Ich schreibe gerade meine Bachelorarbeit, hab eigentlich zu spät angefangen und keine Ahnung, wie genau das funktioniert. Damit es euch nicht irgendwann genauso geht, teile ich in dieser Kolumne meine Erfahrungen.

Leider weiß ich immer noch nicht, ob ich meine ECTS-Punkte voll bekomme. Wie ihr euch sicher vorstellen könnt, hat diese Ungewissheit mir ein wenig die Motivation geraubt und mein Stresslevel ein ganzes Stück erhöht. Zum Glück weiß ich genau, wie ich damit umgehen kann – und habe meine Bachelorarbeit deshalb die letzten zwei Wochen fröhlich vor mir hergeschoben. Wie zu erwarten, war ich zwei Wochen später nicht unbedingt weniger gestresst. Langfristig nicht zu empfehlen.

Immerhin habe ich es geschafft, die restlichen relevanten Texte zu lesen. Jetzt muss ich die Arbeit nur noch schreiben. 30 Seiten in 3 Wochen. Das ist sicher machbar, nur leider habe ich gerade den Antrieb eines Schuhkartons. Zeit, das zu ändern!

Der Wissenschaft folgen

Ich weiß nicht, was ihr so macht, wenn ihr versucht, an eurer Psyche zu schrauben. Aber ich bin verrückt nach Psychologie und Neurowissenschaften. Wann immer ich ein entsprechendes Problem habe, tauche ich tief in die Welt der Populärwissenschaften ab. Dort suche ich nach Lösungsvorschlägen, versuche, sie umzusetzen und teste, ob sie den gewünschten Effekt erzielen.
Meine Erfolgsrate ist bisher so mittel. Aber das ist immerhin besser als nichts. 

Diesmal habe ich gleich zwei Schwerter aus der Waffenkammer des leicht verständlichen Wissens zu Tage gefördert. Ich selbst habe ihnen die furchterregenden Namen Die akzeptierte Langeweile und Der freudige Prozess gegeben. Hoffentlich gelingt es mir, mit ihnen meine Nemesis zu erschlagen. 

Selbstmotivation 101

Die Idee ist relativ simpel: In einem Podcast über Neurowissenschaften habe ich gehört, dass man seinen Dopamin-Ausstoß senkt, wenn man sich auf sein Ziel konzentriert und nicht auf die Freude an der Arbeit. Dadurch sinkt der Spaßfaktor des eigentlichen Arbeitsprozesses erheblich. Dessen habe ich mich natürlich in jeder nur denkbaren Hinsicht schuldig gemacht. Bei jeder möglichen und unmöglichen Gelegenheit habe ich darüber gesprochen, wie froh ich sein werde, wenn ich meine Bachelorarbeit endlich fertig habe. Sollte die Theorie stimmen, war das vielleicht nicht die beste Idee. Von nun an will ich mich also auf die Freude am Schreiben konzentrieren. Das macht mir tatsächlich Freude – wenn ich sie mir nicht selbst nehme. Zum Beispiel, indem ich mir einrede, nur schnell fertig werden zu wollen. 

Die zweite Idee: Ich sollte mir mehr Zeit nehmen, um mich zu langweilen. Grob ausgedrückt soll das dafür sorgen, dass sich mein Dopamin-Vorrat wieder auffüllt. Wenn alles klappt, kann ich dann das ganze aufgesparte Dopamin während des Schreibprozesses nutzen, um diesen so richtig zu genießen.

Keine Ahnung, ob das funktioniert. Aber ich werde es probieren und in zwei Wochen davon berichten. Drückt mir die Daumen!

Mein sechster Tipp: Wenn euch etwas so richtig nervt, hilft manchmal ein anderer Ansatz. Und das Problem hin und wieder aus einer neuen Perspektive zu betrachten, kann sicher auch nicht schaden.


Illustration: Klara Heller