Elena Dorn studiert Kunst in Berlin und möchte mit ihren Bildern und denen ihrer Mitstudierenden einen Spendenanreiz schaffen. Dafür hat sie 2021 via Instagram die Pop-Up-Auktion „Art Aid Auction“ ins Leben gerufen, um Geld für humanitäre Zwecke zu sammeln: Erst Afghanistan – jetzt Ukraine – und dann wer weiß? Mit UnAuf hat sie über ihr Projekt gesprochen.

UnAuf: Wie bist du auf die Idee gekommen, Kunst für den guten Zweck zu versteigern?

Elena Dorn: Ich habe die Situation in Afghanistan schon länger über die Medien verfolgt und mich zunehmends hilflos gefühlt. Als abzusehen war, dass sich mit dem Abzug der US-Truppen und der Machtübernahme der Taliban im August 2021 die Situation vor Ort vor allem für Frauen und Kinder drastisch verschlechtern würde, habe ich nach Wegen gesucht, unbürokratisch und vor allem schnell Geld zu sammeln. Viele Menschen möchten gerne helfen und spenden, die künstlerischen Arbeiten erhöhen da definitiv den Anreiz. Die Käufer*innen spenden Geld an eine gemeinnützige Initiative und bekommen als „Dankeschön“ Kunst. Die Künstler*innen wiederum, die oftmals selbst nur wenig Geld zur Verfügung haben und es sich teils nicht leisten können, Geldbeträge zu spenden, können einen Beitrag durch ihre Zeit, Kreativität und Arbeit leisten.

Ihr habt also zunächst im Kontext der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan 2021 Spenden gesammelt, und zwar für den Afghanischen Frauenverein e.V.. Dabei sind 2.500 Euro zusammengekommen. Aktuell sammelt ihr für die Ukraine. Wie viel habt ihr da schon zusammen?

Mittlerweile konnten gut 750 Euro gespendet werden. 70 Prozent aus den Erlösen gehen an gemeinnützige Organisationen, 30 Prozent sind für Materialkosten, aber vor allem für den Versand der Arbeiten gedacht. Viele künstlerische Arbeiten haben Formate, die sich nicht so leicht transportieren und versenden lassen. Die Künstler*innen sollten nicht auf den Kosten sitzen bleiben. Bei etwa der Hälfte der Verkäufe wurde jedoch die volle Summe gespendet, teils auch darüber hinaus.

Und an welche Organisationen soll das Geld gehen?

Das Geld geht an „Mission Lifeline“, „Caritas International“ und „Perspektive Ukraine“ von Wheels e.V. Die Käufer*innen und Künstler*innen sind aber dazu eingeladen, selbst Vorschläge zu machen, wohin sie das Geld gerne spenden würden.

Wer ist alles an den Kunstauktionen beteiligt?

An der Auktion beteiligt sind überwiegend Studierende und Alumni der UdK Berlin und der KHB Weißensee. Einige wenige haben Abschlüsse anderer Kunsthochschulen oder befinden sich noch im Studium. Es ist keine feste Gruppierung, es kommen immer mal wieder neue Leute dazu. Manche Künstler*innen spenden sogar mehrere Arbeiten.

Warum habt ihr euch Instagram als Auktionsplattform ausgesucht?

Instagram ist eine kostenlose Plattform, was definitiv eine Rolle gespielt hat. Außerdem ist es relativ unkompliziert, dort Inhalte hochzuladen und zu teilen. Man kann sich gut mit Leuten vernetzen, schnell kommunizieren, wenn nötig. Natürlich hätte die Auktion eine größere Reichweite, wenn sie auch auf anderen Plattformen präsent wäre, aber dafür habe ich alleine leider keine Kapazitäten.

 

Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an

 

Ein Beitrag geteilt von Art Aid Auction (@artaidauction)

Veranstaltet ihr auch Auktionen außerhalb des Online-Raumes, also offline sozusagen?

Offline gab es bis dato noch keine Veranstaltungen. Das hat vor allem damit zu tun, dass ich die Seite alleine betreue. Ich hatte kurzzeitig Unterstützung von meiner Kommilitonin Maria Serga, aber selbst zu zweit wäre es schwierig gewesen, neben dem Studium und diversen Nebenjobs noch Veranstaltungen wie beispielsweise Ausstellungen auf die Beine zu stellen. Der Aufwand sollte möglichst gering gehalten werden, damit ich das überhaupt stemmen kann.

Bei eurer Instagramseite fällt auf, dass die Bilder im Vordergrund stehen. Es gibt sehr wenige bis nur die nötigsten Informationen und die Gesichter der Künstler*innen sind sowieso nie zu sehen. Warum?

Die Auktion ist eher wie eine Pop-Up-Auktion angelegt. Der Zeitaufwand spielt, wie eben schon angeschnitten, eine große Rolle. Die humanitäre Hilfe soll im Vordergrund stehen. Die Plattform ist kein Galerie-Ersatz oder sonstiges. Alle Künstler*innen sind namentlich genannt, außerdem ist der jeweilige Instagram-Account direkt verlinkt. Wer also weitere Infos möchte, kann sich direkt auf die Accounts der jeweiligen Künstler*innen weiter klicken.

An welche Zielgruppe richtet sich die Auktion? Ich zum Beispiel könnte mir als Studentin mit BAFöG und Minijob kein Gemälde für mehrere hundert Euro leisten.

Das ist ein interessanter Einwand. Ich habe versucht, die Seite so niedrigschwellig wie möglich zu gestalten. Allerdings schließt man ja schon alleine dadurch Leute aus, dass Instagram eine Plattform für die jüngeren Generationen ist. Die Käufer*innen sind größtenteils selbst Studierende. Die günstigsten Arbeiten sind für 20 Euro eingestellt. Selbst die Arbeiten für mehrere hundert Euro würden in einem Galerien-Kontext viel teurer verkauft werden. Wie schon gesagt, soll ja auch die Spende an humanitäre Initiativen im Vordergrund stehen, nicht der Kunstverkauf an sich. Wer die finanziellen Mittel für eine Geldspende hat und sich keine der Arbeiten leisten kann, kann direkt Geld an diverse Initiativen spenden. Die Seite stellt nur einen zusätzlichen Anreiz zum Spenden dar. Der Kunstbetrieb an sich ist leider ziemlich hermetisch. Das wird diese Auktion nicht auflösen können.

Werdet ihr weitermachen, euch andere unterstützenswerte Organisationen suchen, wenn genug Geld für die Ukraine zusammengekommen ist?

Die jetzige Auktion läuft vorerst bis zum 15. April 2022. Wie es danach weitergeht, kann ich leider noch nicht sagen. Ich glaube, es kommt nie „genug“ Geld für humanitäre Initiativen zusammen. Dafür sind der Reichtum und die Ressourcen einfach zu ungerecht verteilt. Krieg wird es leider auch weiterhin geben. Klar würde ich gerne auch in Zukunft mit der Plattform Organisationen unterstützen, aber auf Dauer ist das alleine für mich nicht zu leisten. Ehrenamtliche Arbeit muss man sich auch leisten können. An dieser Stelle deshalb nochmal ein riesiges Dankeschön an alle beteiligten Künstler*innen!


Foto: Lee Everett (@sub.thieler). ohne Titel. Digitaldruck von analogem Fotoscan. 42 x 60cm. 100€ Mindestpreis (pro Druck).