Ich schreibe gerade meine Bachelorarbeit, hab’ eigentlich zu spät angefangen und keine Ahnung, wie genau das funktioniert. Damit es euch nicht irgendwann genauso geht, teile ich in dieser Kolumne meine Erfahrungen.
In der letzten Ausgabe dieser Kolumne habe ich darüber geschrieben, wie ich versuchte, in kürzester Zeit ein Thema für meine Bachelorarbeit zu finden. Dazu habe ich sehr viel zur Epistemologie von Fake News gelesen, um mir einen Überblick der Diskussion zu verschaffen.
Nun ist einige Zeit vergangen und ich würde wirklich gerne schreiben, dass ich mittlerweile eine klar formulierte These habe und dass meine Bachelorarbeit bereits angemeldet ist. Leider bleibt es bei diesem Wunsch, denn beides trifft nicht zu. Es ist – wie man so schön sagt – etwas dazwischen gekommen. Aber beginnen wir da, wo wir beim letzten Mal aufgehört haben.
Nachdem ich zwölf philosophische Paper über Fake News gelesen hatte, ist mir leider kein Thema wirklich ins Auge gesprungen. Da ich immer mehr das Gefühl hatte, die Zeit würde mir davon laufen, plante ich, die komplette Woche Paper und Bücher zu lesen, um schnell ein interessantes Thema zu finden. Hochmotiviert las ich zwischen der Arbeit und der Redaktionssitzung des Berliner Campusradios „couchFM‟, wo ich noch Redaktionsleitung bin, meine Texte. Nach den Sitzungen geht die Redaktion für gewöhnlich zusammen zum Späti beim Grimm-Zentrum und normalerweise bin ich der Letzte, der am Abend das Feld räumt. Diesmal ging ich ungewöhnlich früh nach Hause, um am nächsten Tag ausgeruht an der Themenfindung zu arbeiten.
Wenn man es am wenigsten gebrauchen kann…
Als ich die Augen aufschlug, musste ich diesen Plan leider aufgeben. Ich war über Nacht erkrankt. Mein Hals war komplett zugeschwollen und mich plagten Schüttelfrost und Fieber. Völlig am Ende ging ich zum Arzt. Dieser schrieb mich die nächsten zehn Tage krank. Diagnose Angina. Genervt lag ich in meinem Bett und sah vor meinem inneren Auge den Sand der Zeit durch meine Finger rinnen. Ich versuchte, zu lesen, aber konnte mich nie länger als ein paar Minuten konzentrieren und gab es schließlich auf.
Nach ungefähr einer Woche war ich wieder fit genug zum Lesen und nahm mir ein philosophisches Buch mit dem interessanten Namen „Kindly Inquisitors‟ vor. Grob gesagt ist das ganze Buch ein Argument für die Notwendigkeit von uneingeschränkter Meinungsfreiheit. Ich fand das wahnsinnig spannend. So manche*r wird vielleicht schon genug von dieser ganzen Debatte haben. Aber was mich angeht, ich liebe es, mich mit wirklich ernsthaften Argumenten zu aktuellen Debatten zu beschäftigen.
Endlich ein Thema
Beim Lesen kam mir die Idee, meine Bachelorarbeit darüber zu schreiben, ob Fake News und Meinungsfreiheit zusammenhängen und wenn ja, welcher Art dieser Zusammenhang ist. Kann man Fake News bekämpfen, ohne dabei die Meinungsfreiheit zu beschneiden? Muss man Fake News vielleicht akzeptieren, um Meinungsfreiheit zu erhalten? Oder sind Fake News das größere Problem?
Um es mal vorwegzunehmen, ich hatte und habe auch heute noch keine Ahnung. Aber die Fragen erschienen mir relevant zu sein und ich konnte mir sehr gut vorstellen, mich damit wirklich tiefgehend auseinanderzusetzen. Außerdem bin ich überzeugt, dass diese Fragen in meiner Zukunft als Journalist eine große Rolle spielen.
Ich skizzierte meine Idee grob, schickte sie meiner Dozentin und bat sie gleichzeitig um ein Gespräch, bei dem ich mit ihr alles durchgehen sollte. Sie antwortete recht schnell und wir vereinbarten einen Termin direkt nach dem Wochenende. Gut gelaunt nahm ich mir die folgenden Tage frei. Endlich hatte ich das Gefühl, voranzukommen.
Irgendwas ist echt immer
Zwei Stunden vor meinem Termin am Montag erhielt ich eine Mail. Der Termin musste verschoben werden, meine Dozentin war erkrankt…
Mein zweiter Tipp: Es wird euch im Leben immer wieder etwas dazwischen kommen. Bezieht das in eure Planung mit ein!
Illustration: Klara Heller