Hosentaschen: Das sind die praktischen kleinen Taschen, in die man(n) so gut seine Hände stecken kann, wenn es kalt ist oder um sie vor Verlegenheit zu verstecken. Auch wenn zweiteres eher als unhöflich empfunden wird. Ja, manN kann das tun.

Denn tatsächlich ist es für Frauen eher schwierig, ihre Hände in den Hosentaschen unterzubringen. Die ein- oder aufgenähten Taschen sind bei Hosen, die für Frauen gedacht sind, wesentlich kleiner. Die neuen riesigen Smartphones passen nicht rein. Ein Schlüsselbund mit mehr als einem Schlüssel wird eng. Die Hände da ganz reinstecken? Meistens schwierig. Ein Portemonnaie reinfallen lassen, wie es bei vielen männlich gelesen Personen zu beobachten ist? Unmöglich. Dabei sind diese Taschen doch genau dafür gedacht: Die Alltagsgegenstände, die Menschen unterwegs brauchen, sollen verstaut werden können, sodass die Hände frei sind. 

Wieso sind die Taschen für Frauenhosen so viel kleiner und somit extrem unpraktisch? Die einen vermuten dahinter die Handtaschenlobby. Wären die Hosentaschen größer, wären Handtaschen überflüssig. Die anderen sagen, es läge an der Silhouette der Hosen. Frauenhosen sind meistens enger als die der Männer. Tatsächlich trugen Frauen im 17. – 19. Jahrhundert noch große Taschen, um ihre Hüfte, unter oder über den Röcken ihrer Kleider. Je schmaler die Silhouette der Kleider jedoch mit der Veränderung der Mode wurde, desto kleiner wurden die Taschen und sind es bis heute. Stattdessen trugen die Frauen Handtaschen. 

So büßen Frauen praktischen Stauraum für Schönheit ein. Die zu kleinen Hosentaschen sind ein Anzeichen für veraltete Rollenbilder und den Stand, auf dem sich die Modeindustrie in Sachen Gleichberechtigung befindet. Die Frau hat schön zu sein, enge Jeans zu tragen. Hosentaschen braucht sie nicht für Stauraum, das Geld trägt ihr Mann. Absoluter Nonsens in unserer modernen Gesellschaft, in der die meisten Frauen schon lange nicht mehr nur schön sein wollen, sondern ihr eigenes, unabhängiges Leben führen. Das Verrückte daran ist außerdem, dass nicht nur die Hosentaschen in engen Jeans nur fast die Hälfte des Stauraums haben, den Männer benutzen können. Auch in so genannten Boyfriendjeans sind die Hosentaschen winzig. Boyfriendjeans zeichnen sich durch einen lockeren Sitz und ein weites Hosenbein aus und sind für Frauen geschnitten. Wenn Männer die Chance haben, ihre Wertsachen sicher und nah am Körper zu verstauen, und ohne eine extra Tasche mit sich tragen zu müssen, sollte Frauen das auch möglich sein. Es gibt keinen guten Grund, an weiten Hosen keine genau so großen Taschen anzubringen. Frauen bewegen sich sehr erfolgreich ohne männliche Hilfe durch ihr Leben und sollten das gleiche Recht auf eine private, sichere Tasche in ihrer Kleidung haben wie Männer. 

Das Phänomen der kleinen Hosentaschen ist zwar ein kleines Detail der Unterschiede zwischen den Geschlechtern, es verdeutlicht aber ein größeres Problem. Kultur und somit auch Mode und Kleidung sind immer auch ein Spiegel der Gesellschaft. Die Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau ist noch nicht vollumfänglich. Noch immer werden den Geschlechtern unterschiedliche Eigenschaften zugeschrieben. Am Beispiel der unterschiedlich großen Hosentaschen sind es die Männer, die im Alltag die Hände frei brauchen, das Geld und die wichtigen Habseligkeiten mit sich tragen sollen. Frauen sind, wenn sie auch Geld, Schlüssel und Mobiltelefon brauchen, gezwungen, eine Handtasche mit sich zu führen, was sie wiederum in ihrer Mobilität einschränkt. Wir müssen weiter auf die kleinen Dinge achten und auch diese geschlechtsneutral anpassen. Denn der Teufel sitzt im Detail.