Berlin, 26. Juni 2012

Ruprecht Röver, Geschäftsführer der Humboldt-Universitäts-Gesellschaft (HUG), sprach in einem Interview über die Aufgaben, Förderungsmöglichkeiten und bisherigen Projekte der HUG. Die HUG fördert studentische und nicht-studentische Projekte, die die unterschiedlichen wissenschaftlichen Betätigungsfelder innerhalb der HU repräsentieren. Dies geschieht in Form von Anschubfinanzierungen, die je nach Projekt unterschiedlich hoch ausfallen.

UnAufgefordert: Können Sie kurz die HUG vorstellen?

Ruprecht Röver: Die HUG wurde 1996 unter der Mitwirkung der damaligen Präsidentin Marlis Dürkop gegründet. Der Gedanke war und ist es auch heute, Freunde und Förderer sowie ehemalige Humboldtianer an die Universität zu binden, um Forschung und Lehre an der HU im Geiste Humboldts zu fördern. Unter dem Dach der HUG befinden sich vier rechtlich unselbständige Stiftungen. Z. B. die Stiftung für Tropische Agrarforschung und die von Pawel-Rammingen Stiftung zur Förderung des Museums für Naturkunde. Sie sehen, die HUG ist Ansprechpartner für alle, denen die Weiterentwicklung der HU am Herzen liegt. Auch die zukünftigen Studierenden werden im Rahmen der jährlichen Kinder-Universität von der HUG gefördert.

Wie können Studierende Hilfe bei der Finanzierung ihrer Projekte bekommen? Was müssen sie konkret dafür tun?

Die Humboldt-Universitäts-Gesellschaft fördert auf Antrag. Das Verfahren ist ganz einfach: Sie lesen das Merkblatt und füllen das Antragsformular auf der Webseite der HUG (antrag@hug-berlin.de) aus und senden dieses einschließlich eines Exposés zum Projekt, sowie ein Finanzierungskonzept auf elektronischem Wege an die Geschäftsstelle. Im Vorfeld bieten wir eine Beratung an. Das hat sich als sehr sinnvoll erwiesen, da Erstanträge meist unvollständig eingereicht werden. Oft gibt es auch Fragen zum Verfahren, die in einem Vorgespräch schnell geklärt werden können.

Gibt es bestimmte Kriterien, die erfüllt werden müssen?

Wichtig ist es, die Wissenschaftlichkeit des Projektes darzustellen. Wir empfehlen daher, einen wissenschaftlichen Betreuer hinzuzuziehen.

Welche Art von Projekten sind für die HUG interessant?

Besonders interessant sind Projekte, die öffentlichkeitswirksam sind. Das heißt, Projekte die eine positive Außenwirkung für die HU haben und die Vielfalt der wissenschaftlichen Arbeit der Universität darstellen. Auf die Förderung von Studierenden legen wir besonderen Wert. Wir wollen sie dabei unterstützen, schon während des Studiums Projekte zu organisieren, die ihr späteres Berufsfeld betreffen. In Kürze werden wir unser neues Format “Studentische Symposien“ ausschreiben.

Wie fällt die Förderung aus?

Die HUG leistet in der Regel Anschubfinanzierungen. Das können ganz kleine Beträge z. B. im Dreihundert-Euro-Bereich sein. Oft entscheiden Kleinbeträge, ob ein Projekt realisiert werden kann. Große wissenschaftliche Vorhaben werden auch höher dotiert.

Welche Projekte werden aktuell gefördert?

Im Oktober 2011 fand im Jacob-und-Wilhelm-Grimm-Zentrum der Bibliothekstag statt. Die HUG hatte “Vom Baum der Erkenntnis zum Social Network -Treffpunkt Bibliothek“ exklusiv gefördert. Die bundesweite Aktion des Deutschland-Stipendiums wurde von der HUG mit fünf Stipendien für Studierende der HU gefördert. Jüngst wurde ein Projekt der UnAufgefordert gefördert: studentische Redakteure der HU treffen studentische Redakteure in Ungarn.

Wie viele Projekte fördern Sie pro Jahr?

Das ist ganz unterschiedlich. Es hängt einerseits von den eingeworbenen Spenden der HUG ab. Die Art der Projekte bzw. deren Thematik und Öffentlichkeitswirksamkeit für die HU sind ebenfalls ausschlaggebend für eine Förderung. Im Durchschnitt sind es ca. 15 Projekte, die von der HUG pro Jahr gefördert werden. Im Jubiläumsjahr der HU waren es 27 Projekte, die mit Unterstützung eines Großsponsors und des Ehrenvorsitzenden Hartwig Piepenbrock gefördert werden konnten.

Führen Sie auch eigene Projekte durch?

Die HUG hat in den vorangegangenen Jahren in Kooperationen Stipendien und Medienpreise vergeben. An dieser Stelle möchte ich die von der HUG jüngst gestifteten Deutschlandstipendien noch einmal erwähnen. Diese Förderung werden wir fortführen.

Eines der ersten Projekte der HUG nach ihrer Gründung diente der Rettung des Bücherschatzes der Grimm-Bibliothek. Diese wertvolle Bibliothek umfasst ca. 5.500 Bände. Teils mit erheblichem Restaurierungsbedarf. Unter dem Slogan “Bücher in Not“ startete im Jahr 1997 eine Kampagne mit Buchpatenschaften. Rund 90.000 € – ca. ein Drittel des finanziellen Bedarfs – konnten bis 2007 eingeworben werden. Jetzt wird die Aktion unter dem Motto “Mein Grimm“ fortgesetzt und beinhaltet zusätzlich die digitale Erfassung des Bücherschatzes.

Im Juni 2011 haben wir die Humboldt-Gespräche aufgelegt. Ziel ist es, die Öffentlichkeit in die HU zu holen und auf sensible Themen wie z.B. den Klimawandel und seine Auswirkungen aus wissenschaftlichem Blickwinkel nachdrücklich hinzuweisen. In diesem Kontext ist auch die Finanzierung eines Klimastipendiums bewilligt worden. Diese hat eine Doktorandin aus Äthiopien erhalten. Aktuell haben wir am 1. März ein weiteres Humboldt-Gespräch durchgeführt. Unser Themenschwerpunkt war “Die deutschen Banken in der Finanzkrise“.

Das Interview führte Daniela Sophie Michel

 

Foto: privat