Schlagzeilen mit militärischem Klang sind keine Seltenheit mehr – Während Russlands Krieg gegen die Ukraine hat ein erschreckend lockerer Umgang mit martialischer Sprache Hochkonjunktur. Mit dem Begriff „Panzer“ wird verantwortungslos umgegangen, trotz dessen NS-Vergangenheit.

Die deutsche Sprache ist nicht besonders erfinderisch, was ihr Vokabular angeht. Meist lässt sich ein Wort recht schnell von seinem ursprünglichen Gebrauch herleiten. Bewusst verändert wurde die Sprache selten, allerdings war NS-Deutschland dafür berühmt. So wurde versucht, bestimmten Waffen besonders martialisch klingende Namen zu geben. Ein Beispiel: das „Sturmgewehr“. Es ist nicht verboten, diese Namen heute zu benutzen. Doch aus einem verantwortungsbewussten Umgang mit dem düsteren nationalen Erbe, ergibt sich wenigstens eine Regel. Diese Regel ist der demütige Gebrauch von Begriffen wie beispielsweise dem „Sturmgewehr“. Diese beim Werben für einen Artikel zu benutzen, sollte zumindest ein ungutes Bauchgefühl verursachen. 

Ähnlich der „Panzer“ – das Wort selbst hat keine zweifelhaften Ursprünge, und wurde auch nicht aktiv von NS-Deutschland beeinflusst. „Panzer“ leitet sich eigentlich vom lateinischen Begriff „Pantex“, dem Gedärm her. Der Panzer nahm seinen Ursprung als Körperpanzerung, die diesen Bereich schützen sollte. Später wurde das Wort auf geschützte Fahrzeuge übertragen. Nichts dabei ist problematisch. Dass der „Panzer“ in der NS-Kriegspropaganda einen zentralen Platz einnahm, ist allerdings auch wahr.  In Propagandaaufnahmen, die in der „Wochenschau“ den Krieg positiv darstellen sollten, war der Panzer allgegenwärtig. 

In der deutschen Sprache hat der „Panzer“ mittlerweile die Funktion eines Sammelbegriffs für alles Militärische. Dies scheint also, angesichts des Wertes des „Panzers“ für die NS-Kriegspropaganda, nicht unproblematisch. Anstandslos wurde der Begriff für den weiteren Gebrauch in der Bundeswehr übernommen, um Fahrzeuge zu bezeichnen, für die es auch andere Begriffe gäbe. In Frankreich heißen sie übersetzt „Streitwagen“, Engländer*innen und Russ*innen benutzen die ebenfalls bekannte Bezeichnung „Tank“. Alternativen gäbe es. 

Das Problem mit den Schlagzeilen

„Putins Panzer“, „Panzer für die Ukraine“, „Vorfahrt für Panzer“, „Panzer-TÜV“  – eine kleine Auswahl der mediokren Versuche, mit Panzern Schlagzeilen zu machen. Dabei ließe sich gar argumentieren, dass es in einigen der referierten Artikel gar nicht um „Panzer“ im engeren Sinne geht, sondern um Haubitzen, Schützenpanzer (hat in anderen Sprachen nichts mit „Panzer“ zu tun) oder selbstfahrende Luftabwehrwaffen. Faktisch stimmt es also oftmals nicht, dass es sich in den Artikeln um „Panzer“ handelt. Schlussfolgerung: das Wort wird allein seiner Sensationalität wegen benutzt. 

Denn ein demütiger Umgang mit der eigenen Sprache im Sinne des NS-Erbes der Deutschen sieht anders aus. Panzer sind höchstens – wenn zur Landesverteidigung benutzt – ein notwendiges Übel, wie alle Waffen. Mit ihnen auf diese Weise zu werben, normalisiert den Umgang mit diesen brutalen Waffensystemen im zivilen Leben und kann nicht richtig sein.


Illustration: Klara Heller