Fremde Stadt ist ein Gangsterfilm, der ganz ohne Schießereien oder andere Actionszenen auskommt. Franz Lerchenfeld (Roger Fritz) hat in Düsseldorf eine Bank überfallen und dabei zwei Millionen Mark erbeutet. Mit gefälschten Papieren kommt er unter dem Namen Philipp Kramer nach München, um dort mit der Hilfe seiner Ex-Frau Sybille Lerchenfeld (Karin Thome), die als Psychotherapeutin arbeitet, das Geld zu „waschen“, was angesichts der Summe keine leichte Aufgabe ist. Als Bedingung für ihre Hilfe fordert Sibylle die Hälfte des Geldes für sich. Nachdem Kramer mit registrierten Scheinen bezahlt, heften sich ihnen sowohl der Polizist Fischer als auch ein Pärchen von Mitwisser*innen aus Düsseldorf auf die Fersen.
In Schwarz-Weiß Bildern entwickelt sich eine, teils dilettantische, Verfolgungsjagd, die auf ein großes Finale am Schluss des Films zusteuert. Insbesondere Kramer strahlt in Anzug und langer Mähne eine Lässigkeit aus, die angesichts der angespannten Situation, in der er sich befindet, geradezu grotesk wirkt. Einige Figuren sind so überzeichnet, dass sie fast Karikaturen sind, wie Sybilles Mitbewohner Schrott (Christian Friedel), ein schluffiger Student, der den ganzen Tag damit verbringt, die Fische in seinen Aquarien zu füttern und von einem Diskusfisch, dem König der Fische, träumt, der nur im Oberlauf des Amazonas vorkommt. Neben den Figuren spielt das winterliche München eine Hauptrolle, wobei die Stadt abstoßend und unwirtlich wirkt, was die Schwarz-Weiß-Aufnahmen verstärken. Fremde Stadt ist eine absurde Parabel auf die menschliche Gier, die die Zuschauer*innen zum Schmunzeln bringt.
Foto: Deutsche Kinemathek, © Moana-Film