“Lost” ist das aktuelle Jugendwort des Jahres. Endlich mal ein Wort, dass tatsächlich von Jugendlichen verwendet wird. Wenn unsere Autorin doch nur wüsste, wie man es richtig einsetzt…

Vergangenes Jahr schien die Ernennung des „Jugendwort des Jahres“ durch die Übernahme des Pons-Verlages durch Langenscheidt noch bedroht. Doch die Tradition blieb, trotz aller Befürchtungen. Unter erbarmungsloser Konkurrenz mit Ausdrücken wie wyld und cringe konnte sich das diesjährige Gewinnerwort mit 48 prozentiger Mehrheit durchsetzen: Es ist – die Spannung steigt – lost. Lost? „Warum das denn?“, mag sich die eine oder der andere fragen. Den trendbewussten Leser*innen unter uns ist jedoch längst klar: Lost. Na was denn sonst! Wer am Puls der Zeit ist, es sein will, oder aber sich in der oben bereits erwähnten relevanten Zielgruppe befindet (jugendlich!), dem ist nicht entgangen, dass dieses Wort 2020 durchaus oft verwendet wurde.

Ich selbst verpasse die relevante Zielgruppe leider um zwei Jahre. Der empirischen Sorgfalt halber habe ich mich also an einen echten Vertreter der Generation Z gewandt – meinen kleinen Bruder! Dieser konnte mir auf Anfrage bestätigen, dass die Wahl mit lost durchaus angebracht war. Er verwendet dieses Wort ständig, beispielsweise in Kontexten wie: „Der Prof ist ja mega lost mit seinen Vorlesungsfolien ey!“ oder beim Verlieren eines League of Legends Games. Allgemein bietet sich lost einfach in Situationen an, in denen man vor lauter Verzweiflung und Verwirrtheit nicht mehr weiter weiß. Es gibt also vielseitige Anwendungsmöglichkeiten. Ein Grund für seine Beliebtheit?

Womöglich. Aber hat es nicht genau deshalb auch mit der aktuellen Lage zu tun, dass ausgerechnet dieses Wort bei Jugendlichen so gut ankommt? Da stellt sich mir an dieser Stelle die offensichtliche, sowie leicht deprimierende Frage: Na sind wir denn alle lost?! Nun. So viel kann ich euch versprechen: Es ist noch nicht alles verloren!

Wie sich nämlich gezeigt hat, ist mit lost endlich einmal ein Wort gekürt worden, das den Titel “Jugendwort des Jahres” auch wirklich verdient hat: Es spiegelt das momentane Lebensgefühl der Generation wieder und wird auch wirklich verwendet. Dieser Erfolg liegt zu großen Teilen daran, dass Jugendlichen erstmals größere Abstimmungsrechte ermöglicht wurden und sie auch selbst Vorschläge einreichen durften. Das war bei vorherigen Wahlen nicht der Fall, was teilweise zu so irritierenden Ergebnissen wie “Smombie” oder dem zweiten Platz von 2018 – “glucose-haltig” (angeblich einer total beliebten Umschreibung von ‘süß’) geführt hat. Zumindest die Jugendwort-Wahl ist also nicht mehr ganz so lost.


Dieser Text ist Teil unseres Themenschwerpunktes Mentale Gesundheit. Alle Texte sind hier zu finden.

Wer nach Hilfe sucht, kann sie hier finden:

Telefonseelsorge: telefonseelsorge.de (0800.1110111/ 0800.1110222)
Psychologische Studierenden-Beratung an der HU: https://www.hu-berlin.de/de/studium/beratung/psyber
Studierendenwerk Berlin: stw.berlin/beratung (+49 (0)30 93939 8401/ +49 (0)30 93939 8438)