Geschrieben von Caren Pauli

Berlin, 12. Juli 2013

Die Geschichte um Thebens betrogenen Feldherr Amphitryon und dessen Gemahlin Alkmene ist mindestens so alt wie erfolgreich. Im Laufe der Zeit wurde sie vielfach adaptiert, unter anderem von Rotrou und Kleist. Sie bietet sowohl Raum für tragische, als auch komische Formen der Inszenierung. Doch keine Fassung übertrifft die des französischen Dramatikers Molière, der die amourösen Verstrickungen in den Mittelpunkt rückt und damit die Komik des charmanten Verwechslungsspiels auf die Spitze treibt. Während der Sommermonate dürfen Theaterfreunde sich auf ein Glanzstück freuen, denn das Ensemble des Hexenkessel Hoftheaters bringt Molieres Gesellschaftskomödie auf die Bühne des Freilufttheaters im Monbijoupark.

Der römische Göttervater Jupiter hegt ein leidenschaftliches Begehren für Alkmene, die sterbliche Ehefrau des Amphitryon. Zum Zeitpunkt des Geschehens führt dieser einen Feldzug an. Seine Abwesenheit ausnutzend, schlüpft Jupiter in die Gestalt Amphitryons und verbringt eine leidenschaftliche Liebesnacht mit Alkmene. Hilfe erhält er dabei vom Götterboten Merkur, der sich als des Feldherrens Diener Sosias ausgibt. Bei seiner Rückkehr erfährt der echte Amphitryon von den Ereignissen und wirft seiner Frau ihren Ehebruch vor. Nachdem Jupiter den Schwindel aufgeklärt hat, verkündigt er dem Paar eine Neuigkeit: Als Ergebnis der Liebesnacht wird Alkmene den Halbgott Herkules gebären.

Wer einen baldigen Besuch des Freilufttheaters in Erwägung zieht, braucht sich nicht auf eine trockene mythologische Geschichtsstunde einzustellen. Das Stück unter der Regie von Sarah Kors nimmt sich selbst nicht übermäßig ernst, sondern will vor allem eines. Es will  Spaß machen. Da ist es auch nicht weiter schlimm, wenn Jupiter mitten im Dialog die Hose reißt – im Gegenteil, derlei charmante Patzer tragen sogar zum Unterhaltungswert bei. Zahlreiche Wortspiele, derber Humor und eine Menge Slapstick-Einlagen gestalten die gesamte Laufzeit angenehm kurzweilig.  Ohne je die Grenze zur Albernheit zu überschreiten.

Schauspielerisch kann das Ensemble unter anderem mit Milton Welsh als egozentrischen Frauenheld Jupiter und Publikumsliebling Carsta Zimmermann als Sosias‘ Ehefrau Clea aufwarten. Die Leidenschaft für das Projekt ist allen Darstellern anzumerken, sie agieren als eingespieltes Team und vermitteln in jeder Sekunde den Spaß am Theaterspiel, welcher sich augenblicklich auf ihre Zuschauer überträgt. Das Publikum selbst darf sogar durch Einbindung in die Geschichte auch zu einem Teil des Theaters werden.

Wer die Vorstellung eines feucht-fröhlichen Theaterabends unter freiem Himmel reizvoll findet, dem sei ein Blick auf Amphitryon unbedingt ans Herz gelegt. In gewohnt unkonventioneller Manier stellt das Hexenkessel Hoftheater beste Unterhaltung bereit, für die man nicht einmal Mythologie-Fan zu sein braucht.

 

Laufzeit: 5. Juni bis 31. August 2013

Di-Sa 19.30 Uhr

Eintritt: 13 bis 19 Euro

Spielzeit: 80 Minuten

Amphitheater Monbijoupark