Wenn man aus dieser Dokumentation nur eines mitnehmen möchte, wäre es dieses großartige afrikanische Sprichwort: „Better to save your head than your hat.“ Damit hätte man sich allerdings einer faszinierenden und lehrreichen Erfahrung beraubt. Denn À quand l’Afrique? (- Which way Africa?) gewährt Einblicke in die Seele eines zerrissenen und wunderschönen Kontinents.

„Beauty is an encounter“, flüstert die philosophische Stimme aus dem Off. Die poetische Schönheit Afrikas, die in atemberaubenden Aufnahmen eingefangen wird, begegnet uns immer wieder über diese 90 Minuten. Doch leistet David-Pierre Fila, der selbst im Kongo aufgewachsen ist, viel mehr als das: Er bespricht Kunst, Geschichte, Politik und Zeitgeist der Menschen, denen er begegnet. So werden nicht nur die charakteristischen, vor Hitze schützenden Lehmhütten von Ureinwohnern und deren mit Tieren geteilter Lebensraum und Alltag gezeigt, sondern auch das Leben in den Städten und die politische Resignation, die zum Teil vorherrscht.

In einer assoziativen Erzählung, die teils klassische Dokumentation, teils poetische Collage und ebenso videographisches Tagebuch ist, lässt Fila die Stimme Afrikas erklingen. Sein Ziel ist es, „sentences only an African can pronounce” einzufangen. Gleichzeitig schafft er es in einem meditativen Strom vorbeifließende, wunderschöne Bilder auf die Leinwand zu bringen.

Interessant ist insbesondere, wie er den Künstler Samuel Fosso begleitet, der für seine Selbstfotografien bekannt ist und dessen Werke vor kurzem noch im PalaisPopulaire hier in Berlin zu sehen waren. So illustriert er die aufstrebende zeitgenössische Kunstszene in Afrika, die auch in Europa Aufwind erlebt.

Das Thema der Spiritualität wird vor allem durch eine Musik zum Ausdruck gebracht, die in dieser Dokumentation unbedingt als fantastisch hervorgehoben werden muss. Eine Ausnahme und Triggerwarnung an dieser Stelle ist jedoch eine sehr blutige Szene, in der ein Ochse geschlachtet wird. Ansonsten sind Spiritualität und Gemeinschaft im Gruppentanz und -musizieren eng miteinander verknüpft.

Der bestechende Satz „Our breathes alone can hear us” im Intro des Films wird in dieser Dokumentation obsolet, denn durch Filas fantastische Arbeit gibt er eine Stimme, wie kein anderer es geschafft hätte.


Foto: David-Pierre Fila @Berlinale Stills