In dieser Woche erscheint in unserer Kulturkolumne nicht wie gewohnt eine Besprechung eines Theater- oder Opernabends. Stattdessen hat unser Kolumnist Justus Jansen die Spielpläne und Veranstaltungskalender des kulturellen Berlin durchforstet und stellt euch fünf besonders lohnenswerte Veranstaltungen vor, die ihr keinesfalls verpassen solltet.

Renaissance-Theater

Unzweifelhaft, Berlin ist reich an Kultureinrichtungen – auch die Anzahl der Theater, die die Hauptstadt mit kultureller Nahrung versorgen ist beeindruckend. Dennoch sind desmeist nur die großen Häuser bekannt: das Berliner Ensemble am Schiffbauerdamm, die Schaubühne am Lehniner Platz oder das Deutsche Theater an der Schumann-Straße. Eher unbekannt ist dagegen das Renaissance-Theater in Charlottenburg. Dabei gehört es zu einem der letzten Häusern, die in den goldenen Zwanzigern seine Blütezeit hatte. Gegründet 1922 von Theodor Tagger, einem abgebrochenen Student ohne Schauspielpraxis, sollte hier die Renaissance des deutschen Theaters eingeleitet werden – daher auch der Name. Im Jubiläumsjahr widmet sich das Theater an der Knesebeckstraße, in dem es auch ein ganz atemberaubendes Spiegelfoyer gibt, u.a. dem deutschen Autor E.T.A Hoffmann, der in diesem Jahre 200 Jahre alt geworden wäre. Auf dem Programm stehen mehrere Matineen, bei denen Hoffmanns Werke gelesen werden, und auch ,,Der Sandmann‘‘, eines der wichtigsten deutschen Theaterstücke, wird gezeigt.

Renaissance-Theater, Knesebeckstr. 100, 10623 Berlin

Paper Positions

Ganz besonders dem Medium Papier und dem Thema ,,Zeichnen‘‘ ist die diesjährige Ausgabe der Paper Positions Berlin gewidmet. Eine begrenzte Anzahl von Galerien präsentieren sich hier in einer salonartigen Atmosphäre und in diesem Jahr – anders als zuletzt – abgekoppelt von der Berlin Art Fair im Flughafen Tempelhof. In den Räumlichkeiten der Hauptstadtrepräsentanz der Telekom findet so endlich wieder eine Kunstmesse statt, bei der viele namhafte Galerien ihre Künstler*innen präsentieren. Mit dabei ist etwa der Felix Jud Kunsthandel aus Hamburg, die zu der vom umtriebigen Robert Eberhardt geleitete gleichnamige Buchhandlung gehört, die Galerie Kuckei+Kuckei, die vor einigen Jahren Werke von Lars Eidinger ausstellte, und die Galerie jarmuschek+partner aus Schöneberg, die zu den treibenden Kräften hinter der Messe zählt. Die diesjährige Paper Positions Messe findet vom 28.04.-01.05.2022 statt.

Paper Positions in der Hauptstadtrepräsentanz der Deutschen Telekom, Französische Str. 33a-c, 10117 Berlin

Tannhäuser und Meistersinger an der Deutschen Oper Berlin

Bei einem Blick auf die nächsten Monate im kulturellen Berlin darf die Deutsche Oper natürlich nicht fehlen. Sie gilt gemeinhin als ,,zweites Bayreuth‘‘, denn hier werden so viele Werke des Komponisten Richard Wagner aufgeführt, wie an keinem anderen deutschen Hause. Nachdem in der ersten Hälfte der Spielzeit 2021/22 schon der ganze Ring, worüber auch die UnAuf berichtete, sowie Lohengrin serviert wurden, folgen nun in der zweiten Hälfte die Oper ,,Tannhäuser‘‘ sowie ,,Die Meistersinger von Nürnberg‘‘. Es gilt wie immer: Mit ein bisschen Vorbereitung sind Opern und ganz besonders die von Richard Wagner ein ganz besonderes und einzigartiges Vergnügen. Die Regisseur*innen und besonders das Orchester der Deutschen Oper leisten jedenfalls in den allermeisten Fällen brillante Arbeit und ist Garant für einen unvergesslichen Abend.

Deutsche Oper Berlin, Bismarckstraße 35, 10627 Berlin

Berliner Ensemble

Das Theater am Schiffbauerdamm ist immer einen Besuch wert: an der alten Wirkungsstätte von Bertolt Brecht werden immer wieder inszenatorische und schauspielerische Höchstleistungen vollbracht. Für gewöhnlich spricht man hier vom ,,Berliner Ensemble‘‘ dabei ist diese Bezeichnung eigentlich unpräzise – so heißt nämlich nur das Ensemble, das im Theater spielt. Das Haus trägt nach wie vor den Namen ,,Theater am Schiffbauerdamm‘‘. Doch sollte man nicht zu streng sein und sich von der Begriffsklauberei vor allem nicht von einem Besuch abhalten lassen. In den nächsten Monaten ist besonders die Neuproduktion ,,Draußen vor der Tür‘‘ von Wolfgang Borchert interessant. Der Autor verarbeitet hier die Erfahrungen mit der Nachkriegsgesellschaft und ihrem Umgang mit Kriegsheimkehrern. Doch auch im Rahmen von Gesprächsformaten glänzt das Berliner Ensemble immer wieder. Nicht nur wird hier das Literarische Quartett aufgezeichnet, sondern auch der Talkmaster Michel Friedman nimmt regelmäßig für sein Format ,,Friedman im Gespräch‘‘ auf der Bühne des Hauses Platz. Mit einem oder zwei Gesprächspartner*innen diskutiert dieser zumeist lebhaft über gesellschaftliche Entwicklungen, die jeweils unter einem Schlagwort wie ,,Krieg‘‘, ,,Judenhass‘‘ oder ,,Freiheit‘‘ stehen.

Berliner Ensemble im Theater am Schiffbauerdamm, Bertolt-Brecht-Platz 1, 10117 Berlin

Barrie Kosky Revue in der Komischen Oper

Seit 2012 ist Barrie Kosky Intendant und Chefregisseur an der Komischen Oper Berlin. Er hat das einst von Schließung bedrohte Haus zu einem Hort farbenfroher und kreativer Inszenierungen gemacht, was besonders Familien mit Kindern sehr schätzen. Immer wieder sind die Veranstaltungen in der Komischen Oper ausverkauft und auch in der UnAufgefordert haben die Arbeiten Koskys schon wohlwollende Erwähnung gefunden.

Auch das Interior der Komischen Oper brilliert. Foto: privat

Nun nimmt der Regisseur nach zehn Jahren an der Komischen Oper seinen Hut und brennt zu seinem Abschied ein letztes großes Feuerwerk der Opern- und Operettenkunst ab. Unter dem Titel ,,Barrie-Kosky-Revue‘‘ vereint und wiederholt er im Frühsommer an der Komischen Oper unzählige seiner Arbeiten an einem Varité-Abend. Laut Angaben des Hauses sind die Karten wohl jetzt schon, vor Beginn des Vorverkaufs, sehr gefragt, wer interessiert ist, sollte sich also mit dem Kartenkauf beeilen!

Komische Oper Berlin, Behrenstraße 55-57, 10117 Berlin


Foto: privat