Gamescom 2018

Wenn die gamescom ruft, herrscht Ausnahmezustand. Bahnen platzen aus allen Nähten und Hotels sind bereits Wochen im Voraus ausgebucht. Mehrere hunderttausend Gamer*innen aus über 100 Ländern kamen dieses Jahr zur größten Videospielmesse Europas nach Köln. Auch ich bin gespannt, welche Highlights die Gamingbranche in den kommenden Jahren zu bieten hat

Es ist 10 Uhr, als sich am Mittwochmorgen die Türen der Kölner Messehallen öffnen und ich in einer Masse von Menschen untergehe. Fast eine Stunde dauert es, bis ich es endlich schaffe, die Sonne hinter mir zu lassen und in ganz neue Welten eintauchen kann. Doch schon in der ersten Halle sinkt meine Vorfreude spürbar. Spiele wie Super Smash Bros. UltimateKingdom Hearts 3 oder Shadow of the Tomb Raider laden zwar dazu ein getestet zu werden, allerdings reißt der Strom an Menschen nicht ab.  Zwischenzeitlich geht gar nichts mehr. Ich stehe mitten im Gang, Körper an Körper gedrängt und warte darauf, dass die Menge sich in Bewegung setzt. Auch in den anderen Hallen, in denen große Studios und Publisher wie UbisoftBlizzard und Bethesda ihre neuen Titel präsentieren, muss ich mich durch die Massen an Besuchern kämpfen.

Wer vorhat eines der vielen Spiele auszuprobieren, muss vor allem eines mitbringen: Geduld. Und davon nicht zu wenig. Drei bis fünf Stunden kann es je nach Spiel dauern, bis man die Möglichkeit bekommt, selbst Hand an den Controller zu legen. Wer vorbereitet ist und genau weiß, welches Spiel er testen möchte, bringt einen Campingstuhl zum Schlangestehen mit.

Dazu kommen noch die Gamer*innen-Klischees, die auf der gamescom kräftig  bedient werden. Anders als bei der DreamHack in Leipzig (dieser Autor berichtete) wirken die Besucher*innen hier deutlich ungepflegter. Trotz klimatisierter Hallen zieht ein starker Schweißgeruch durch die Gänge und die hygienischen Zustände wirken teils bedenklicher als in so manchem Berliner Club.

Insgesamt hat die gamescom 2018 am Ende enttäuscht. Viel Innovatives gab es aus meiner Sicht nicht. Stattdessen aufgewärmtes Gameplay von Titeln, die ohnehin fast jährlich erscheinen, zum Beispiel FifaBattlefieldCall of Duty oder Assassins Creed. Ob sich dafür die langen Wartezeiten lohnen, bleibt dann jedem selbst überlassen.

 

Photo: Philip Chorzelewski