Rosa, Manny und Lillia sind gemeinsam auf den Philippinen aufgewachsen. Ihr Haus und auch das Land drumherum hat ihrer Familie nie gehört. Rosa musste die Familie schon früh verlassen, um im Ausland dazu zu verdienen. Auch noch Jahrzehnte später, als die nun Erwachsenen sich auf einem wunderschönen Landhaus in Italien wieder treffen, scheinen alle drei Geschwister mit ihrer Vergangenheit zu ringen.
Der Berlinale- Perspectives- Beitrag nimmt sich Zeit, um Rosa in ihrem Alltag vor dem Besuch zu zeigen: Eine Frau in ihren Sechzigern, die in einem viel zu großen Haus alleine wohnt. Das hat sie von ihrer ehemaligen Arbeitgeberin geerbt und fühlt sich nun verantwortlich, bis zum Rest ihres Lebens darauf aufzupassen. Ihre Geschwister versuchen, ihre „Ate” (große Schwester) zu überreden, das Haus zu verkaufen, doch sie stoßen wie bei so vielen Themen auf taube Ohren. Gerade Manny, Lillias „Kuya” (großer Bruder), verzweifelt an Rosas stoischer Art. Alle verarbeiten die Traumata ihrer Herkunft und Migrationsgeschichte unterschiedlich und müssen ganz unterschiedliche Rollen ausfüllen, die der Film durch tolle Dialoge und Bilder aufzeigt. Je später es wird, desto offener liegen die Gefühle und der Film kulminiert in einer unerwarteten Tat, die an den 2023 erschienenen Film „Saltburn“ erinnert. Dafür hätte er sich etwas mehr Zeit nehmen können, die er sich vorher im Überfluss nimmt, doch trotz dessen schafft Liryc Dela Cruz es, einen Film zu inszenieren, dem die Menschlichkeit nie abhanden kommt. Das Ganze ist nichts für TikTok-Aufmerksamkeitsspannen, aber eine schöne Entschleunigung verglichen mit etwaigen Blockbuster-Titeln des letzten Jahres.
Foto: Walang Hanggan