Ich schreibe gerade meine Bachelorarbeit, hab eigentlich zu spät angefangen und keine Ahnung, wie genau das funktioniert. Damit es euch nicht irgendwann genauso geht, teile ich in dieser Kolumne meine Erfahrungen.

Ich bin fertig – zumindest so gut wie. Nur noch ein paar Formulierungen glätten, den ein oder anderen Fehler ausbügeln und dann übermorgen ab in den Druck. Nichts, das ich nicht schaffen könnte. Dennoch werde ich die Deadline nur knapp einhalten. Das liegt vor allem daran, dass ich in den letzten Monaten eine beachtliche Sammlung an Fehlern zusammengetragen habe. In dieser vorletzten Folge meiner Kolumne werde ich euch von meinen größten Schnitzern erzählen – hoffentlich könnt ihr sie euch dann ersparen.

Viel zu viele Texte

Vielleicht erinnert ihr euch, wie viele Texte ich am Anfang meiner Arbeit gelesen habe. Mein Plan war simpel. Alle wichtigen Texte lesen, ihren Inhalt destillieren und dann daraus die Grundlage für meine Argumentation schaffen. So bin ich auch immer bei Hausarbeiten vorgegangen. Dieses Mal hat mich das aber höllisch viel Zeit gekostet. Unnötige, wirklich seeehr unnötige Zeitverschwendung. Mein Problem war, dass ich viel zu grob an die Recherche herangegangen bin. Bei allem habe ich mir zusammenfantasiert, es könnte vielleicht irgendwie wichtig werden. Deshalb habe ich einen Text nach dem anderen gelesen. Man weiß ja nie. Am Ende habe ich keine zehn Prozent davon wirklich genutzt. Nicht mal zehn Prozent! Ich hätte schon vor knapp ‘nem Monat fertig sein können, wenn ich weniger unnötigen Kram gelesen hätte.

Die Grundlagen

Es mag für manche albern klingen und für andere wiederum völlig selbstverständlich, aber ich kann euch nur empfehlen, euch eine Gliederung aufzustellen und sie vor allem auch zu benutzen. Ihr habt eine Forschungsfrage? Perfekt, dann zerlegt sie in Teilfragen und macht euch ans Beantworten. Lest – zumindest am Anfang – nur Texte, die ihr unbedingt braucht und schreibt euch auch davon nur die essentiellen Punkte raus. Solltet ihr später Lücken füllen müssen, könnt ihr immer noch recherchieren. Die gute alte Gliederung, ich hab ganz am Anfang selbst eine aufgestellt und sie dann – in meiner grenzenlosen Naivität – bis vor knapp vier Wochen komplett ignoriert. Deshalb habe ich einen Haufen sinnlosen Kram verzapft. Rückblickend betrachtet, drückte ich mich vermutlich ein winziges bisschen vor dem Schreiben, indem ich die ganze Zeit Papers gelesen habe.

Write, Eat, Sleep, Repeat – Oder auch nicht…

Ich bin keine Maschine und die meisten von euch wohl auch nicht – Grüße gehen raus an GPT-3. Das führt dazu, dass ich wirklich darauf achten musste, mir einen Ausgleich zu suchen. Hätte ich nicht nebenbei Sport gemacht, drauf geachtet, dass ich hin und wieder unter Leute komme und mir einfach generell Auszeiten genommen, dann hätte ich meinen Laptop vermutlich vor knapp sechs Wochen in der Mitte durchgebrochen und mich entschieden, Förster zu werden. Je länger ich an meinem Laptop arbeitete, desto attraktiver erschien mir die Vorstellung, mich einfach nie wieder an einen Schreibtisch zu setzen. Aber ich bin auch ein klein wenig stressanfällig. Wenn ihr das nicht seid, dann ist euch meine Bewunderung sicher und mein Neid natürlich auch. Seid ihr es hingegen auch, dann nehmt euch hin und wieder Auszeiten. Das ist völlig okay!

Augen zu und durch

An manchen Tagen hat man einfach keine Lust. Allein der Gedanke weiterzuschreiben, fühlt sich beinahe unerträglich an. Nichts erscheint in solchen Momenten schlimmer, als sich wieder an den Laptop zu setzen. Ihr würdet lieber mit Dante durch die Hölle wandern oder euren Laptop in die Flammen des Schicksalsberges werfen – ich übertreibe etwas, aber ihr versteht meinen Punkt. Trotzdem, es hilft alles nichts. Manchmal muss man sich einfach durchbeißen. Und keine Sorge, anzufangen ist immer am schwersten, danach wird es (meistens) leichter. Mir hilft es dann immer, wenn ich mir sage, dass ich daran wachse, wenn ich mich an solchen Tagen überwinde. Aber ich bin auch ein bisschen gebrainwasht von zu vielen Selbstoptimierungsbüchern und -videos.

Das waren sie dann auch schon, meine Tipps. Vielleicht klingen sie etwas banal, aber manchmal machen die kleinen, alltäglichen Dinge den großen Unterschied. Für mich gilt das auf jeden Fall.  Einmal werdet ihr noch von mir hören; sobald ich meine Verteidigung hatte, werde ich nochmal berichten, aber ich kann euch noch nicht sagen, wann es so weit ist. Bis dahin, alles Gute und wenn ihr auch gerade Prüfungen habt, dann haltet durch!

Mein zehnter Tipp: Macht euch einen (guten) Plan. Lest vielleicht ein paar Tipps von Leuten, die den Kram schon hinter sich haben – also abgesehen von mir. Spart euch vielleicht ‘ne Menge Zeit.


Illustration: Klara Heller