Christine Bovill entführt mit ihrer Show „Tonight you belong to me” auf eine Reise durch die wilden 20er Jahre. Dabei gelingt es ihr mühelos, der schwungvolle Ausgelassenheit und der Ambivalenz des Lebensstils durch ihre Musik Ausdruck zu verleihen.

Gleich zu Beginn des Abends, kann die Schottin Bovill mit dem titelgebenden Song „Tonight you belong to me“ eine starke Kostprobe ihres Talents geben. Die kräftige Stimme mit dem leicht rauchigen Unterton schmiegt sich angenehm an die Pianobegleitung und entführt das Publikum in die ausgelassene Welt des Jazz.

Eine Welt, die in den 20er Jahren als „schwarze Unterhaltung für weiße Leute“, so die Sängerin, erfunden wurde. Und für die Bovill – die sich bislang durch französische Chansons einen Namen gemacht hatte -, laut eigenem Bekunden, bereits seit ihren Jugendjahren eine Faszination hegt.

Abgerundet wird die Darbietung vom Outfit der Sängerin – ein kurzes Schwarzes, das durch einige Fransen auf den 20er-Jahre-Look getrimmt wurde, kombiniert mit einem rosafarbenen Glitzerjäckchen (das Bovill, wie sie nach der Pause peinlich berührt bemerkt, verkehrt herum angehabt hatte) und der roten Lockenmähne, die von einem Haarband gebändigt wird. Ein Auftreten, das an die berüchtigten Flappers erinnert.

20er Jahre Flair von Christine Bovill

Zwischen Songs wie „The Alcoholic Blues“ und „Lover, Come Back To Me“ streut Bovill geschickt Anekdoten über die 20er Jahre ein. Sie erzählt von Speceries und den Aufstieg der Gangsterbanden über die enorme Beliebtheit der Hollywoodblockbuster bis hin zum großen Börsencrash, dem Black Friday.

Dabei gibt sie auch den ein oder anderen Gag zum Besten – „That’s my first show since the „B“-word happened“ – und erntet dafür Lacher beim Publikum. Als das Stichwort „Prohibition“ fällt, wandern die Hände vieler Gäste wie aus Protest zu ihren Gläsern, um sich einen genüsslichen Schluck ihres Weins zu Gemüte zu führen.

Aber im Laufe des Abends stimmt Bovill durchaus auch nachdenkliche Töne an. So vergleicht sie die damaligen Vorbehalte der US-Amerikaner im Bezug auf die Einwanderung europäischer Juden mit den heutigen Ressentiments gegenüber Arabern und Lateinamerikanern.

Spekatkel für Jazz-Fans

Nach knapp zwei Stunden endet das Programm, so wie es angefangen hat; mit dem Song „Tonight you belong to me“ – diesmal im Duett mit dem Mann, der zuvor sein Geschick am Piano präsentieren konnte: Michael Brady. Das Publikum zeigt sich begeistert und honoriert die Darbietung mit überschwänglichem Applaus und Jubelrufen.

In ihrer Show kann Bovill vor allem mit ihrer gewaltigen Stimme brillieren. Ihr gelingt es mühelos, das Publikum in die rauschende Atmosphäre der 20er Jahre einzuhüllen. Und durch die pointierten Anekdoten zwischen den Gesangseinlagen wird durchaus auch der Intellekt der Gäste angesprochen. Ein Besuch des Spektakels lohnt sich besonders für Jazz-Fans definitiv – selbst wenn der Altersdurchschnitt der anderen Besucher zu Beginn vielleicht skeptisch stimmen mag.

 „Tonight you belong to me“. Nächste Vorstellung am 28. Februar 2020, in der „Bar jeder Vernunft“.