Illustration: Kati Szilagyi

Ständig reden wir von Dingen, die wir ausprobieren wollen. Viel zu oft bleibt es bei dem Gedankenspiel. In unserer Rubrik „Einmal im Leben“ ändern wir das. Diesmal: KitKatClub

“Lasst, die ihr eintretet, alle Hoffnung fahren!“ Die Inschrift über der Tür ist eine Anspielung auf Dantes Höllentor. Ich bin zwar auf Peitschen und Körpersekrete vorbereitet, nun aber doch etwas skeptisch.

Bevor man in den Untergrund des Berliner Nachtinfernos – ins „Kitty“ – hinabsteigen kann, muss zunächst der Vorraum penetriert – pardon: passiert – werden. Ein Kassenbursche, bloß eine lederne Schmiedeschürze vor seiner Blöße, kontrolliert die Kandidaten streng auf ihre Bekleidung(-slosigkeit). Wer nur Jeans anhat, zieht sie aus. Offensichtlich beglücken wir den lieben Schmied, denn als ich meinen geblümten Kimono entmantele, lässt er uns kostenlos rein.

Meine Begleitung führt mich durch die Einrichtung. Erregte Teufel an den Wänden, ominöse Gynäkologenstühle und ein Feuer-Akrobatik-Striptease-Spektakel – ich folge und staune. Bald fühlt sich die ganze Nacktheit natürlich an. Die Tapferen in Latexkostümen kann ich bei dieser Hitze nur bewundern.

Einige Exhibitionisten schnellen auf die Podeste empor, um im Techno-Takt ihre Waschbretter zur Geltung zu bringen, andere masturbieren nackt in der Ecke. Bisweilen fällt offener Verkehr auf: in Untiefen des Kellers, auf den Frauenartztgestellen, oder einfach unverblümt auf dem Tresen. Dabei kann man sich an frischem Obst bedienen, und beim Zuschauen genüsslich eine Banane auskosten.

Als wir Stunden später zur grellen Mittagssonne herauskriechen, fühle ich eine Art Nähe zu den Bekanntschaften der Nacht – wie nach einer gemeinsamen Reise.