Am Dienstag Abend, den 29. April 2025, erreicht eine E-Mail des Referent*innen-Rats (RefRat) die Studierendenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin. Der RefRat verkündet das abrupte Ende der Kooperation zwischen der Humboldt-Universität zu Berlin und NextBike. Seit dem 1. Mai 2025 ist die kostenlose Nutzung der Fahrräder nicht mehr möglich.

Am 28. April 2025 fand eine Sitzung des Studierendenparlaments (StuPa) statt. Auf der Tagesordnung stand auch ein Antrag auf Verlängerung der Kooperation mit NextBike. Allerdings konnte über den Antrag nicht abgestimmt werden. Der Grund war die Beschlussunfähigkeit des StuPa. Das StuPa gilt als beschlussunfähig, wenn weniger als 30 Mitglieder anwesend sind. Das entspricht der Hälfte der StuPa-Mitglieder. Brisant ist der Fakt, dass zu Beginn der Sitzung die Beschlussfähigkeit des StuPa festgestellt wurde. Während der Sitzung haben die Liberale Hochschulgruppe, der Ring Christlich Demokratischer Studenten und Zeit für gute Uni das StuPa frühzeitig verlassen. Somit waren nur noch 28 stimmberechtigte Mitglieder anwesend. Die Juso-Hochschulgruppe stellte daraufhin einen Eilantrag auf Feststellung der Beschlussfähigkeit. Sie begründet diesen Schritt in einem Statement auf Instagram damit, dass durch den Wegfall der Förderung durch den Senat eine Verlängerung des Vertrags mit NextBike ohne Ausschreibung nicht rechtskonform gewesen wäre. Vom Präsidium wird der Eilantrag zur Beschlussunfähigkeit als Sabotageakt und respektlos gegenüber den Studierenden bezeichnet. Als Reaktion auf den Eilantrag wies Eske von der Grünboldt Liste darauf hin, dass mit der Beschlussunfähigkeit gravierende Konsequenzen folgen, wie der Wegfall der Kooperation mit NextBike.

Der RefRat betonte den Wunsch, die Kooperation im Sommersemester 2025 weiterzuführen. NextBike war das mit Abstand meistgenutzte Angebot der verfassten Studierendenschaft und wurde von vielen Studierenden fast täglich genutzt, so der RefRat. Inzwischen hat der RefRat eine Petition auf der Plattform change.org gestartet, die bisher von mehr als 700 Personen unterschrieben wurde.

Nicht nur unter der Studierendenschaft, sondern auch in ganz Berlin war das NextBike Angebot überaus beliebt. Das Fahrradleihsystem wird seit 2017 vom Land Berlin gefördert. Seitdem hat sich die Nutzerzahl verdreifacht. Die Förderung kam durch eine Wettbewerbsausschreibung für ein staatlich gefördertes Fahrradleihsystem zustande. Bereits im November und Dezember stand die Ausschreibung und Förderung für NextBike auf der Kippe. Laut der Senatsverwaltung ist der Grund die schwierige Haushaltslage für das Haushaltsjahr 2024/2025. Nun gibt es kein staatlich gefördertes Fahrradleihsystem mehr in Berlin. Nicht zu übersehen ist, dass Gelder für die Tangentiale Verbindung Ost (TVO) verfügbar sind. Eine Bundesstraße, die die Wuhlheide, ein beliebtes Freizeit- und Naherholungsgebiet für viele Berliner*innen, zerschneiden würde. Für Bauprojekte, die den Klimazielen entgegenstehen, ist also genug Geld verfügbar.

Bereits im Dezember war klar: Sollte NextBike die Förderung verlieren, wird sich das Angebot massiv einschränken. Außenbezirke wie Steglitz-Zehlendorf, Neukölln, Tempelhof-Schöneberg, Marzahn-Hellersdorf, Pankow oder Reinickendorf werden betroffen sein. NextBike zentriert sein Angebot ausschließlich auf die Bezirke und Bereiche innerhalb des Rings. Außerhalb wird es noch Fahrräder geben, allerdings in sehr reduzierter Menge. Dass gerade die Bezirke getroffen werden, die schlechter an den ÖPNV angebunden sind, ist zu kritisieren. Außerdem muss NextBike 265 Fahrradstationen zurückbauen und der Preis für die Fahrradleihe steigt von einem Euro zu einem Euro und 50 Cent für die ersten 15 Minuten.

Ob diese Einschränkungen vom StuPa berücksichtigt wurden, ist unklar. Für viele Studierende wurde NextBike ein Teil der Alltagsmobilität. Das Angebot hat den ÖPNV entlastet und ist eine CO2-freundliche Methode zur Fortbewegung. Außerdem war die Kooperation mit NextBike ein Ausgleichsangebot, da mit der Änderung zum Deutschlandticket keine kostenlose Fahrradmitnahme im ÖPNV mehr möglich war. Zwar wurde eine E-Mail an alle Studierenden geschickt, welche das Ende der Kooperation verkündet. Jedoch ist bekannt, dass dieser Kommunikationsweg nicht ausreichend ist, um die Studierendenschaft zu erreichen. Für einige Studierende können die Zahlungen für die Fahrradnutzung seit dem 1. Mai eine unangenehme Überraschung gewesen sein.

Ob die Kooperation mit NextBike doch noch weitergeht, steht noch nicht fest. Am Dienstag, den 6. Mai trifft sich das StuPa um 18:30 Uhr im Hedwig Dohm Haus zu einer Sondersitzung, bei der das Thema NextBike erneut auf der Tagesordnung steht.


Foto: nextbike