Auf einer Pressekonferenz haben HU-Präsidentin Sabine Kunst, der Regierende Bürgermeister und Wissenschaftssenator Michael Müller (SPD) und der Staatssekretär für Wissenschaft und Forschung Steffen Krach (SPD) einen Stufenplan zur Öffnung der Berliner Hochschulen vorgelegt. Erste Schritte sollen ab 4. Juni kommen.

Mit Blick auf derzeitig 40 Prozent Erst- und 16 Prozent Zweitimpfungen in Berlin sagte Bürgermeister Michael Müller, dass es „dringend geboten“ sei „so schnell wie möglich in Praxisangebote einzusteigen. Die HU-Präsidentin Dr. Sabine Kunst verwies auf die zahlenmäßige Größe der Berliner Hochschulen. Man müsse „Disziplin bewahren und schrittweise öffnen“, sagt sie. 

So sollen ab dem 4. Juni die Universitätsbibliotheken wieder benutzt werden dürfen. Außerdem habe man sich darauf geeinigt Labore und Arbeitsräume zu öffnen. Die Bibliotheksplätze, so die HU-Präsidentin Kunst, sollen „erweitert“ werden. Das Click & Collect-Verfahren an den Berliner Mensen bleibt weiterhin bestehen. Außerdem sollen ab dem 4. Juni auch „Praxisformate“ mit einer Teilnehmer*innenzahl von 25 Personen ermöglicht werden. Ab dem 18. Juni läge die maximale Obergrenze bei 40 Personen pro Lehrveranstaltung. Staatssekretär Steffen Krach betonte, dass man vor allem den Studienanfänger*innen der letzten eineinhalb Jahre die Chance auf eine schrittweise Rückkehr zum Campus-Alltag ermöglichen wolle. 

Auf die Anfrage der Mitbegründerin der Initiative #nichtnuronline, Lucie Gröschl, wie hoch der Anteil an Präsenzveranstaltungen im kommenden Wintersemester sein werde, wurde nicht eingegangen. Man könne derzeit keine Mindestanzahl an Präsenzveranstaltungen nennen, so Kunst. Die Präsidentin deutete an, dass die „hybriden Veranstaltungen“ an den Universitäten zunähmen. Formate wie Vorlesungen könnten somit auch im Wintersemester online stattfinden. 

Dekanate für mehrheitlich digitales Semester 

Im Gegensatz zur Unileitung haben zumindest die Dekanate eine Vorstellung darüber, wie es mittelfristig weitergehen könnte. Diese schlagen vor das kommende Wintersemester „mehrheitlich digital zu planen“. In Ausnahmefällen könne „eine Durchführung als digitales Format mit begrenzten Präsenzanteilen geplant werden“. So rate man dazu die Teilnehmer*innen-Anzahl auf 25 Personen zu beschränken, womit nur kleinere Seminare und Übungen als Präsenzangebot überhaupt noch möglich sind. Somit kann davon ausgegangen werden, dass die Präsenzlehre zu Beginn nur sehr wenige Studierenden betreffen wird. 

Auch im Sommersemester 2021 gesonderte Prüfungsregelungen

Trotz all der Unsicherheiten werden Studierende auch im Sommersemester entlastet werden. Laut Kunst werden Prüfungen nach Möglichkeit in Präsenzform und digital ermöglicht. Eine hybride Prüfungsform wird es hingegen nicht geben. Wenn also eine Präsenz-Prüfung stattfindet, kann diese nicht von Studierenden absolviert werden, die nicht präsent sein können, etwa weil sie wegen der Pandemie nicht in Berlin sind. Man garantiere aber Betroffenen eine hohe Flexibilität beim Rücktritt solcher Prüfungen. 

Bei den Haus- und Abschlussarbeiten könne man sich, so Steffen Krach, auf die kulanten Regelungen der Berliner Hochschulen verlassen. Es wurden selbst für das Sommersemester keine Abgabefristen genannt. Diese werde man aber in einem „angemessenen Rahmen“ verlegen. Für das kommende Wintersemester wolle man diesbezüglich noch keine Aussagen treffen. 

Unklare Präventivmaßnahmen für das Wintersemester

Trotz der voranschreitenden Impfungen und den sinkenden Inzidenz-Werten werde man auf die Verlautbarungen des Bundesgesundheitsministerium weiterhin genauestens hören, so Kunst. Abstandsregeln, Hygienemaßnahmen und das Tragen der FFP2-Masken werden in den Räumen der Universität verpflichtend sein. Für die Präsenzformate ist ein nicht älter als 24 Stunden geltender Negativtest notwendig. Diese Tests sollen von den Lehrenden in den Veranstaltungen kontrolliert werden. Ob es eventuell verpflichtend sei bei einer vollständigen Impfung seinen Impfausweis mitzubringen, wurde nicht weiter erwähnt.  Wie die Testungen bei 200.000 Studierenden und 46.000 Mitarbeiter*innen organisiert werden sollen, und welche Testkapazitäten zur Verfügung stünden, könne die Präsidentin der HU nicht „präzise“ sagen. Testzentren seien jedoch im ausreichenden Maße vorhanden. 

Auch eine Impfstrategie speziell für Studierende könne derzeit nicht vorgelegt werden, so Müller. Der Impfstoff sei dafür noch zu knapp, sagt der regierende Bürgermeister. Somit sei bei dem Thema Impfungen die Eigeninitiative der Studierenden gefragt. 

Am Rande der Pressekonferenz haben sich Mitglieder*innen der Initiative #nichtnuronline hinter dem Senatssaal der HU versammelt. Mit dem einst von Dr. Sabine Kunst propagierten Slogan „So viel Präsenz wie möglich, so viel digital wie nötig“ auf dem Schild fordern sie von den Verantwortlichen klare Schritte zur Wiederaufnahme des Präsenzbetriebes. „Wir sehen jetzt gerade in Berlin, dass die Inzidenzzahlen nach unten gehen und die Impfquoten weiter steigen. Was die Öffnungen der Universitäten anbelangt, fordern wir, dass unsere Erwartungen daran angepasst werden.“, sagt Paula, die an der Humboldt-Uni Geschichte und Philosophie im Bachelor studiert. Die Sorge der Initiatoren scheint nicht unbegründet. Derzeit sieht es so aus, als würden die Institute trotz Fortschritte in der Pandemiebekämpfung mit sehr niedrigen Präsenzquoten planen.