Studierende protestieren gegen Studiengebühren. | © Stefan Wagner/freeimages.com

Brauchen wir anonyme Blogs, um uns über unsere Professoren zu beschweren? War nicht der Campus einst Hort des Studentenprotests? Und vor allem: Sollte er es sein? Sebastian Beug und Felix Römer im Streitgespräch. Teil 1

Studierende gestalten die Gesellschaft von morgen
Felix Römer wünscht sich mehr Politik im Hörsaal

Der Fall Münkler-Watch hat in den Medien und unter Studierenden für Diskussionen gesorgt. Dabei ging es um die Anonymität des Blogs, den harschen Ton und um Diffamierung. Zu kurz kam die Auseinandersetzung mit den Inhalten der Kritik. Auch die Universitätsleitung der HU befand es nicht für nötig, zu den erhobenen Vorwürfen des Blogs inhaltlich Stellung zu beziehen. Das birgt aber auch eine Chance: Die Studierendenschaft kann das Ruder selbst in die Hand nehmen.

Immerhin lassen die vielen Beiträge in der Kommentarspalte des anonymen Blogs Münkler-Watch auf ernstgemeintere Partizipation schließen. Offen bleibt, ob sich der Fall Münkler als Vorbild für fruchtbare politische Debatten an der Universität erweisen kann.

Dafür muss es möglich sein, Professoren wie Herfried Münkler direkt mit Kritik zu konfrontieren, nicht nur bezüglich ihrer Lehrmethoden und Forschungsinhalte, sondern auch für ihre Äußerungen in der Öffentlichkeit. Mögliche Formen wären eine Petition, ein Antrag oder ein offener Brief. Es muss gewährleistet werden, dass diese Kritik innerhalb der Universität Gehör findet und die Professoren oder Mitarbeiter sich inhaltlich mit ihr auseinandersetzen.

Schließlich beziehen sich die Äußerungen von Herfried Münkler auf richtungsweisende Fragen über die Welt, in der wir in Zukunft leben werden. Wie könnten Studierende da außen vor gelassen werden? Immerhin werden sie es sein, die die Gesellschaft von morgen maßgeblich mitgestalten. Ob sie dieser Aufgabe gewachsen sein werden, darüber entscheidet auch die Universität.

Es stimmt: In den vergangenen Jahrzehnten wurden bereits wichtige studentische Freiheiten erkämpft. Doch diese Entwicklung wird fortschreiten. Die Studierenden täten gut daran, diese Prozesse aktiv zu begleiten und sich kritisch mit den zentralen Problemen unserer Gesellschaft auseinanderzusetzen – schon auf dem Campus.

Dieser Kommentar stammt aus der aktuellen UnAufgefordert (Heft 231).