Das Jahr 2022 bietet wieder einmal aufs Neue bewegende und dramatische Wahlen – von den Parlamentswahlen in Ungarn, zur Präsidentschaftswahl in Frankreich, über die Landtagswahl in Nordrhein-Westfahlen, bis hin zu den (versuchten) Wahlen der RefRate in der 4. Sitzung des 29. Studierendenparlaments der Humboldt Universität zu Berlin.

Angesetzter Beginn der Sitzung 18:30 Uhr. Der Flur vor dem Hörsaal 2097 im Hauptgebäude der Universität füllt sich bereits. Ungeduldig wartend stehen zahlreiche Studierende vor der verschlossenen Tür – als müssten sie erneut auf diese*n eine*n Professor*in warten, der*die immer zu spät kommt. Nach fast 30 Minuten kommt das Präsidium, mit trostlosen Pappkartons bewaffnet, den Flur hinunter geschritten. Die Mitglieder des StuPa, der RefRate und Anwärter*innen auf eine begehrte Position in einem der RefRate strömen in den Hörsaal. Der scheinbare Haupttagesordnungspunkt –  das Warten – wurde nun ins Sitzen verlagert. Endlich ergreift jemand vom StuPa-Präsidium das Mikrofon. Gespannt richten sich die Blicke auf ihn. Das StuPa sei nicht beschlussfähig. Wieder warten.

Nach und nach stolpern weitere Mitglieder des StuPas in den Hörsaal – teils mit Bierchen in der Hand, als würden sie sich auf ein abendliches, nettes Beisammensein treffen. Das StuPa sei nun beschlussfähig. Die dazu notwendige Hälfte der 59 StuPa-Mitglieder ist vor Ort und die Sitzung kann, mit einer nur minimalen einstündigen Verspätung beginnen. Nachdem die einzelnen Referate ihre Arbeit der letzten Monate präsentiert hatten, steigt die Spannung im Saal. Die Wahlen stehen an. Doch dann verlassen, als sei es abgesprochen, drei STuPa-Mitglieder den Saal. Ein verbleibendes Mitglied stellt Minuten später einen Antrag zur Feststellung der Beschlussfähigkeit. Für alle ist offensichtlich – das StuPa ist nicht beschlussfähig. Fast schon verzweifelt fragt das Präsidium den Antragsteller, ob er die Beschlüssfähigkeit des Supa wirklich überprüfen lassen möchte. Er bejaht. Das Publikum stöhnt auf, mancherorts Gelächter. 27 Mitglieder – beschlussunfähig! So glamourös wie die Sitzung begann, endete sie auch wieder.

Ende der Sitzung 20:20. Der Flur vor dem Hörsaal füllt sich wieder. Zu den Wahlen kam es nicht. Was geboten wurde, war ein doch recht unterhaltsames, fast zweistündiges Abendprogramm aus sehr viel Warten. Fortsetzung folgt am Donnerstag, dem 2. Juni 2022, um 18:30 Uhr. Vielleicht sind bis dahin ja auch die Pappkartons bunter gestaltet. Und vielleicht steigt damit auch die Motivation, die Sitzung nicht frühzeitig aus heiterem Himmel zu verlassen.


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