1974 versucht sich die DDR an der Verfilmung der französischen Operette Orpheus in der Unterwelt. Diese bunte Inszenierung macht teils seil Spaß, bleibt teils aber auch sehr oberflächlich.

Die Operette hat heutzutage ihre Bedeutung fast vollständig eingebüßt. Dass sie aber noch immer funktionieren kann, bewies die Komische Oper im letzten Jahr durch die farbenfrohe und laute Inszenierung der beliebten DDR-Operette Messeschlager Gisela. Was aber in den 1960er Jahren noch durchaus kritisch dem Staatssystem gegenüber sein durfte, ist 1974 leider nicht mehr sonderlich ausdifferenziert.

Orpheus in der Unterwelt beruht auf einer gleichnamigen französischen Operette, welche bereits Mitte des 19. Jahrhunderts entstand. Diese französische Note findet sich insbesondere in der Rolle des Jacques Offenbach, der aus seinem Heißluftballon das kleine Dorf Theben beobachtet. Orpheus arbeitet dort als Musikprofessor und Geigenspieler, der sich nicht vor Affären mit Schülerinnen und offener Ablehnung seiner Ehefrau Eurydike scheut. Diese interessiert seine feindliche Haltung jedoch herzlich wenig und verbringt während Orpheus Torunee, die Nächte sim Bett des örtlichen Schäfers. Es ist allerdings nicht alles, wie es scheint: Der Schäfer ist der Gott der Unterwelt und Serien-Liebhaber Pluto. Statt nun die ertappte Eurydike vor ihrem Mann zu retten, bringt er sie um und holt sie zu sich in die Unterwelt. Orpheus ist erleichtert. Das kann der Beobachter, Offenbach, nicht zulassen, so geht doch die Legende nicht. Also wird Orpheus eingesackt und zum Olymp geschleppt, vielleicht können die Götter sie ja retten. Nun, auch die Götter sind nicht ihrer Legende gewachsen. Alle sind dabei, ihren Kater auszuschlafen und versuchen möglichst schnell, ihre Würde zurückzugewinnen. Nach kurzem Bitten helfen sie den beiden jedoch gerne, nicht zuletzt um Hades eins auszuwischen und einen Vergnügungstrip in die Unterwelt zu machen.

Was folgt, ist eine relativ unwitzige und unkritische Reise in die Unterwelt. Begriffe wie „Materialität” werden zwar in den Raum gestellt, haben aber wenig tatsächliche Konsequenzen und Erklärungen. Die Götter sind eine recht plumpe Parodie einer Herrscherklasse, die weder andere noch sich selbst wirklich unter Kontrolle haben. Sie werden von Lustmoment zu Lustmoment durch die Geschichte getrieben. Eurydike als Eingesperrte selbst ist vielleicht noch die einzige Sympathieträgerin.Allerdings  lässt sich  in niemandem wirkliche Menschlichkeit erkennen. 

Witz und Tragik sind in gut erzählten Geschichten oft zwei Seiten der gleichen Münze. Gerade bei der Orpheus-Sage lassen sich viele tragische Momente finden – würde man meinen. Hier wird jedoch nicht versucht, etwas Tiefe in die Geschichte zu bringen. Muss das sein? Wäre es ein guter Film – müsste es das. Sieht man es primär als Zeitzeugnis und als Unterhaltung – vielleicht nicht unbedingt.


Foto: Herbert Kroiss