Am 3. Juni beginnt der Ticketverkauf für das „Summer Special“ der Berlinale 2021, das vom 9. – 20. Juni in den Berliner Freiluftkinos startet. Ob der außergewöhnliche Ablauf der diesjährigen Berlinale einem Publikumsfestival gerecht werden kann, wird sich im Juni herausstellen.

Lange Schlangen vor den Kinos, Journalist*innen, die hektisch von einem Kinosaal zum anderen eilen, die gedämpfte Unruhe des Publikums unmittelbar vor Beginn der Vorstellung und schließlich ist es soweit – es erklingt der allseits bekannte Gong der Berlinale. Es fühlt sich besonders und berauschend an, ein Feuerwerk erfüllt den Saal mit schimmerndem Licht und die Funken bilden die Konturen eines goldenen Bären, der im Rhythmus der ausklingenden Musik langsam von der Leinwand verschwindet – Film ab!

Für den Moment blieb der Teil des Festivals aus, in dem die Filme dem Laienpublikum präsentiert werden, denn die 71. Ausgabe des Filmfestivals findet unter besonderen Bedingungen statt. Trotzdem wurde Ende letzten Jahres schnell entschieden, dass eine Absage des Festivals nicht in Frage käme. Das diesjährig entwickelte Konzept des Internationalen Filmfestivals, ist ein Versuch, den Wettbewerb stattfinden zu lassen und der Filmindustrie eine Bühne zu bieten, ohne jedoch den Aspekt des Publikumsfestivals zu vernachlässigen. 

Ein Festival in zwei Akten

Vor einem Jahr, im Februar 2020, habe ich im Rahmen der Berlinale am European Film Market (EFM) gearbeitet. Fast jeden Tag stand ich vor den Aufzügen des Marriott Hotels am Potsdamer Platz und habe Tickets gescannt. Von der romantisierten Vorstellung, die ich von meinem Berlinale-Job hatte, musste ich mich schnell verabschieden. Die Kund*innen, mit denen ich zu tun hatte, waren nicht zur Unterhaltung da, es war ihr Job. Jeden Tag rannten angespannte Produzent*innen und Journalist*innen von Meetings zur Hotelbar, von den Ständen zu den Kinosälen, von Terminen zur Snackbar, an mir vorbei. Ich bekam die andere, kommerzielle Seite des Filmfestivals zu sehen. Da ich fast an jedem Tag am EFM arbeitete, hatte ich nur an einem freien Tag die Möglichkeit, auf die andere Seite des Festivals zu wechseln und als Teil des Publikums einen Film zu sehen. 

Dieses Jahr, bedingt durch die Corona-Pandemie, finden diese zwei Seiten der Berlinale in zwei zeitlich getrennten Veranstaltungsblöcken statt. Der erste digitale European Film Market (EFM) lief bereits vom 1. bis zum 5. März 2021. Knapp fünf Tage hatten die 12000 Fachbesucher*innen aus 131 Ländern und die akkreditierte Presse Zeit, an den verschiedenen Online-Aktivitäten des „Industry events“ teilzunehmen. Rund 264 Stände aus 60 Ländern waren online vertreten. 

Der zweite Teil der Berlinale soll dieses Jahr vom 9. bis zum 20. Juni in der Form eines „Summer Specials“ stattfinden. Das, was eigentlich den Kern des Festivals bildet, wird dieses Jahr zu einem abgetrennten Ereignis zu etwas Besonderem, worauf auch der Name des Events hinweist. In Anwesenheit der Regisseur*innen und Filmschaffenden wird der Großteil der Filmauswahl im kommenden Sommer dem öffentlichen Publikum in den Berliner (Freiluft-)Kinos präsentiert. 

Anders ist dieses Jahr so Einiges. Die Struktur des Festivals wurde zerstückelt, mit dem einzigen Ziel, die Filme im Sommer präsentieren zu können. Die preisgekrönten Wettbewerbsfilme wurden von der Jury bereits verkündet. Die Verleihung der Bären soll dann auch im Juni stattfinden. Doch wird das „Summer Special“ das hergeben können, was dem Filmfestival Berlinale 2021 bis jetzt fehlt, und zwar den Film gebührend zu feiern?