– Eine Filmrezension –

Nach 20 Jahren kehrt Mark Renton (Ewan McGregor) zurück nach Edinburgh, mit Ehering am Finger und den Schuldenrückzahlungen für seine Freunde in der Tasche. 16.000 Pfund aus einem Heroin-Deal hatte Renton (1996 im ersten Teil) seinen Freunden gestohlen und ging damit fort. Doch T2 Trainspotting ist mehr als ein Sequel, denn es erzählt von emotionaleren Charakteren und neuen Geschichten.

Renton hat sich verändert und scheint seine Stimme verloren zu haben. Doch er kommt zum rechten Zeitpunkt, rettet Spud (Ewen Bremner) vor dem Suizid und bringt wieder Hoffnung. Auch das Treffen mit Simon aka Sick Boy (Jonny Lee Miller) öffnet alte Wunden. Er muss sich entscheiden: die alten Zeiten und die Freundschaft mit Mark wiederbeleben oder seinem Drang nach Vergeltung nachgehen? Dazwischen ein neues Gesicht: Veronika (Anjela Nedyalkova) – jung, attraktiv, vermittelnd. Begbie (Robert Carlyle) flieht aus dem Gefängnis und dürstet nach Rache und Mark.

Die Ereignisse überschlagen sich: Verzweiflung, Heroin, Gewalt, Koks, Sex, Trauer. Das erinnert an früher. Zwischendurch immer der Blick zurück und Sequenzen des Exzesses und Davonrennens blitzen auf. Jetzt schnelle Bilder, laut, leise, grell, langsam.

Der Regisseur Danny Boyle will alles auf einmal. Die Szenen wechseln schnell und ein Impuls folgt auf den anderen. Dann ändert sich die Dynamik, es gibt einen Plan und Mark hat seine Stimme wiedergefunden:

„Chose life. Entscheide dich für das Leben, für Facebook, Twitter, Instagram und hoffe, dass es irgendwen irgendwo interessiert. Entscheide dich dafür, alte Flammen zu suchen und wünsche dir, du hättest damals alles anders gemacht. Entscheide dich dafür zuzusehen, wie die Geschichte sich wiederholt. Entscheide dich für deine Zukunft. Chose life.“

Spud nimmt sich das zu Herzen. Statt Drogen greift er zu Stift und Papier und fängt an die Geschichten der Gruppe aufzuschreiben. Simon braucht Geld, er will etwas Eigenes aufbauen. Nun arbeiten wieder alle zusammen. Es ist die Gelegenheit. Irgendwie leben alle in der Vergangenheit, sie sind nur Touristen in ihrer eigenen Jugend. Es wird nostalgisch.

Doch die drei bekommen das nötige Geld für ihr gemeinsames Projekt zusammen. Als Frank mitbekommt, dass Mark wieder da ist, dreht sich das Bild. Eine wilde Verfolgungsjagd beginnt. Es ist der Verrat. Alle treffen aufeinander und es eskaliert. Letztendlich bekommen alle, was sie verdienen und das Leben geht zumindest für einen dort weiter, wo es begonnen hat: im Kinderzimmer.

 

 

Bären-Potenzial: T2 Trainspotting läuft im Wettbewerb außer Konkurrenz. Einen Bären gibt‘s wohl nicht, aber ganz viel Begeisterung von alten und neuen Fans des Kultfilmes.

BZQ-Punkte: Für diejenigen, die in der Klausurenphase zu gewissen Mitteln greifen müssen und nicht mehr davon wegkommen: Sucht ist Kopfsache. Wer süchtig ist, kann nichts dagegen tun. Doch muss man ja nicht nach Drogen süchtig sein. Wegrennen bis alles wehtut, ist zum Beispiel auch eine Möglichkeit.

Prokrastinationspotenzial: Sehr hoch, da es viel Musik, Bilder und Impulse gibt, die den Kopf abschalten und gleichzeitig anregen.

Kuschelfaktor: Bis auf ein bisschen nackte Haut so gut wie nicht vorhanden.

UnAuf-Punkte: 4 von 5

 

Regie: Danny Boyle. Mit: Ewan McGregor, Jonny Lee Miller, Ewen Bremner, Robert Carlyle, Anjela Nedyalkova, u.a.

 

Fotos:

© Sony Pictures Releasing GmbH