Der Begriff Phobos entstammt dem Griechischen, trägt die Bedeutung Angst bzw. Furcht und kommt aus dem Bereich der Pathologie. Mit der Fokussierung auf das Individuum und der sich bedingenden Subjektivierung verliert sich jedoch der Blick für das Macht ausübende System hinter homosexuellenfeindlichen Verhaltensweisen. Die populäre Verwendung instrumentalisiert implizit die Etymologie des Wortes, um jenes Verhalten zu biologisieren bzw. naturalisieren und ihm damit einen Platz im Unbewussten zu geben.

Die  mit der Pathologie einhergehende Verkürzung auf „gesund” oder „krank” offenbart sich als rassistischer Dualismus, welcher den Prozess des „Othering”, der Selbstdefinierung mithilfe von Abgrenzung, verstärkt. Homophobie wird, laut der Argumentation des Psychologen David A. F. Haaga im Journal of Social Behavior and Personality, zum „mutmaßlichen auf Kausalität gründenden Deckmantel für Vorurteile”. Sie bedient sich im gleichen Atemzug einer „unbewiesenen psychodynamisch kausalen Theorie des Vorurteils”. „I hate the word homophobia. It’s not a phobia. You are not scared. You are an asshole.” – Morgan Freeman trifft mit seiner Kritik direkt den Zahn der Zeit. Seine Erregung ist sowohl als Indiz für die fehlende Sensibilisierung der Gesellschaft für diesen widersprüchlichen Begriff zu lesen, als auch als Spiegelung der negativen sowie aggressiven Einstellung gegenüber Menschen, die sich als homosexuell identifizieren.

Die im Zuge einer Phobie aufkommende innere Unruhe verkehrt sich in Wut. Sehen Menschen, die unter einer Phobie leiden, diese als unbegründet an, so wird sie bei denen, die Homosexuelle verurteilen, als Rechtfertigung missbraucht. Menschen mit Phobien wollen die direkte Konfrontation vermeiden. Sie sind gewillt ihre Ängste abzulegen. Homosexuellenfeindliche Menschen setzen auf Diskriminierung dank aggressiver Hetze. Sie beharren auf ihrer Einstellung. Polarisierend offenbart sich, dass jenes Homosexuelle verurteilende Verhalten nicht mit phobischen Reaktionen konform geht.