Filmfestivals sollen Spaß machen: Lesbian Space Princess sorgt für Kichern im Kinosaal und erzählt eine herzerwärmende und abgedrehte Geschichte, die man nicht verpassen sollte.

Animationsfilme sind im Indie-Kino grundsätzlich unterrepräsentiert. Nicht nur sind sie verhältnismäßig aufwändig und somit teuer zu produzieren, ihnen haftet auch immer noch der Ruf des Kinderfilms an, was das Publikum abschreckt. Falls das aus dem Titel noch nicht abzulesen ist: Lesbian Space Princess ist definitiv alles, nur kein Kinderfilm. Obwohl die klassische Heldinnen-Reise an die Struktur mancher unserer nostalgischen Klassiker erinnert, ist die Prämisse voller Popkultur und doppeldeutigen Anspielungen derart überspitzt, dass er klar an ein erwachsenes Publikum gerichtet ist. 

Die introvertierte Prinzessin Saira ist am Boden zerstört: Ihre große, nein, einzige Liebe Kiki hat sie verlassen. Saira war der unendlich coolen Weltraum-Kopfgeldjägerin einfach zu langweilig. Während die Prinzessin von Clitopolis in ihrem Zimmer in Tränen zerfließt, wird Kiki allerdings von den „Straight White Maliens“ in deren „Mancave“ verschleppt. Sie drohen, Kiki in ihren Kessel voller „toxic homebrew“ zu werfen. Nur eins kann das abwenden: Sie brauchen die „Royal Labrys“, Sairas magische Waffe, um einen Frauen-Magnet zu betreiben. Saira ist die Einzige, die diese beschwören kann, aber sie schafft es nicht, denn ihre Selbstzweifel überwältigen sie immer wieder. Als sie Hilfe angeboten bekommt, muss sie ihren Safe Space in der queeren Blase verlassen und sich auf eine inter-gay-laktische Abenteuerreise begeben, um Kiki zu retten.

Die Labrys, auch Doppel-Axt, ist zu einem Symbol des Kampfes um Gleichberechtigung und der lesbischen Lebensweise geworden. Passenderweise manifestiert die Waffe sich auch nur, wenn Saira an sich selbst glaubt. Der Film spielt immer wieder mit solchen Referenzen zu queerer Geschichte und Popkultur. Wenn Saira in ihrem Zimmer trauert, schmunzeln die Versierten unter uns, denn: Die Szene ist inszeniert wie Bellas Trauerszene aus Twilight. Subtile Dekorationen wie Schilder mit der Aufschrift „Live Laugh Lesbian“ zeigen, mit welchem Augenzwinkern und Liebe fürs Detail hier animiert wurde. 

Doch jenseits von Witzen, die sehr chronically online sind, wird hier eben auch eine herzerwärmende Geschichte über Liebe, Verrat und Selbstwert erzählt, die sehr berührt. Saira ist keine perfekte Heldin, weit entfernt davon, aber sie entwickelt im Verlauf des Filmes immer mehr Mitgefühl. Der Film verurteilt nie, sondern zeigt, wie lähmend Selbstzweifel wirken. Saira gibt ihr Bestes, manchmal reicht es und manchmal eben nicht. Ihre lesbischen Königinnen-Mütter, Herrscherinnen über Clitopolis, helfen durch Druck und fehlende Anleitung auch nicht. Es gibt keine einfache Dichotomie von Queer gleich gut und straight gleich böse. Jeder hat seine überzeichneten Schwächen und ebensolche Stärken.

Wer noch mit sich hadert, ob der Berlinale-Besuch nötig ist, sollte diesem Film eine Chance geben. Nicht nur um ein Zeichen zu setzen, dass Animation und queeres Kino auch im breiten Publikum Anklang finden können, auch um einen Film voller Exzentrizität und Witz zu erleben, den man so schnell nicht vergessen kann.

Bild: We Made A Thing Studios