Yuka Kobayashi ist CGI-Künstlerin und Grafikdesignerin. Ihre Arbeiten sind Fusionen aus Übergängen, Zwischenetappen und unterschiedlichen Dimensionen. In ihren Werken verarbeitet sie Fantasien zum Futurismus, der digitalen Kunst und den Differenzen der zwei Welten, zwischen denen die Künstlerin changiert: Berlin und Tokio.

„Verschmelzen mit neuen Dimensionen ohne Berührung“

UnAuf: Yuka, dein Portfolio zeigt Arbeiten, die mittlerweile unter anderem in Berlin und Tokio ausgestellt werden. Deine Stilistik ist eine Variation aus Videoarbeiten, Installationen und Print – Mixed Media. Wie würdest du deine künstlerischen Anfänge beschreiben?

Yuka Kobayashi: Meine Anfänge liegen in meiner Kindheit. Damals, noch in Japan, verbrachte ich viel Zeit mit meiner Tante, die sich sehr für Kunst, Design und Mode interessierte. Sie sprach und zeigte mir viel davon. Obwohl ich nicht richtig verstanden hatte, was sie mir zeigte, würde ich jetzt behaupten, dass damals meine künstlerische Entwicklung begonnen hat. Als ich im Teenager-Alter mit meinen Freunden eine Modenschau organisierte, stellte ich selbst ein Kostüm her und präsentierte es. Mein Verständnis für das Schneidern, die Materialien und den ganzen Prozess der Herstellung hatte ich nicht erlernt, sondern mir autodidaktisch bei meiner Tante angeeignet. Die Herstellung dieses Kostüms war eine spontane Idee und daraufhin beschloss ich eine künstlerisch-akademische Ausbildung im Bereich der Mode zu absolvieren. Ich wollte das Kostüm, seine Geschichte, die Struktur von Kleidern, und alles was damit zusammenhängt, erlernen. Das waren zwei Schlüsselmomente, die sich in meiner Erinnerung und meiner Entwicklung eingeprägt haben.

Yuka Kobayashi

Wie kam es zu deinem Umzug von Tokio nach Berlin?

Zu dem Zeitpunkt hatte ich in einer Firma in Tokio gekündigt, ich wollte mein Lebensumfeld ändern. Irgendwo hinziehen, wo Kultur und Kunst frei sind. Dieses Gefühl hatte ich in Berlin, dass Menschen herkommen, die das gleiche suchen wie ich. Damals habe ich einen Freund in Berlin besucht, der bereits umgezogen war und ich war so beeindruckt davon, wie energiegeladen die Kunstszene hier ist. Ich hatte sogar das Gefühl, die Zeit vergehe langsamer. weil Menschen sich mit dem beschäftigen, was sie wirklich inspiriert.

Und wie hat sich dein Leben in Tokio gestaltet?

Als ich noch in Tokio lebte, hatte ich nicht viel Zeit damit verbracht, darüber nachzudenken, wohin ich will, oder was ich will. Ich hatte einfach keine Zeit, über mich selbst nachzudenken, weil ich viel arbeitete. Im Gegenteil dazu hat Berlin auf mich wie eine Oase gewirkt. Die Natur ist sehr nahe und auch die Kunstszene ist lebendiger, sie hat sich einfach anders entwickelt, als in Tokio, wo Künstler*innen viel mehr im Untergrund arbeiten.

Neben deinen künstlerischen Arbeiten hast du auch publizistische Projekte abgeschlossen. „Fan Zine Fun“ heißt das Magazin. Worum geht es dabei?

Das „Fan Zine Fun Issue“ begann als eine Sammlung meiner Mal- und Zeichnungsarbeiten, die ich mit unterschiedlichen Fragen zum Thema Zukunft verbinde und publiziere.

Yuka Kobayashi

Durch was ist dein künstlerisches Konzept inspiriert?

Ich verbringe viel Zeit damit mir Gedanken über mögliche Arten der Zukunft zu machen, welche Rolle der Mensch darin spielen wird und an diese Gedanken knüpfen meine Arbeiten an. Technik und die Vorstellung von der Galaxis, dem Universum, etwas, das bei weitem erhabener und gigantischer sein kann als wir. Das sind Motive, die ich verarbeite. Meine Arbeiten gehen zwischen mehreren Dimensionen hin und her, es ist ein konzeptioneller Ansatz zwischen dem Physisch-Menschlichen und dem Immateriellen. Dabei interessiere ich mich weiterhin für Mode, konzentriere mich jedoch nicht mehr um die Funktion von ihr, sondern darauf, sie mit akademischen Fragen zu kombinieren. Ich hinterfrage das Modedesign darauf, ob es im Rahmen der Kunst entsteht, ob es an die Reflexion von Philosophie und Ästhetik geknüpft ist, oder doch autonom ist. Immerhin ist das Modedesign-Studium mein einziger künstlerisch-akademischer Hintergrund. Alles, was ich jetzt mache, ist pure Autodidaktik.

Deine Kunstwerke changieren zwischen Digital und Analog. Wie experimentierst du mit den unterschiedlichen Medien?

Zurzeit verwende ich gerne Acrylfarbe auf Kunststoffplatten. Ich bemale sie, scanne sie ein und bearbeite sie schließlich in einem Programm auf dem PC. Daraus entwickle ich entweder ein Video oder eine Installation in Form eines 3D-Objekts. Ich finde es interessant und vielschichtiger, gewissermaßen ist es ein Überschreiten medialer Etappen. Dadurch greife ich — konzeptionell — mehrere Dimensionen auf, die ich zum Ausdruck bringen möchte. Dabei frage ich mich immer, wie es aussieht, wenn verschiedene Materialien und Methoden verwendet werden und man sich nicht auf ein Medium beschränkt.


Foto: Ella Pechechian