Foto: Christoph Spiegel

Alle haben den Namen schon mal gesehen, aber noch nie war jemand da: Für jede Ausgabe fährt ein UnAuf-Redakteur mit einer U- oder S-Bahn zu ihrer jeweiligen Endstation. Diesmal ist Ekaterina nach Alt-Tegel gefahren. Und siehe da – trotz geschlossener Minigolfanlage hat sich der Ausflug durchaus gelohnt.

Ich steige in die U6, die mich nach Alt-Tegel bringen soll, und mache mich auf eine Reise ins Nirgendwo gefasst. Doch als ich die U-Bahn-Station verlasse, ist da kein ödes Brachland. Es ist Samstagmorgen, zu früh und zu kalt für eine Zentralberlinerin wie mich – umso mehr überraschen mich die vielen Menschen, die zu dieser Zeit hier unterwegs sind. Sie bahnen sich ihren Weg zu den zahlreichen Cafés und Geschäften. Ich gehe am „Hax’nhaus“ und dem „Dorfkrug“ vorbei und steuere auf einen Mann zu, der genüsslich an einer Nussschnecke kaut. „Wo ist die Perle von Alt-Tegel?“, frage ich ihn. Er empfiehlt mir den See, „den muss man sehen! Das Wetter ist zwar nicht das Beste, aber es ist bestimmt trotzdem schön.“

Der Tegeler See mit seiner vor einigen Jahren neugestalteten „Greenwich-Promenade“ ist nicht einmal fünf Gehminuten von der U-Bahn-Station entfernt. Wenn jetzt Sommer wär’… dann hätte ich mich mit einem Eisbecher (Eisdielen gibt es auf dem Weg zur Promenade mehr als genug) auf eine der nagelneu aussehenden grünen Bänke gesetzt und mich wie im Urlaub am Mittelmeer gefühlt. Nach dem ganzen Eis hätte mir eine Runde Minigolf sicher gut getan. Leider ist die Anlage bedeckt vom Laub des letzten Herbstes und wirkt beinahe gespenstisch. Es ist Winter, windig und beißend kalt und es bleibt mir nichts anderes übrig, als meine Entdeckungstour für einen wärmenden Ingwer-Orangen-Tee im „Café Kult“ zu unterbrechen. Nach dem Tee stoße ich auf die entzückende kleine Markthalle und bereue beim Blick auf das bunte und günstige Angebot sowie die sympathischen Verkäufer, meinen Wocheneinkauf schon gestern erledigt zu haben. So fasse ich den Entschluss, ganz bald wiederzukommen. Vielleicht schon für den nächsten Wocheneinkauf. Aber spätestens im März, wenn die Minigolfanlage wieder öffnet.

Dieser Artikel stammt aus der aktuellen UnAufgefordert (Nr. 229, Januar 2015).