An ihrem ersten Tag als neue Uni-Präsidentin traf sich die UnAuf mit Julia von Blumenthal zum Exklusivinterview. Dabei stellte die Nachfolgerin von Sabine Kunst die studentische Beteiligung als einen Fokus ihrer Amtszeit vor. Warum sie an die Humboldt-Universität zurückkehrte? Weil sie sich hier wie zu Hause fühle.

UnAuf: Frau von Blumenthal, bevor Sie Präsidentin der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder) waren, verbrachten Sie schon einige Jahre an der HU. Unter anderem als Dekanin der Bildungs- und Kulturwissenschaftlichen Fakultät. Was hat Sie dazu bewogen, wieder zurück an die HU zu kommen?

Julia von Blumenthal: Darüber habe ich lange nachgedacht, weil ich mich an der Europa-Universität Viadrina wirklich sehr wohl gefühlt habe. Ich wollte da nicht weg. Auf der anderen Seite war ich neun Jahre an der Humboldt. Und auch wenn das seltsam klingt, fühlt es sich hier an wie zu Hause. Die neun Jahre haben doch eine größere Bindung ausgelöst, als mir bewusst war. Dies war eine wichtige Motivation dafür, mich zu bewerben, und ich bin auch richtig froh, wieder hier zu sein.

Willkommen zurück! Noch als Kandidatin für die Präsidentschaft der HU sprachen Sie davon, mehr Nähe zu Studierenden herstellen zu wollen. Wie genau wollen Sie das nun umsetzen?

Ich hoffe, jetzt, wo das Wintersemester beginnt, Termine mit dem RefRat wahrnehmen zu können. Dieser wurde auch kürzlich neu gewählt. RefRat und StuPa sind für mich die ersten Ansprechpartner*innen. Ich überlege, auch noch stärker in die Fakultäten zu gehen. Ich kann mir gut vorstellen, mit den Fachschaftsräten (und -Initiativen, Anm.d.R.) zu sprechen. Denn ich weiß, dass es zwischen zentraler Studierendenvertretung und Fachschaften etwas unterschiedlich gelagerte Schwerpunkte gibt. Allerdings möchte ich nicht zu viel versprechen und bin auf dieser Ebene noch etwas zurückhaltend. Verschiedene Kommunikationskanäle sind mir aber wirklich sehr wichtig.

Wollen Sie neben der Kommunikation auch studentisches Engagement fördern?

Mir ist die studentische Beteiligung unglaublich wichtig. Egal, ob das in der Berlin University Alliance oder bei Circle U stattfindet oder an der HU selbst, möchte ich das gerne fördern. Allerdings weiß ich noch nicht gut genug darüber Bescheid, welche Strukturen und welche Programme es schon gibt, sodass ich jetzt sagen könnte, wie genau ich mir das vorstelle.

Für mich gehört es zu einer Demokratie dazu, dass Studierende ihre Universität auch mitgestalten. Sowohl durch die studentische Selbstverwaltung, als auch mit den Initiativen, die sie selbst ergreifen. Dort machen Sie die Uni zu ihrem zu Hause. Das unterstütze ich auf Leitungsebene, wo ich nur kann, da mir das wirklich wichtig ist. Wobei ich auch immer wieder erlebe, dass Studierende vieles selbst machen, so wie sie das gut finden.

In vielen akademischen Gremien, zum Beispiel in den Fakultäten, gibt es außerdem eine gute studentische Mitarbeit. In den entsprechenden Kommissionen für Lehre besetzen Studierende die Hälfte der Plätze. Darüber sind Studierende ganz stark eingebunden. Und da hoffe ich, dass studentische Stimmen in den Fakultäten auch gehört werden.

Sie sprachen gerade von studentischen Initiativen. An der HU gibt es unter anderem die Students for Future HU Berlin, die sich für Klimagerechtigkeit einsetzen. Wollen Sie das Thema Nachhaltigkeit auch verstärkt in die Lehre einbringen?

An der HU ist es ja so, dass die Themen Nachhaltigkeit, Klimawandel oder Klimagerechtigkeit überhaupt nur durch Studierende so richtig etabliert worden sind. Damals wurde auch durch eine studentische Gruppe die Unileitung auf Trapp gebracht, wenn man so will. Ich weiß aber, dass das inzwischen sehr viel besser institutionalisiert ist und es zum Beispiel einen Klimamanager gibt. Genau diese Initiativen möchte ich auch weiter unterstützen, immer wissend, dass das mal von Studierenden ausging.

Außerdem gibt es das Studium Oecologicum und das finde ich sehr gut. Es ist eine gute Idee, über dieses Studium die nachhaltigkeitsbezogenen Themen, die es an ganz unterschiedlichen Instituten gibt, für Studierende im Zeugnis sichtbar zu machen und darüber hinaus dafür eine Aufmerksamkeit zu schaffen.

Lehre und Forschung gehen an einer Universität Hand in Hand. An der HU wird ein Großteil der Forschung bekanntlich über Drittmittel finanziert. Wie stehen Sie dazu?

Ich sehe schon generell, dass die Drittmittelforschung kein zu großes Gewicht haben darf, weil sie natürlich immer davon abhängig ist, dass es bestimmte Förderprogramme gibt und dass man sich in Förderprogrammen auch durchsetzt. Auf der anderen Seite sind Drittmittel auch eine Form von Qualitätskontrolle, weil sie sich mit Ihrem Projekt bewerben müssen und sich durchsetzen müssen bei einer Fachbegutachtung. Ich sehe Drittmittel-finanzierte Forschung nicht nur negativ, aber es ist natürlich wichtig, dass wir im Grundhaushalt Spielräume haben, um Forschung und Lehre und alle Aufgaben, die wir als Universität haben, zu sichern.

Vielen Dank für das Gespräch!


Foto: Julia Bayer/ HU