Seit dem 23. Juni und bis zum 27. August 2023 ist die Ausstellung «IRAN inside out» im Willy-Brandt-Haus in Berlin zu sehen. Darin zeigen fünf Fotografinnen ihre Fotografie- und Videoserien aus Iran. Kuratiert wurde die Ausstellung von Andy Heller und Mirja Linnekugel.

Im Oktober 2022 zog eine Solidaritätsdemonstration für die Protestierenden in Iran durch den Tiergarten in Berlin-Mitte. Angestimmt wurde der Protestruf «Frauen, Leben, Freiheit», ein ursprünglich kurdischer Slogan, der die zentralen Themen der Selbstbestimmung von Frauen, das Recht auf ein Leben in Würde und die Befreiung von verschiedenen Formen der Unterdrückung vereint. Anlass war die Tötung der 22-jährigen Kurdin Jina Mahsa Amini in Iran. Sie wurde von der iranischen Sittenpolizei wegen eines Verstoßes gegen das Hidschāb-Gesetz in Gewahrsam genommen. Von offiziellen Stellen wurde ein multiples Organversagen ausgelöst durch Sauerstoffmangel im Gehirn als Todesursache genannt. Doch Menschenrechtsaktivist*innen sind sich sicher, dass vielmehr die Folgen der dort erlittenen Gewalt zu ihrem Tod geführt haben.

Seitdem geistern wiederholt Schreckensnachrichten über Iran durch die Medien. Die Idee zu der Ausstellung IRAN inside out entwickelten Andy Heller und Mirja Linnekugel als Reaktion auf die jüngste Protestbewegung in Iran. Die Künstlerinnen dieser Ausstellung stammen von dort, haben lange Zeit in dem Land gearbeitet oder tun dies noch immer. In ihrer Kunst stellen sie das Land auf sehr unterschiedliche Weise dar.

Eine der Künstlerinnen ist Shirana Shabazi. Ihre Serie «Tehran North» zeigt Schwarzweißfotografien eines nahezu menschenleeren Teherans. Shabazi hatte die Fotografien in der Nacht aus einem fahrenden Auto heraus aufgenommen. Die darauf abgebildeten Straßen, Plätze und Gebäude wirken verlassen, beinahe leblos. Die Wahl der Schwarzweißfotografie unterstreicht das Gefühl der Einsamkeit und Verlassenheit.

Bild aus Shirana Shabazis Serie «Tehran North».

Die auf Alaeis Serie abgelichteten Frauen reparieren Autos oder machen Musik, wie zum Beispiel die beiden Schwestern Behin Bolouri und Samin Bolouri, die trotz des Singverbots für Frauen ins Musikgeschäft eingestiegen sind. Damit zeigt Alaei private Momente der Unbeschwertheit und des Glücks einer jungen Generation, die auf eine bessere Zukunft hofft. In ihrer Kunst porträtiert sie den Gegensatz zwischen der (digitalen) Moderne und den traditionellen Vorstellungen der von Religion geprägten Gesellschaft.

Forough Alaei dokumentiert aber auch weniger freudvolle Momente des Lebens in Iran. Beispielsweise ist da ein Foto, das eine geöffnete Hand zeigt, in der sich bunte Pillen befinden. Es ist die Hand der Fotografin Alaei. Sie schreibt dazu, dass sie seit ihrer Verhaftung vor drei Jahren Tabletten nehmen muss, um ihren Stresspegel zu senken.

Bild aus Forough Alaeis Serie «New Faces of Iran».

Die dritte Fotografin ist Mashid Mohadjerin. In ihrer Serie «Freedom Is Not Free» beschäftigt sie sich mit der privaten und öffentlichen Welt iranischer Frauen, die nach der Revolution von 1979 aufgewachsen sind, und mit wichtigen Orten ihrer Kindheit. 

Bild aus Mashid Mohadjerins Serie «Freedom is not free».

Beatrice Mindas Serie «Iran. Interrupted» porträtiert Innenräume auf eine sehr harmonische Weise. Obschon auf den Aufnahmen keine Menschen zu sehen sind, erzählen die Räume die Geschichten der Menschen, die sie bewohnen. Das Interieur wirkt traditionell und für die Außenwelt verschlossen. Zugleich scheint die Farbigkeit der Räume darauf hinzudeuten, dass da noch mehr ist, das nur darauf wartet, befreit zu werden.

Bild aus Beatrice Mindas Serie «Iran. Interrupted».

In Sarah Sasanis Serie «Monotony» sind die Fotografien mit einem bläulichen Filter überzogen. Es liegt eine Traurigkeit in ihren Bildern. Die von Sasani porträtierten Frauen befinden sich in alltäglichen Situationen, sie stecken mit ihren Füßen in Erdhaufen fest. Es scheint, als wollen diese sie zurückhalten, sie erden und an ihre Rolle als Frau in der Gesellschaft erinnern.

Bild aus Sarah Sasanis Serie «Monotony».

Die Ausstellung IRAN inside out zeichnet ein facettenreiches Bild Irans. Von bunten Innenräumen über abwechslungsreiche Landschaften hin zu menschenleeren Straßen zeigen die Fotografien ein Land, das sich im Spannungsfeld zwischen Tradition und Moderne befindet. Die Bilder sind ausdrucksstark, berührend und vielfältig. Sie zeigen: Trotz großer Umbrüche hat das Land – und insbesondere die Frauen – die Hoffnung nicht verloren.


Foto: Sarah Sasani