Foto: Janis Tappe
Ein 21-jähriger Student der Humboldt-Universität hat ein Straßenkinderprojekt in Uganda ins Leben gerufen. Finanzieren will er es mit dem Verkauf recycelter Produkte, wie Schmuck aus Pappdeckeln und Kronkorken und Schuhen aus Autoreifen.
Janis, du betreibst derzeit ein Straßenkinderprojekt in Uganda?
Ich habe das Straßenkinderprojekt vor anderthalb Jahren gegründet. In diesem Projekt haben wir zur Zeit mehrere Mitarbeiter, die den Kindern verschiedene Tätigkeiten beibringen, damit sie diese später selber ausführen können. Angefangen haben wir mit Ohrringen, die wir aus alten, platt gehämmerten Papierdeckeln oder Kronkorken geformt und dann bemalt haben. Inzwischen sind wir auf Sandalen aus Autoreifen umgestiegen. Die Mitarbeiter sind alle selber ehemalige Straßenkinder, die auf diese Weise den Sprung von der Straße geschafft haben.
Wie bist du auf die Idee gekommen solch ein Projekt zu gründen?
2013/2014 bin ich nach meinem Abitur als Freiwilligenhelfer mit der Organisation „Weltwärts“ nach Uganda geflogen. Dort habe ich Moses, selbst ehemaliges Straßenkind, kennengelernt, der mit seinem Geld den Kindern auf der Straße geholfen hat. Mit ihm zusammen habe ich dann ein Haus gemietet, in dem wir dann die Straßenkinder verpflegt und ihnen Unterricht gegeben haben.
Das Projekt hat sich weiterentwickelt, inzwischen haben wir einen festen Unterrichtsplan. Jeden Morgen gibt es zuerst Unterricht in Lesen, Schreiben, Rechnen und Englisch. Danach gibt es Mittagessen und nachmittags schließlich verschiedene Aktivitäten, in denen wir den Kinder beibringen, wie man Schuhe und Ohrringe herstellt.
Welche Idee steht hinter dem Projekt?
Meiner Philosophie nach ist gute Entwicklungshilfe keine, von der man sein Leben lang abhängig ist. Früher oder später soll unser Straßenkinderprojekt ein Projekt sein, das sich selber trägt. Ich möchte nicht der reiche Junge aus Deutschland sein, der sein Leben lang Geld nach Uganda schickt. Das Geld ist gut angelegt, aber dennoch kann es nicht der Anspruch einer Organisation sein, für immer von Spenden zu leben. Deswegen haben wir dieses Projekt ins Leben gerufen.
Im Moment seid ihr aber noch auf Spenden angewiesen, oder?
Im Moment finanzieren wir uns noch durch Spenden. Aber ich versuche einen Absatzmarkt für die Schuhe zu finden, die wir in Uganda produzieren, sodass sich das Projekt in Zukunft im Grunde selber finanzieren kann. Das ist das große Ziel. Ich wäre aber auch schon glücklich, wenn wir erst einmal 50% der benötigten Gelder mit dem Verkauf der Schuhe decken könnten.
Worin unterscheidet sich eure Organisation von anderen Organisationen?
Das Wichtigste ist, dass dieses Projekt von Ugandern gemacht wird und dass ich als Europäer quasi nur meinen Teil dazu beitrage, in der Organisation und der Finanzierung. Die Ideen, die Philosophie und die Umsetzung, sollen von den Ugandern im Team stammen. Es soll keine von Weißen aufgedrückte „so geht man mit Straßenkindern um“-Philosophie sein, die ich oft bei sozialer Arbeit kennengelernt habe. Meine Mitarbeiter, die alle selbst mal Straßenkinder waren, wissen am besten von allen Leuten in Uganda, wie man mit den Kindern umgehen muss. Das zeigt sich vermutlich am besten daran, dass die Kinder noch lange nachdem alle Aktivitäten beendet sind, bei uns bleiben und spielen. Wir müssen auch gar keine Werbung machen, die Straßenkinder kommen von selbst. Das unterscheidet uns von anderen Organisationen, die studierte Sozialarbeiter in ihren Teams haben, welche aber oft nicht den nötigen Zugang und nicht das nötige Vertrauen zu den Straßenkindern haben. Vertrauen ist das Einzige was zählt bei Straßenkids und da braucht man eine glaubwürdige Story. Und die haben wir.
Gibt es derzeit essentielle Probleme beim Betreiben des Projektes?
Das größte Problem ist das Geld. Ich weiß im Moment zum Beispiel nicht, ob ich den Monat April finanzieren kann. Ich weiß, dass ich ein schönes Projekt gegründet habe, es ist jedoch sehr schwer an Spenden zu kommen.
Wie kann man euch und das Projekt unterstützen?
Zum einen kannst du von uns Schuhe kaufen. Damit machst du ein gutes Geschäft, denn die Schuhe haben wirklich eine tolle Qualität. Bisher haben wir nur gute Resonanzen zu den Schuhen bekommen. Zurzeit produzieren wir überwiegend Frauenschuhe, in Zukunft könnte es aber durchaus auch Schuhe für Männer geben.
Helfen kann man uns außerdem, indem man eine Patenschaft für das Projekt übernimmt, entweder mit einmaligen oder monatlichen Beträgen. Wir haben noch nicht ausreichend Materialien und Maschinen zur Produktion und derzeit muss auch eine kaputte Maschine dringend repariert werden. Wäre das geschafft, könnte das Projekt eventuell bald von alleine laufen und sich vom Verkauf der Schuhe finanzieren.
Wie kann man dich erreichen, beispielsweise wenn man ein Paar Schuhe kaufen oder eine Patenschaft erlangen will?
Ich mag den persönlichen Kontakt mehr, als mit den Spendern nur über soziale Netzwerke zu kommunizieren. Davon lebt das Projekt, dass wir persönlich mit unseren Spendern reden und in Kontakt stehen und keine Maschine sind, bei der du nur auf einen Spendenbutton drücken kannst. Man kann mich unter meiner E-Mail-Adresse janis48@hotmail.de erreichen. Außerdem gibt es auf www.dawanda.com auch schon einige unserer selbst hergestellten Schuhe zu kaufen.