Eine politische, bitterböse Komödie in schwarz-weiß, die einen Blick hinter die Kulissen vermeintlich funktionierender und aufgeklärter Beziehungen wirft. Das alles ist Sally Potters The Party.

Janet (Kristin Scott Thomas) ist zur Ministerin berufen worden. Mit engen Freunden will sie ihren Erfolg feiern. Doch der Abend entwickelt sich schnell zu etwas anderem, als zu einer normalen Party. Zwischen allerhand Bekanntmachungen geht Janets Triumph schnell unter. Martha (Cherry Jones) und Jinny (Emily Mortimer) bekommen dreifachen Familiennachwuchs. Tom (Cillian Murphy) hat herausgefunden, dass seine Freundin ihn betrügt. Die Realistin und Feministin April (Patricia Clarkson) bringt ihren spirituell veranlagten Freund Gottfried (Bruno Ganz) mit zur Feier und trennt sich kurzerhand von ihm. Schließlich meldet sich Janets Mann Bill zu Wort: er ist unheilbar krank. Doch anstatt sich von Janet, die dafür ihren Posten als Gesundheitsministerin wieder abgeben will, pflegen zu lassen, verlässt auch er sie. Er hat schon seit einigen Jahren eine Affäre. Doch muss eine Lösung für den Umgang mit seiner Krankheit gefunden werden. Plötzlich meldet sich jeder zu Wort: Vorwürfe, Anschuldigen, Gebete, Ohrfeigen, Panik, Stille. Alle verstecken sich hinter ihren Prinzipien. Um sie zu verstehen, muss man besonders auf die Dinge hören, die nicht gesagt werden. Erst nach und nach, bis es nicht mehr anders geht, rücken sie mit der Wahrheit raus. Eigentlich geht es um etwas ganz anderes: die Liebe zu Marianne, everybody’s darling. Sie ist der Geist, der alle verfolgt und nicht loslässt. Es gibt nie eine Marianne zu sehen, doch hat jeder eine bestimmte Vorstellung. Sally Potter gibt allen Zuschauenden die Möglichkeit, sich ein eigenes Bild von ihr zu machen und zu phantasieren. Doch ihre Perfektion ist das Verderben der anderen.

Es ist fast ein Kammerspiel, in dem alle Charaktere in die Enge getrieben werden und es schließlich eskalieren muss. Sally Potter erzählt von Beziehungsdramen und stellt klassische Beziehungsmodelle in Frage. Hier tritt der Mann zurück, damit die Frau politische Karriere machen kann. Altersunterschiede und verschiedene Weltansichten stellen die Liebe in Frage. Das Selbstwertgefühl leidet, wenn die Partnerin fremd geht. Doch geht es auch immer wieder um Freundschaft und Krisen, die dadurch überwunden werden können.

Der schwarz-weiß Film gibt die Möglichkeit, die Charaktere und ihre Emotionen hervorzuheben. Es geht viel mehr um Licht und Dunkel. In den 71 Minuten Film wechseln sich düstere Momente mit höchst erfreulichen ab – dazwischen gibt es nichts.

 

Bären-Potenzial: Mit The Party hat Sally Potter ein pointiertes, intelligentes und scharfes Meisterwerk geschaffen, dass einen Goldenen Bären auf jeden Fall rechtfertigen würde.

BZQ-Punkte: Die Wahrheit tut weh. Doch sie nicht zu sagen, nur noch viel mehr.

Prokrastinationspotenzial: Sehr hoch, da in sehr kurzer Zeit sehr viel passiert und man nie sicher sein kann, welches Problem sich in den nächsten Sekunden auftut und wie es gelöst werden kann.

Kuschelfaktor: Gekuschelt wird später, hier geht es um das echte, reale Leben.

UnAuf-Punkte: 5 von 5

Regie: Sally Potter. Mit: Kristin Thomas Scott, Patricia Clarkson, Bruno Ganz, Timothy Spall, Emily Mortimer, Cherry Jones, Cillian Murphy

 

Foto:

© Oxwich Media Limited/ Adventure Pictures Limited