Ich schreibe gerade meine Bachelorarbeit, hab eigentlich zu spät angefangen und keine Ahnung, wie genau das funktioniert. Damit es euch nicht irgendwann genauso geht, teile ich in dieser Kolumne meine Erfahrungen.
Lang ist’s her. Ungefähr fünf Wochen nach der Abgabe war meine Verteidigung. Trotzdem sind nochmal gut anderthalb Monate vergangen, bevor ich diese letzte Folge schreibe. Warum das so ist und wie meine Verteidigung lief, erzähle ich euch heute.
Die Verteidigung
In der Nacht vor meiner Verteidigung konnte ich nicht schlafen. Ich machte mir nicht wirklich Sorgen – zumindest nicht bewusst – aber richtig runterfahren konnte ich auch nicht. Neun Stunden habe ich im Bett gelegen und höchstens eine davon gedöst. Trotzdem fühlte ich mich am Morgen recht fit. 5 Tassen Kaffee waren eine große Hilfe.
Ich kam dreißig Minuten zu früh an der Uni an. Während ich darauf wartete, dass es losging, lief ich vor dem Prüfungsraum auf und ab. Dann wurde ich reingebeten. Sehr freundlich empfingen mich meine Erstprüferin, Romy Jaster, und der Zweitprüfer, Gert Keil. Nach dem üblichen Papierkram – „Fühlen Sie sich gesundheitlich in der Lage…“ – ging es dann los.
Ich hatte fünf Minuten, um meine Argumentation runter zu beten. Romy hatte einen Wecker gestellt, der in der Sekunde losging, als ich mein letztes Wort gesprochen hatte. Punktlandung. Dann wurden mir fünfzehn Minuten lang Fragen gestellt. Fragen, über meine Argumentation und teils Fragen, über die ich noch nie nachgedacht hatte. Die ganze Zeit versuchte ich, die Kritik, die in diesen Fragen steckte, zu entkräften. Dann war es vorbei. Ich wurde rausgeschickt und wartete erneut, ging vor dem Raum auf und ab. Auf und ab.
Die Benotung
Als ich wieder hereingebeten wurde, bekam ich meine Note. Und eigentlich will ich meine Note nicht offenbaren, aber würde ich diese Kolumne lesen, würde mich das richtig enttäuschen. Also: 2,2. Warum 2,2? Aus demselben Grund, der mir schon lange klar war. Viel zu breit gefächert und zu wenig Fokus auf das Wesentliche. Kurz: Ich hatte versucht, zwei Bachelorarbeiten in eine zu zwängen. Keine gute Idee. Und was meine Verteidigung angeht, wurde mir freundlich mitgeteilt, dass ich zu konfrontativ gewesen wäre. Ein klein wenig mehr sokratische Methode wäre schön gewesen. Es sollte nicht darum gehen, meine Argumentation durchzukriegen. Hmm, gut zu wissen. Vielleicht ein bisschen spät. Und dürfte ich anmerken, dass ich den Begriff „Verteidigung“ ziemlich irreführend finde, wenn es gar nicht darum geht, meine Argumentation zu verteidigen? In der modernen Philosophie geht es viel um die Bedeutung von Begriffen. Vielleicht sollten wir uns mal Gedanken über diesen machen? Aber sei’s drum. Ich hab’ meinen Bachelor. Abschlussnote alles in allem: 1,8. Damit kann ich leben.
Mein elfter Tipp: Ich kann es gar nicht oft genug betonen. Konzentriert euch auf das Wesentliche und wenn ihr eure Arbeit verteidigen müsst, fragt vielleicht vorher mal höflich nach, was genau darunter zu verstehen ist.
Die Zeit danach
Lange habe ich auf meinen Bachelor hingearbeitet und ehrlicherweise war es ziemlich unterwältigend, als ich ihn dann hatte. Ich hatte verschiedene Pläne, wie es danach weitergehen soll, die bisher alle nicht aufgegangen sind und das hat mich in ein kleines Loch geworfen. Deshalb erscheint diese Folge auch so spät. Mit einem geisteswissenschaftlichen Studium kann der Einstieg in die Arbeitswelt ziemlich schwer sein. Besonders wenn ihr in ein Feld wollt, das hart umkämpft ist – in meinem Fall Journalismus. Die Bewerbungen sind aufwändig. Es wird sehr viel Wert auf unbezahlte Praktika gelegt, selbst wenn ihr euch für ein Volontariat bewerbt, wo ihr das Handwerk eigentlich erst erlernen sollt. Aber mittlerweile habe ich mehrere vielversprechende Optionen und ich möchte euch noch etwas mit auf den Weg geben:
Egal ob Bachelorarbeit oder der Kampf um den Traumjob, oft hat man einfach keine Lust mehr, will aufgeben und das ganze hinschmeißen. Ich kann euch nur sagen, es geht vorbei und ich bin mir sicher, der Versuch lohnt sich. Ich zumindest bin froh, immer wieder aufgestanden zu sein. Und ich bin oft gefallen. Sehr oft.
In diesem Sinne: Viel Erfolg bei eurer eigenen Bachelorarbeit – oder wonach auch immer ihr gerade strebt!
Illustration: Klara Heller