Das Semesterticket gibt es noch im kommenden Wintersemester. Wie es danach weitergeht, ist fraglich. Unsicher sind die Angebote, die zur Verfügung stehen – und wie teuer Mobilität für Student*innen künftig sein wird.

Das Upgrade des gegenwärtigen Semestertickets zum Deutschlandticket ist mit einer Ermäßigung von ca. 60 Prozent seit Monatsbeginn möglich. Noch am Dienstag, dem 30. Juni, erklärte das zuständige Referat für Ökologie und Umweltschutz des RefRates der Student*innen der HU: „Wir hoffen, dass wir ab 1. Juni 2023 der Studierendenschaft anbieten können, ihr Semesterticket upgraden zu können“. Zu diesem Zeitpunkt – zwei Tage vor intendiertem Beginn der Upgrade-Möglichkeit – scheint also noch Unklarheit über die Realisierbarkeit des Upgrades bestanden zu haben. Bis zum Dienstagabend habe der VBB noch nicht alle „Zuarbeit“ geleistet, die für das Ticket nötig war. Das Referat bezeichnete gegenüber der UnAuf die Kommunikation allgemein als „schwierig“.

Dann aber konnte das Upgrade rechtzeitig eingerichtet werden. Die genannten Probleme schienen also ausgeräumt zu sein. 

Ungelöstes Ticket

Am 31. Mai informierte der Politische Geschäftsführer der fzs darüber, dass die aktuellen Semesterticketverträge „nach aktuellen Rechtsgutachten nicht mehr rechtssicher“ seien. Der „freie zusammenschluss von student*innenschaften“ (fzs) ist eine Organisation, die ca. eine Million Student*innen in Deutschland vertritt. Die Wirtschaftsagentur Ernst&Young habe im Auftrag der Landesregierung von NRW Neuverhandlungen der gegenwärtigen Verträge empfohlen. Der fzs war zu der Stellungnahme gezwungen, weil am 30.06. – bei gleichzeitigem Erfolg der Einführung des Semesterticket-Upgrades – die Beratungen für ein bundesweites Semesterticket scheiterten.

Einzelne Universitäten haben hingegen noch Verträge für die kommenden Semester unterzeichnet – so zum Beispiel die FU Berlin. Dort läuft, wie auch an der HU, der Vertrag mit dem Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) noch bis März 2024. Auch das Referat für Hochschulpolitik der Student*innenschaft der FU erklärte, dass die Zukunft des Semestertickets als „unsicher“ einzuschätzen sei. Ein 29-Euro-Ticket oder ein 9-Euro-Sozialticket sei für die Student*innen nicht zugänglich, damit gebe es keine echten Alternativen.

Züge rollen, Verhandlungen nicht

All die Unklarheit bietet Anlass zur Aufnahme von Verhandlungen – solche finden allerdings zurzeit nicht statt. So erklärte das Referat für Ökologie und Umweltschutz der HU: „Wir haben aktuell keine Verhandlungen mit dem VBB und der Senatsverwaltung“. Als Grund nannte das Referat die Neuwahlen in Berlin – die allerdings schon knapp vier Monate zurückliegen. Überdies antworteten weder der VBB noch die zuständige Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt auf die Anfragen der LandesAstenKonferenz (LAK). Die LAK ist der Zusammenschluss der verfassten Student*innenschaften Berliner Universitäten. Als solche vertritt sie HU, TU, FU und viele weitere Hochschulen.

Seit der Wahl habe noch kein einziges Gespräch mit eine*r Staatssekretär*in über das Semesterticket stattgefunden, so das Referat. Der VBB reagiere „nur sehr spärlich“ auf Verhandlungen zur „preislichen Obergrenze“ des Tickets. Weder Senatsverwaltung noch VBB reagierten auf die Anfrage der UnAuf zu der Kritik der „spärlichen“ Kommunikation.  

Eine Option ist ein verbilligtes Deutschlandticket für die Student*innen. Das Referat gab an, bislang allerdings nicht in die Gespräche über dieses Angebot eingebunden worden zu sein. Ein solches Ticket, für 29,40 Euro im Monat, soll möglicherweise die Nachfolge für das bisherige Semesterticket-Modell bilden. Dies erklärte auch die Senatsverwaltung in ihrer Pressemitteilung vom 26. Mai. Berlin setze sich „für die Einführung eines bundesweit einheitlichen Semestertickets auf Basis des Deutschlandtickets ein“. Spätestens zum „Sommersemester 2024“ solle dies erreicht werden. Gleiches gab der VBB in einer Pressemitteilung am 01. Juni bekannt. Der Preis pro Semester würde dann 176,40 Euro betragen. Bislang kostet das Semesterticket 193,80 Euro. Ob und wann erste Sicherheiten über die Kosten für Student*innen gegeben werden können, ist unklar.


Bild: Heike Zappe