Das Originalbild: Richard Nixon und Elvis Presley
1970 fand das wohl bizarrste Treffen der Popgeschichte statt: Der „King of Rock‘n‘Roll“ Elvis Presley traf den damaligen US-Präsidenten Richard Nixon im Weißen Haus. Diese Begegnung hat Liza Johnson nun in der Komödie „Elvis & Nixon“ nachgestellt.
Eigentlich lässt sich der Film in zwei Sätzen zusammenfassen: Ein gelangweilter Elvis (Michael Shannon), der die USA vor die Hunde gehen sieht, will Richard Nixon (Kevin Spacey) treffen, um seine Ängste angemessen zu diskutieren. Nach einigen Umwegen findet diese absurde Begegnung tatsächlich statt und endet mit einer Umarmung für Nixon und einer Dienstmarke für Elvis.
Viel mehr ist nicht passiert. Doch auch wie der Film es versucht, soll hier etwas weiter ausgeholt werden:
Um das Aufeinandertreffen ranken sich viele Mythen. Im Film jedenfalls hat Elvis einen Wunsch: Er möchte Bundessonderagent der Regierung werden. Eine Stelle, die es gar nicht gibt. Die vorherrschende Drogenkultur ruiniere die Jugend der USA – als Undercover Agent möchte er dagegen vorgehen. Dass der echte Elvis selbst großer Fan ausufernder Drogenexzesse war, wird schlicht übergangen. Kein geringerer als Präsident Nixon höchstpersönlich soll ihm bei dieser Mission behilflich sein. Doch selbst der bekannteste Rockstar der Welt hat keine direkte Leitung ins Weiße Haus. Also wird kurzerhand ein Brief geschrieben und persönlich dort abgegeben. Die sichtlich irritierten Sicherheitsleute versprechen tatsächlich, den Brief möglichst schnell an den Präsidenten weiterzuleiten. Dessen Berater halten ein Treffen zwischen diesen zwei unterschiedlichen Personen für eine gute Idee. Denn Nixon hat besonders bei jungen Wählern ein Image-Problem und könnte einen Freund von außerhalb gebrauchen. Dem Weißen Haus schwebt ein TV-Special, mit Musik und anti-Drogen Texten vor. Da seine Tochter unbedingt ein Autogramm von Elvis möchte, stimmt Nixon widerwillig zu. Wenig später treffen die zwei gegensätzlichen Persönlichkeiten im Oval Office aufeinander. Ohne jedes Maß und wie es sich für einen Rockstar gehört, verstößt Elvis gegen jede Etikette und verweigert sogar das obligatorische Foto. Lieber prahlt er mit seinen vielen bereits erworbenen Dienstmarken und Polizeiplaketten. Ebenso lässt er sich über die Beatles aus und will sein Land vor solchen kommunistischen, anti-amerikanischen Einflüssen schützen. Außerdem brauche er keine Drogen, ihm reiche das Leben, um high zu werden. Nixon findet schnell Gefallen an dieser absurden Vorstellung und bietet einen Deal an: Er bekommt sein Foto und das Autogramm und Elvis darf dafür Undercover Agent werden. Gesagt, getan. Damit wäre die Geschichte dann auch erzählt. Im Schlussbild bekommt Elvis seine Dienstmarke verliehen und ist nun offiziell Bundesdrogenfahnder und die USA ein sicherer Ort.
Fraglich ist, ob Elvis die Beliebtheit des Präsidenten steigern konnte, jedoch läuft es für die Verfilmung andersherum. Kevin Spacey, seit „House of Cards“ schon in der Präsidentenrolle geübt und verehrt, überrascht nicht nur in dieser Besetzung, er ist in dem Fall wohl auch derjenige, der ein jüngeres Publikum ansprechen soll. Mit seiner lässigen Art bildet er den Gegenpol zur grotesken Figur Elvis. Der Versuch, ein geheimes Treffen auf komödiantische Art nachzustellen, resultiert in einer Aneinanderreihung von Übertreibungen und Absurditäten. Einzig Elvis irrwitzige Karatevorführung für den Präsidenten ist so abwegig, dass man als Zuschauer ernsthaft darüber lachen kann. Ob es sich lohnt, für diese eine Szene und ein paar irgendwie doch witzige Momente, den Film zu sehen, bleibt jedem selbst überlassen.
Elvis & Nixon, USA 2016, Regie: Liza Johnson. Mit Michael Shannon, Kevin Spacey, Alex Pettyfer, Johnny Knoxville uvm., 87 Minuten