben den Listenmitgliedern und der UnAuf praktisch: niemand.
Vielleicht ist das das Ergebnis von ein paar eher halbherzigen Plakaten und Info-Mails: Das war wohl zu wenig. Möglicherweise ist es das Ergebnis einer fehlenden Einigkeit: Die International Youth and Students for Social Equality (IYSSE) plakatiert zwar die ganze Zeit, man möchte sagen, passiv-aggressiv, an Laternen, Gebäuden, über und unter den Köpfen der Studierenden. Die Liste wird aber nicht notwendigerweise mit dem StuPa in Verbindung gebracht (sondern eher mit der Sozialistischen Gleichheitspartei und internationalen Trotzkisten). Aber vielleicht ist es doch auch das Ergebnis davon, dass so manche*r dieses Organ studentischer Selbstverwaltung gar nicht ernst nimmt — wie etwa die ein oder anderen antretenden Listen, die für die Vorstellungsrunde gar nicht erst gekommen sind. Oder auch diejenigen, die keine Beschreibung für die Wahlbroschüre eingereicht haben.
Allgemein herrscht dennoch nette Atmosphäre, alle kennen sich und könnten bestimmt auch problemlos zusammen campen gehen, ohne dabei zu sterben. Nach der Verspätung gibt es dann auch das versprochene Positionieren der Anwesenden (Queerfeministische Liste, ewig und 3 Tage, Offene Liste Kritischer Studis (OLKS), Grünboldt, Linke Liste (LiLi) und eben International Youth and Students for Social Equality (IYSSE)).
Letztere sorgt für die einzige Dissonanz an dem Abend. So wird sich von Gregor Kahl, dem Vertreter der Liste, immer wieder abgegrenzt. Zum einen muss er den Fragen der Queerfeministischen Liste standhalten, wieso er nicht gendert. Dann wird er nach einem Hinweis der gemessenen Redezeit gebeten, eine Frage doch bitte mit ja oder nein zu beantworten, was er nicht tut. Zum anderen folgen immer wieder Hinweise auf das abweichende politische Verständnis der Liste, auch mal gepaart mit der vorherrschenden Sitzposition (“Das geht an rechtsaußen an diesem Tisch”).
Und ansonsten: Einigkeit. Kurz geht es um einen Tweet der Linken Liste über Grünboldt: dass diese ja linksliberal seien, wie Bündnis 90/Die Grünen. Der Tweet sei ein paar Minuten nach privater Nachricht über einschlägige Messenger-Dienste auch schon wieder gelöscht worden. Grünboldt sei ja sowieso von den Grünen so weit weg, wie “die Grünen von ihren eigenen Positionen vor 30 Jahren”. Ein bisschen Gelächter und dann geht es weiter. Auch für mich. Ein Referat muss noch geschrieben und ein Text noch gelesen werden.
Auf dem Weg nach Hause die üblichen Fragen, wie nach einer regulären StuPa-Sitzung. Wie viel Zeit da immer draufgeht. Wie sinnvoll das jetzt war. Wie das, ich zitiere eine Rednerin, so eine “bubbelige Bubble” sein kann. Ist das alles nur Theater? Ein paar Menschen, die Parlament spielen? Eigentlich nicht. Das StuPa wählt schließlich den Referent*innenrat mit, der einen Millionen-Fonds verwaltet, gerade das Leihfahrrad-Angebot eingeführt hat und erste Anlaufstellen im Fall von Diskriminierung, (sexualisierter) Gewalt oder auch studentischer Rechtsberatung stellt. Das sind weder Kleinigkeiten, noch delegitimieren sie, dass man in entspannter Runde nicht immer einhundert Prozent professionell ist. Und trotzdem ergibt sich das, womit sich an dem Abend alle schwertun: Macht. Diese zu nutzen, verstehen die Menschen, die sich dort versammelt haben, durchaus. Einig zu plakatieren und auf sich aufmerksam zu machen, verstehen sie nicht.
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